„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Erwin Santen, 2. Vorsitzender des Leeraner Vereins „Traditionsschiff Prinz Heinrich“
LEER/PAPENBURG 2003 sollte die Prinz Heinrich verschrottet werden. Heute ist sie im Leeraner Handelshafen ein „Hingucker“ und begeistert seit Jahren Interessierte mit Ausflugsfahrten und bei Veranstaltungen an Bord. Möglich wurde die Restaurierung des einmaligen Dampfschiffes durch viele helfende Hände und allen voran durch Wolfgang Hofer, der bis zu seinem Tod in diesem Jahr die treibende Kraft bei der Rettung, Restaurierung und dem Betrieb des Schiffes war. Hofer konnte sich auf ein Team aus vielen Mitstreitern verlassen, die sich jetzt weiterhin um das Schiff kümmern, das von 1909 bis 1954 im Linienverkehr zwischen Emden und Borkum und mit Ausflugsfahrten auch ab Leer fuhr. Aktuell führt Erwin Santen den Verein. Der 81-Jährige Papenburger ist 2. Vorsitzender des „Traditionsschiff Prinz Heinrich“. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht er über seine Motivation, Verantwortung zu übernehmen, Erinnerungen an eine der ersten Fahrten, über die Bedeutung des Gründungsvorsitzenden und Wolfgang Hofer und die Herausforderungen in den nächsten Jahren.
Die Prinz Heinrich ist für mich …
… ein Ort, an dem engagierte Menschen zusammenkommen und gemeinsam etwas bewegen. Ich habe über die Jahre viele interessante Begegnungen gehabt und die Menschen, die sich dort engagieren, ins Herz geschlossen.
Das Schiff vor der Verschrottung gerettet zu haben…
… ein großer Gewinn für die gesamte Region Ostfriesland und Papenburg. Das Schiff ist einmalig und das Besondere ist, dass wir es so restauriert haben, dass es sich so wie früher bewegen lässt. Man kann spüren, wie es sich vor vielen Jahren angefühlt hat, mit einem solchen Schiff unterwegs zu sein und erleben, wie die Dampfmaschine funktioniert. Das macht die Prinz Heinrich einmalig.
Wenn ich an die ersten Fahrten im Jahr 2018 zurückdenke, dann…
… ist mir vor allem meine zweite Fahrt in Erinnerung geblieben. Wir habe auf der Ems meinen Geburtstag gefeiert – und das Schiff ist insgesamt fünfmal stehen geblieben, weil wohl ein Ventil nicht richtig bedient wurde. Diese Fahrt werden die damaligen Gäste und auch die Crew nie vergessen.
Unsere größte Herausforderung ist, …
… das Schiff in Stand und die Finanzen in Ordnung zu halten. Zudem brauchen wir immer wieder engagierte Menschen, die sich an unterschiedlichen Stellen engagieren, sei es handwerklich oder im Service oder in der Kombüse bei den Ausflugsfahrten. Wir haben als Verein etwa 540 Mitglieder, von denen sich etwa 30 regelmäßig einbringen. Uns freut es sehr, dass auch viele Jüngere dabei sind, auch wenn sie nicht so viel Zeit für den Dampfer haben wie wir Rentner.
Unser verstorben Gründungsvorsitzender Wolfgang Hofer war für die Prinz Heinrich…
… der „Schöpfer“ dieses Schiffes in seiner heutigen Form. Er hat aus einem Schrotthaufen ein Schmuckstück gemacht. Er hat bei der Restaurierung zwar nicht selbst Hand angelegt, aber hat bis ins Detail alles überlegt und vor allem hat er die Geldgeber besorgt. Er hat dabei die Hartnäckigkeit gehabt, die es erforderte, die für manch einen aber nicht einfach zu nehmen war. Fakt ist: Ohne Wolfgang Hofer würde das Schiff heute nicht mehr existieren. Es ist nun unsere große Aufgabe, für ihn einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden, der oder die dafür sorgt, dass unser Team weiter viel Freude hat und das Schiff weiter gut gewartet werden kann.
Der Liegeplatz im Leeraner Hafen ist …
… genau der Richtige, weil dort viele Touristen vorbei und gerne an Bord kommen. Das Schiff ist ein Glanzstück für Leer und den Hafen. Wir wissen, dass auch die Nachbarstädte unsere Prinz Heinrich gerne bei sich im Hafen dauerhaft liegen hätten. Aber: Der Verein lebt von den aktiven Vereinskameradinnen und Kameraden, die mit anpacken – und die kann man nicht einfach woanders hin verpflanzen.
Unsere Ausflugsfahrten sind…
… immer ein besonderes Ereignis und eine fühlbare Bestätigung unserer Arbeit. Die Gäste sind begeistert vom Schiff und von unserem Service. Manchmal könnten sie etwas mehr Trinkgeld geben (lacht).
Unser Schiff wird als Ort für Veranstaltungen …
… gerne genutzt, weil es einen besonderen Charme hat. Die Atmosphäre ist mit keinem Restaurant zu vergleichen. Bis auf das Catering wird alles vom Verein organisiert.
Mit unserem Bordtelegramm wollen wir…
… Interessierte und Mitglieder immer auf dem neuesten Stand halten. Es wird per Mail an Mitglieder verschickt und wird auf der Homepage veröffentlicht.
Wer bei uns mitmachen will, der sollte…
… Zeit und Begeisterung für unser Schiff mitbringen. Er muss den Dampfer lieben oder lieben lernen.
Als Emsländer in Leer ehrenamtlich aktiv zu sein ist …
… eine große Ehre (lacht)
Meine Oldtimer sind für mich…
… eine Beschäftigung, die mich im Rentnerdasein aufblühen lässt. Es ist schön, meine Autos fahren zu sehen und zu erleben, wie begeistert die Menschen von den Fahrzeugen – eine Ente (2 CV), die „Göttin Citroen DS“, eine Gansterlimousine Citroen 11 CV – sind. Aktuell habe ich einen Pkw aus dem Jahre 1928 in Arbeit.
Kochen ist für mich…
… eine Leidenschaft. Ich kann das essen, was mir schmeckt und was gesund ist.
Meine Familie ist für mich …
… sehr wichtig und ich freue mich immer, wenn unsere beiden Söhne die Zeit haben, nach Papenburg zu kommen.
Mein Lieblingsplatz in der Region ist…
… – natürlich – die Prinz-Heinrich.
Ich kann mich so richtig aufregen, wenn…
… ich höre, dass es in Leer wirklich Menschen gibt, die sagen: Die Prinz Heinrich ist das Spielzeug einiger alter Männer. Das finde ich schade.
Ich kann mich so richtig freuen über …
… die Arbeit im Team für den Erhalt unseres Schiffes.
Mein größter Fehler ist, dass …
… ich manchmal für Entscheidungen viel Zeit benötige, weil ich sicher sein möchte, die richtige getroffen zu haben.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir…
… noch lange aktiv mein Leben an der Seite meiner Frau zu gestalten, mein ältestes Auto noch fertig restauriert zu bekommen und unsere Söhne irgendwann mal wieder nach Papenburg zurückkommen.
Führt aktuell als zweiter Vorsitzender die Geschäfte des Vereins „Traditionsschiff Prinz Heinrich“: Erwin Santen. Foto: Privat