Betongold: Immobilien steigen im Wert pro Jahr um 10 Prozent

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Diese Nachricht wird alle Grundstücks- und Immobilieneigentümer bzw. deren Erben freuen: Wer im Kreis Leer „Betongold“ in Form von Ein- oder Zweifamilienhäusern hat, der kann sich in den letzten Jahren über einen Wertzuwachs von 10 Prozent pro Jahr freuen. Das geht aus dem aktuellen Grundstücksmarktbericht für den Kreis Leer hervor.

Makler haben kaum noch Objekte im Angebot

Heiko Rödenbeek, Chef des Katasteramtes in Leer, spricht auf Anfrage davon, dass sich der Trend zur Wertsteigerung weiter fortsetzt. „Ja, das ist so. Die Makler im Kreisgebiet berichten, dass sie kaum noch Objekte im Portfolio haben bzw. dass Wohnhäuser sehr schnell verkauft werden können.

Niedrige Kreditzinsen und kaum Zinsen auf Guthaben beflügeln den Trend“, so der Dezernatsleiter des Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) und stellvertretende Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückswerte (siehe dazu Stichwort Gutachterausschuss). Gefragt seien beispielsweise in Leer Wohnimmobilien in Heisfelde (westlicher Bereich, Am Eichenwall), Loga (Bereich Julianenpark und Musikerviertel). 2020 seien die Spitzenreiter bei den vorgelegten Kaufverträgen 1,9 Millionen Euro für ein Mehrfamilienhaus in Moormerland, 800.000 Euro für ein Ein-/Zweifamilienhaushaus auf Borkum und etwa 600.000 € für Häuser in Moormerland und Leer gewesen. Besonders hohe Wertsteigerungen habe es kreisweit für zentralen Lagen in Moormerland und Rhauderfehn gegeben.

Bis zu 2.100 Euro je Quadratmeter auf Borkum

Für jedes Grundstück wird ein so genannte Bodenrichtwert ermittelt. Er ergibt sich aus den durch den Gutachterausschuss (siehe dazu Stichwort am Ende des Textes) ermittelten Wert eines Quadratmeters an. Absoluter Spitzenreiter ist in dieser Hinsicht bei bebauten Grundstücken die Insel Borkum. Hier wird für einen Quadratmeter an der Promenade im Schnitt mit 2.100 Euro  der höchste Preis kreisweit erzielt. „Auf dem Festland ist es die 1a-Geschäftslage in der Leeraner Mühlenstraße mit 900 Euro je Quadratmeter“, berichtet Rödenbeek. Und wie ist im Kreisgebiet die Spanne für unbebaute, erschlossene Baugrundstücke? Sie reicht von 18 Euro je m² in Landschaftspolder im Rheiderland bis zu 210 € je m² in Leer (Am Eichenwall und Julianenpark). Auch hier hat Borkum wiederum eine Sonderstellung mit 440  Euro je m² für eigengenutzte Wohnungen und bis zu 750 Euro je m² für Wohnhäuser mit Ferienwohnungen (Sondergebiet). In Leer sei neben der beschriebenen Nachfrage nach Häusern bei geringem Angebot auch die Nachfrage nach Bauland groß.

Trend: Hohe Kaufpreise, Abriss, Renditeobjekte

Rödenbeek macht auf einen weiteren Trend aufmerksam. „Wir stellen fest, dass ältere Objekte in guten Lagen zu hohen Preisen – teilweise das Zweifache des ausgewiesenen Bauland-Bodenrichtwertes oder noch wesentlich höher – erworben, abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt werden. Wo es der Bebauungsplan zulässt, werden hier oft auch Mehrfamilienhäuser als Renditeobjekte errichtet“, so der Chef der Leeraner Behörde.

Nachfolgend weitere Trends und Fakten aus dem Grundstücksmarktbericht für das Jahr 2020 für den Landkreis Leer:

Trends und Fakten aus dem Grundstücksmarktbericht für das Jahr 2020 für den Landkreis Leer

Bauplätze für den individuellen Wohnungsbau: Das Interesse im Landkreis Leer ist ungebrochen hoch. Die Zahl der Verträge ist im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent angestiegen. Die verkauften Grundstücke verteilen sich so auf das Kreisgebiet:

Wohnungsbau

Freistehenden Ein- und Zweifamilienhäusern: In der Region Friesland und Ostfriesland ging die Zahl der Verträge um 5 Prozent zurück. Im Kreisgebiet  Leer  um 2  Prozent auf 1.373. Der übliche Kaufpreis für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit dem Baujahr 1980 und 140 m² Wohnfläche lag zwischen 175.000 € im ländlichen Bereich und 230.000 € in den Städten. Das Preisniveau der Ein- und Zweifamilienhäuser war 2020 erneut deutlich um 10 % gestiegen. Damit beläuft sich die Preissteigerung der letzten 10 Jahre auf 87 %.

