Noch vor wenigen Jahren war dieser „Beruf“ wenig bekannt und kaum gefragt: der Klimaschutz- bzw. Energiemanager. Jetzt sieht das anders aus. Landauf landab suchen die Kommunen nach diesen Managern. Aktuell laufen so beim Kreis Leer – dort ist es eine Nachbesetzung – und in Kürze auch bei der Stadt Leer Stellenausschreibungen für den Klimaschutzmanager. Hintergrund dafür: Zum einen die großpolitische und gesellschaftliche „Wetterlage“ – und in Niedersachsen eine neue Kommunalrichtlinie. Sie gilt seit Jahresbeginn und sorgt dafür, dass es für das kommunale Energiemanagement, aber auch für Sozial- und Wohlfahrtsverbände, gemeinnützige Vereine sowie Contractoren, die Klimaschutzprojekte im Auftrag für Kommunen umzusetzen, deutlich mehr Förderung, d.h. zusätzliches Geld für Personal und Aktivitäten für die Verbesserung der kommunalen Klimabilanz.
Das, was als Aufgabe auf einen Klimaschutzmanager zukommt, hat es in sich. Hauptaufgabe ist die Erarbeitung eines Klimaschutzkonzeptes mit konkreten Maßnahmen zur Zielerreichung, beispielsweise mit Blick auf die CO2-Bilanz einer Kommune bzw. der Gebäude, des Fuhrparkes und aller anderen Aktivitäten. Zudem soll er die gesetzten Ziele kontrollieren und ständige Verbesserungen für die Klimabilanz auf den Weg bringen. Und natürlich gehören auch die Darstellung und Kommunikation der Klimaschutzaktivitäten sowie die Vernetzung der lokalen Klimaschutzakteure dazu. Die größte Herausforderung hat auch zugleich ein wenig Sprengstoffcharakter: Bei allen Maßnahmen und Überlegungen muss es dem Manager gelingen, immer wieder die Politik von der Notwendigkeit überzeugen, in Klimaschutz statt in andere Ausgaben zu überzeugen. Und Klimaschutzmaßnahmen sind eher langfristig und weniger für die Menschen „spürbar“ als andere positive Entwicklungen in einer Kommune.
Wie weit es in der Region um den kommunalen Klimaschutz bestellt ist, lässt sich leicht beantworten: noch ganz weit weg von umfassenden Strategien und Maßnahmen sowohl an den Gebäuden als auch bei einer integrativen Informationspolitik. Warum das so ist? Die Kommunen haben ganz andere Sorgen – in der Stadt Leer wird die Stelle erst jetzt nach wiederholtem Anlauf geschaffen – und beim Kreis hat der Klimaschutzmanager auf eigenen Wunsch die Sachen gepackt. Über die Gründe darf nur spekuliert werden.
Ach ja, in den Bereich des Klimaschutzmanagers gehört auch das Thema Energieausweise. Auch in diesem Thema ist im Moment viel „Musik“ drin. Warum? Viele Kommunen haben in den Jahren 2008 bis 2010 für ihre Gebäude diese Ausweise erstellen müssen. Diese Ausweise gelten allerdings nur zehn Jahre. Bei der Stadt Leer steht aktuell eine große Liste mit zu erneuernden Ausweisen an, hieß es auf Anfrage. Das Problem sei allerdings: Die, die Energieausweise ausstellen, sind allerorten mit Arbeit und Anfragen überlastet. Vielleicht erklärt das auch, dass der Landkreis Leer bei diesem Thema nicht unbedingt ein Vorbild ist. Jedenfalls sind beispielsweise beim Ubbo-Emmius-Gymnasium die Ausweise seit drei Jahren abgelaufen. Der Kreis verweist darauf, dass bald Arbeiten an der Außenhülle geplant und man erst dann den Ausweis erneuert werde.
Insgesamt müssten an allen öffentlichen Gebäuden die Energieausweise aufgehängt sein. Das sieht das „Gesetz zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden“ vor. Bei allen öffentlichen Gebäuden mit starkem Publikumsverkehr und einer Nutzfläche ab 250 Quadratmeter ist das Zertifikat öffentlich einsehbar auszuhängen. Übrigens: Diese Anforderung gilt auch für Eigentümer privater Gebäude mit mehr als 500 Quadratmeter und Kunden, als auch für jedes Einkaufszentrum, Modehaus, Veranstaltungshalle.
Fest steht: Gesetzliche Regelungen und Richtlinien scheint es im Bereich Klimaschutz bereits ausreichend zu geben. Jetzt braucht es nur noch ausreichend qualifiziertes Personal, was umsetzt und ggf. auch kontrolliert. Wen das neue Aufgabenfeld interessiert, dem sei gesagt: Eine spezielle Ausbildung und den anerkannten Beruf des Klimaschützers gibt es (noch) nicht. Ein naturwissenschaftliches Studium oder ein Studium der Öffentlichkeitsarbeit gelten als beste Voraussetzungen für einen guten Berufseinstieg.