„Das Museum mit spannenden Themen und Ostfriesland haben mich schnell überzeugt“

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Auf einen Tee mit… – Heute: Nicole Gelhaus, neue Leiterin des Ostfriesischen Schulmuseums

FOLMHUSEN Eines der Museen in Ostfriesland, das bei jedem Besucher Erinnerungen an die Kindheit und Jugend weckt, hat eine neue Leiterin. Nicole Gelhaus ist aus Bremerhaven nach Westoverledingen gekommen, um die Zukunft des Ostfriesischen Schulmuseums in Folmhusen an der Bundesstraße zwischen Leer und Ihrhove zu gestalten. Eine spannende Aufgabe, sagt die 51-Jährige, denn das Museum umfasst immerhin neben der Dauerausstellung ein großes Archiv und eine Bibliothek mit rund 50.000 Bücher. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht Gelhaus, die in ihrer Freizeit Haiku-Gedichte schreibt, über ihre Eindrücke in der neuen ostfriesischen Heimat sowie die Ziele und Herausforderungen, die sich für das Schulmuseum stellen.

Für die Aufgabe, das Schulmuseum zu leiten, habe ich mich entschieden, weil…

… sie eine gute Mischung vieler interessanter Aspekte für mich ist. Ich wollte eine Herausforderung mit einem kleineren Museum mit kurzen Wegen und vielen unterschiedlichen Aufgaben. Das Museum mit seinen spannenden Themen, die ja Teil der Bildungsgeschichte sind, sowie Ostfriesland haben mich schnell überzeugt. Folmhusen mag zwar etwas ländlich liegen, aber das Thema spricht sehr viele Menschen an. Die drei Häuser mit dem denkmalgeschützten Schulgebäude, dem Gulfhaus mit der Darstellung einer Dorfschule und einer Lehrerwohnung um 1800 und mit Platz für Sonderausstellungen und Veranstaltungen sowie der Bücherscheune mit dem umfassenden Magazin und der Bibliothek bieten viele Möglichkeiten. Ich freue mich sehr über diese Aufgabe.

Verändern werde ich…

Das ist wohl die typische Frage, wenn jemand neu etwas Neues beginnt. Ich sage es so: Es gab hier bereits immer viele gute Ideen und es ist viel erfolgreich gemacht worden. Ich freue mich nun die nächsten Schritte zu gestalten und über die Mitwirkung der (ehemaligen) ostfriesischen Lehrern und Schülern, die ja die Schulgeschichte mitschreiben. Das Museum ist ein lebendiges Museum, denn es begeistert viele Besucher, die sich an ihre Schulzeit erinnern, aber ebenso Mitwirkende. Vor allem ihr Engagement trägt viel zu dem Erfolg bei. Diese ehrenamtlichen Unterstützungen gilt es auch in Zukunft zu fördern.

Ein Museum macht Spaß, wenn …

… die Besucher – auch, wenn es nur ein Exponat oder Erlebnis ist – überrascht werden, einen Aha-Effekt erleben.

Die größte Überraschung, die ich als neue Leiterin des Museums erlebte, ist…

… die Vielfalt unseres Magazins. Was wir alles zu bieten haben, ist beeindruckend. Diese Vielfalt gibt uns auch in Zukunft die Möglichkeit, immer wieder neue Akzente durch Ausstellungen zu setzen.

Nachts in einem Museum zu sein, kann …

… einen Perspektivwechsel bewirken, weil man die Dinge wirklich mit anderen Augen sieht. Ich habe es einmal selbst bei einer Ausstellung miterlebt. Eine Freundin hat mir gesagt, dass sich neue Perspektiven eröffnen. Ich habe das dann selbst erlebt.

Mein Lieblingsexponat in unserem Haus ist …

Ich habe noch keines, denn ich habe noch nicht alles genauer besehen können. Als erstes ist mir bei meinem Besuch der Weidenzaunpfahl draußen vor der Tür des Museums aufgefallen. Es wird erläutert, dass früher Schülerinnen und Schüler nach dem letzten Schultag wohl ihre Schiefertafeln an solch einem Pfahl neben der Schule zerschmettert haben. Das hat mich zum Schmunzeln gebracht.  Für unser Museum ist das in gewisser Weise ein reizender Empfang der Besucher. Mich würde interessieren, was heute am letzten Schultag mit den Schulsachen passiert….

 Das Museumsgütesiegel für Niedersachsen und Bremen zu haben, ist…

… eine tolle Anerkennung. Sie zeigt, dass hier engagierte Menschen ein Museum mit Qualität mit Leben erfüllen.