Indexreihe
Kaufpreise

Untersucht hat der Bericht auch einmal die Frage, ob vorhandene Windenergieanlagen die Kaufpreise der umliegenden Immobilien mit Einfamilienhausgrundstücken beeinflussen. Ergebnis: Nein, Windenergieanlagen haben keinen negativen Einfluss auf die Kaufpreisbildung hatten. Dieses Ergebnis ist unabhängig von der Entfernung der Windenergieanlagen zu den Wohnhäusern.

Grafik

Reihenhäuser und Doppelhaushälften:  Im Kreis Leer wurden 170 Käufe getätigt. Das ist ein Plus von 20 Prozent. Die üblichen Kaufpreise für durchschnittliche Objekte mit dem Baujahr 2000 und 100 m² Wohnfläche schwankten zwischen 170.000 € in den ländlichen Bereichen und 215.000 € in den Städten. Die Preise waren gegenüber dem Vorjahresniveau erneut um 7 % gestiegen.

Reihenhäuser und Doppelhaushälften

Wohnungen: Bei Wohnungen, z.B. Eigentumswohnungen, wurde im Kreis Leer ein Wachstum von 22 % verzeichnet. Der durchschnittliche Kaufpreis bei Weiterverkäufen lag bei Objekten im Binnenland (Region Friesland und Ostfriesland) bei etwa 1.800 €. Das Preisniveau für Wohnungen ist im Mittel erneut um 8 % gestiegen.

Wohnungen

Geschäftsmieten in Leer: Die Geschäftsstelle des Gutachterausschusses Aurich führt regelmäßig in den Städten Aurich, Emden, Esens, Jever, Leer, Norden, Varel, Wilhelmshaven und Wittmund Untersuchungen über die Ladenmieten in den Geschäftszentren durch. Hier die Übersicht für die Leeraner Innenstadt (für 2016 und damit vor der aktuellen Corona-Pandemie):

Geschäftsmieten

Bodenrichtwerte: Die für die Kommunen angegebenen Richtwerte beziehen sich auf Grundstücke, für die keine Erschließungskosten anfallen.

Bodenrichtwerte

Die Bodenrichtwerte können adressgenau im Internet unter folgender Adresse abgerufen werden: www.immobilienmarkt.niedersachsen.de

Hinweis: Alle Grafiken und Tabellen sind entnommen aus Grundstücksmarktbericht 2021 für die Bereiche der kreisfreien Städte Emden und Wilhelmshaven  und der Landkreise Aurich, Friesland, Leer und Wittmund.

 Stichwort: Was ist ein Gutachterausschuss?

Ein Gutachterausschuss hat die Aufgabe, anhand aller geschlossenen Verkaufsverträge in einer Region für eine Markttransparenz zu sorgen. In Niedersachsen ist je ein Gutachterausschuss für den Bereich einer Regionaldirektion des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) – in diesem Fall in Aurich – eingerichtet. Vorsitzender ist Martin Homes (Leiter Regionaldirektion Aurich), einer der Stellvertreter ist Heiko Rödenbeek (Leiter Katasteramt Leer). Zudem gehören dem Ausschuss zahlreiche ehrenamtliche Mitglieder an, die beruflich mit den Themen Grundstücke und Immobilien in Verbindung stehen. Neben der Kaufpreissammlung und Ermittlung von Bodenrichtwerten erstellt der Ausschuss unter anderem auf Antrag von Eigentümern Gutachten über den Verkehrswert von bebauten und unbebauten Grundstücken. Für den Kreis Leer ist die Geschäftsstelle beim Katasteramt in Leer zuständig, Tel.: 0491 / 8008 42. Ansprechpartner für Wertgutachten ist Günther Woortmann, E-Mail: guenter.woortmann@lgln.niedersachsen.de.

Stichwort: Was ist ein Bodenrichtwert?

Der Bodenrichtwert ist ein Wert für einen Quadratmeter unbebauten Bodens, ein Hilfswert bei der Wertermittlung für Immobilien und ein Durchschnittswert, der aus Grundstücksverkäufen abgeleitet wird. Der Bodenrichtwert für Bauland wird durch einen Gutachterausschuss regional ermittelt. Grundlage dafür ist die amtlichen Kaufpreissammlung. Der Bodenrichtwert stellt einen Durchschnittswert aus einer Vielzahl von Grundstücksverkäufen dar. Bei der Ermittlung eines Verkehrswertes eines einzelnen Grundstückes oder einer Immobilie wird der Bodenrichtwert ebenso wie weitere Besonderheiten (z.B. Grundstücksgröße und -form, Art der Bebauung, Lage mit Infrastruktur, Versorgungsumfeld, Nachbarschaft) herangezogen.


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