„Auf einen Tee mit …“ – Susanne Kreienbrock, Koordinatorin der Gesundheitsregion Leer beim Kreis Leer
LEER Seit fast zehn Jahren gibt es die Gesundheitsregion Leer. Sie wird von Susanne Kreienbrock koordiniert, die bei der Kreisverwaltung im Bereich des Gesundheitsamtes arbeitet. Die 50-Jährige Leeranerin, die Diplom-Gesundheitswirtin ist, spricht in der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ über die Erfolge der Arbeit, die Notwendigkeit, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken und über Fehleinschätzungen. Weitere Themen sind der zu erwartende Mangel an Versorgung durch niedergelassene Ärzte und die Selbsthilfe-Kontaktstelle.
Wenn ich die Gesundheitsregion Leer in wenigen Worten erklären sollte, dann…
… erläutere ich, dass wir als Gesundheitsregion viele Akteure aus dem Sozial- und Gesundheitswesen zusammenbringen, um Ideen und Projekte zu entwickeln zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung der Menschen im Landkreis. Dabei geht es beispielsweise um die pflegerische Versorgung, Gesundheitsförderung oder auch Digitalisierungsprozesse im Gesundheitswesen.
Seit 2015 haben wir erreicht, dass …
… sich viele Akteure im Bereich der gesundheitlichen Versorgung zusammengeschlossen haben, wir gemeinsam Projekte und Arbeitsgruppen auf den Weg gebracht haben und regelmäßig Veranstaltungen mit guter Resonanz organisieren konnten. Jedes Jahr gibt es eine Gesundheitskonferenz zu einem aktuellen Gesundheitsthema, bei der die Beteiligung und der Austausch mit den Teilnehmenden im Vordergrund steht. Themen der letzten Jahre waren zum Beispiel „Kinder psychisch kranker Eltern“, „Gewalt in der Pflege“ oder „Die Zukunft der Gesundheitsversorgung“.
Unsere wichtigste Aufgabe der nächsten Jahre ist…
… vor allem die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu fördern. Damit sind das Wissen und die Fähigkeiten von Menschen gemeint, sich gut um ihre eigene Gesundheit zu kümmern und gute Entscheidungen für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit zu treffen. Dazu gehören Kenntnisse über gesundheitsförderliches Verhalten wie ausreichende Bewegung oder gesunde Ernährung, aber auch das Wissen über das Gesundheitssystem und seine Funktionsweise.
Für eine noch bessere Vernetzung aller Akteure ist es wichtig, dass …
… es trotz der zunehmenden Arbeitsverdichtung Menschen auch weiterhin möglich ist, sich zur Verbesserung des Gesundheitswesens zu engagieren.
Unsere größte Fehleinschätzung in fast zehn Jahren war, dass …
… wir die Nachhaltigkeit von Projekten überschätzt haben. Die Weiterführung von innovativen Projekten scheitert häufig an fehlenden Voraussetzungen zur dauerhaften Finanzierung. Damit verschwinden häufig auch gute Ergebnisse oder die Ideen können sich nicht ausreichend entfalten, weil Projekte eine begrenzte Zeitvorgabe haben.
Wenn ich an die Ergebnisse der zehn großen Arbeitsgruppen denke, dann…
… fallen mir das Patientenmobil im Bereich Mobilität, der Online-Beratungsführer zur Navigation durch die Beratungslandschaft, der Alterssimulationsanzug und das telemedizinische Projekt in der Augenheilkunde ein.
Im Kreis Leer mangelt es am meisten an…
Es ist erkennbar, dass wir auf einen Mangel an der Versorgung durch niedergelassene Ärzte zulaufen. Bereits jetzt ist es für Neubürger schwierig, einen Haus- oder Zahnarzt zu finden oder von einem Neurologen oder Kardiologen zeitnah behandelt zu werden.
Die Arbeit in der Selbsthilfe-Kontaktstelle ist für mich
…eine Herzensangelegenheit. Das mache ich seit 2003. Diese Arbeit lebt vom Austausch mit Menschen. Das mag ich sehr gerne. Menschen kommen zu uns, weil sie mit gesundheitlichen Problemen auf der Suche nach Möglichkeiten des Austausches mit Gleichgesinnten sind. Ihnen zu helfen, ist wichtig.
Von der Politik wünsche ich mir, dass …
… Gesundheit in allen Bereichen mitgedacht wird.
Ein Fehler von mir ist …
… oft Dinge sehr emotional zu nehmen und mir manchmal wünsche ich mir, dass ich etwas rationaler sehen könnte, um mich besser abzugrenzen.
Meine Familie ist für mich…
… mein wichtiger Rückhalt. Es ist der Ort, wo ich bedingungslos so angenommen werde, wie ich bin.
Sport ist für mich…
… ein wichtiger Ausgleich. Ich habe mich schon immer gerne bewegt.
Mein Lebensmotto ist, dass …
… es oft im Leben hilft, zu lachen. Es hilft öfter als wir denken und entspannt viele Situationen.
Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…
… an der Pünte an der Jümme.
Ich kann mich so richtig aufregen über…
… Manipulation und Ungerechtigkeit.
Ich kann mich so richtig freuen über…
… lachende Kinder.
Mein letztes Urlaubziel war…
… Norderney.
Ich habe das letzte Mal gelogen, als…
Jeder lügt doch mal (lacht). Ich hatte keine Lust zu einem privaten Telefonat und habe mir dann eine Ausrede ausgedacht.
Kraft tanke ich, wenn ich …
… Sport mache, Spazieren gehe, an der frischen Luft bin.
Das letzte Buch, das ich gelesen habe, handelte von…
… sechs Frauen, die einen Jungesellinnen-Abschied in Griechenland feiern und am Ende ist eine von ihnen tot. Ich bin gespannt, wie das ausgeht.
Ein Traum, den ich mir noch gerne erfüllen möchte, ist …
Ich träume nicht so viel über die Dinge, die ich in der Zukunft machen möchte. Wichtiger ist das Hier und Jetzt.
Wenn ich einen Tag lang Bundeskanzlerin sein könnte, dann würde ich gerne als erstes…
… alle europäischen Regierungschefinnen und Regierungschefs zu mir nach Berlin einladen.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…
… wünsche ich mir wieder mehr die Fähigkeit der Menschen, sich zu vertrauen, Dinge zu verzeihen und weniger übereinander zu urteilen.
Susanne Kreienbrock ist seit 2015 Koordinatorin der Gesundheitsregion Leer.
Foto: Privat