Mit aktuellen Sonderausstellungen wollen wir…

…  spannende Exponate zeigen, die nicht in der Dauerausstellung zu sehen sind. Mit verschieden Themen und Perspektiven wollen wir zudem die Vielseitigkeit der Schulgeschichte zeigen, die auch sehr unterschiedliche Interessen und Menschen ansprechen.

Die größte Aufgabe, die wir vor uns haben, ist…  

… mit Sicherheit, weiterhin ausreichend Mitstreiter zu finden, die dafür sorgen, dass wir unser Haus weiterhin hegen und pflegen und mit viel Leben versehen können. Wir freuen uns, wenn Menschen mit ihren Ideen, Fähigkeiten oder der Freude mit anderen Menschen zu arbeiten zu uns kommen und sich einbringen.  Beispielsweise als Lehrerin oder Lehrer für den Historischen Unterricht wie zu Kaiserzeiten, oder für Recherchearbeiten.  Emphatische Menschen haben vielleicht Lust auf Zeitzeugen-Interviews. Ebenso freuen wir uns über Häkelbegeisterte oder Menschen die zu den Öffnungszeiten die Kasse und Besucher betreuen. Und nicht zuletzt kommunikative Menschen für die Museumspädagogik. Auch wenn Interessen aber keine Kenntnisse in einem Bereich bestehen, zeigen wir gerne alles, damit Jede und Jeder auch mal reinschnuppern kann.

Die Stiftung ist für unser Haus…

… wichtiger Rückhalt.

Wer sich bei uns engagieren will, der sollte…

… einfach Lust haben, mit uns etwas zu gestalten. Das muss nicht gleich eine dauerhafte Mitarbeit sein, es kann auch gerne projektbezogenes Engagement sein. Vorbeikommen oder anrufen und ins Gespräch zu kommen, ist der schnellste Weg zu uns.

„Gerade sitzen, Ohren spitzen!“ – dazu fällt mir ein, dass …

… das Motto unserer Unterrichtsstunden aus alter Zeit ist, die bei unseren Besuchern sehr beliebt sind. Ich habe selbst daran teilgenommen und erlebt, wie die Reaktionen der „erwachsenen Schülerinnen und Schüler“ sind. Das ist eine wunderbare Idee, die immer wieder bei Menschen Erinnerungen auslöst. Bemerkenswert finde ich, dass auch alle immer begeistert bei den Schreibübungen mitmachen und sich mit Freude noch einmal auf die Rolle der Schüler einlassen.

Nach Ostfriesland zu gehen, ist für mich

… ein schöner Neubeginn in einer sehr reizvollen Umgebung und Kultur.

Plattdeutsch ist für mich…

…  eine tolle Sprache, die erhalten werden muss. Das Plattdeutsche hier im Kreis Leer ist noch eine kleine Herausforderung für mich. Ich komme aus dem Bereich Vechta und da gibt es dann doch schon Unterschiede bei den Wörtern und der Aussprache.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

… Jammern, Meckern und Beschuldigungen, ohne dass die Menschen erst einmal überlegen, was sie selbst tun können.

Ich kann mich so richtig freuen über, …

… sehr kleine Dinge, die berühren.

Ich habe das letzte Mal gelogen, weil…

…, die Person die Wahrheit nichts anging.

Mein größter Fehler ist, dass …

… sehr wiss- und lernbegierig zu sein. Manchmal muss ich aufpassen, dass es nicht insgesamt zu viel bzw. zu viele Themen gleichzeitig sind.

Kraft tanke ich, wenn…

… ich in der Natur unterwegs bin oder mir eine inspirierende Ausstellung ansehe.

Haiku-Gedichte zu schreiben ist für mich…

… die Möglichkeit, Dinge, die zwischen den Zeilen stehen, auf den Punkt zu bringen. Diese japanischen Kurzgedichte zeichnen sich traditionell durch eine sehr begrenzte Silbenzahl aus.

Wenn ich einen Tag lang in meinem Leben ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne…

Oh, das ist interessant. Ich wäre gerne viele verschiedene Menschen, um Erfahrungen zu sammeln, ganz gleich, in welchem Bereich. Es wäre bestimmt spannend, in die Haut eines andern zu schlüpfen und so neue Blickwinkel kennen zu lernen. Ein Tag würde mir da nicht ausreichen.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…

… wünsche ich mir für mich persönlich, dass ich mich gut in Ostfriesland einlebe. Für das Museum, dass der Historische Unterricht weiter viele Menschen so begeistert und für all‘ die großen Wünsche an unsere Welt, von mir selbst, dass ich einen Teil zur Erfüllung beitragen kann.

Seit einigen Wochen leitet sie das Ostfriesische Schulmuseum in Folmhusen: Nicole Gelhaus.

Foto: privat

Holger Hartwig„Das Museum mit spannenden Themen und Ostfriesland haben mich schnell überzeugt“