„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Almuth Janssen, Vorsitzende des Kreisimkerverbandes Lee
HESEL Ihrem Vater hat es Almuth Janssen zu verdanken, dass sie bereits als Kind Erfahrungen mit der Imkerei gesammelt hat. Heute ist die 64-jährige Heselerin Vorsitzende des Imkerverbandes für den Kreis Leer. In unserer Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht Janssen, die selbst fünf Völker hat und bei einem Verbrauchermarkt in Leer weitere Bienen betreut, über die Herausforderung der Imker mit Giften in Garten und in Landwirtschaft, erzählt von der Nachwuchsarbeit, berichtet über Honig als Medizin und erklärt, wie die Angst vor Bienen besiegt werden kann.
Im Kreisimkerverband engagiere ich mich, weil …
… es mir 2007 am Herzen lag, dass die Imkerschulung wieder in Gang kommen sollte. Es gab sie einige Zeit, weil sie von einigen Verantwortlichen nicht mehr für erforderlich gehalten wurde. Ich hatte den Eindruck, dass manch einer sein Wissen nicht so gerne weitergeben wollte. Für mich stand fest: Wir brauchen neue Imker, wir brauchen Nachwuchs.
Die größte Herausforderung als Vorsitzende ist, …
… immer alles unter einen Hut zu bekommen und allen Imkern gerecht zu werden. Wir haben fünf Imkervereine mit etwa 450 Imkern im Kreisverband mit unterschiedlichen Meinungen und Interessen.
Ich bin zur Imkerei gekommen, weil…
… mein Vater mich sehr früh miteinbezogen hat. Wenn er als Landwirt tagsüber auf dem Acker unterwegs war, habe ich mich um den Bienenschwarm gekümmert und beispielsweise die Flügel der Bienen mit Wasser besprüht, damit sie nicht wegfliegen.
Wenn ich einen jungen Menschen von der Imkerei überzeugen möchte, dann …
… nehme ich ihn zu meinen Völkern in meinem Garten mit und erzähle, was die Bienen alles leisten. Mit meiner begeisternden Art für die Imkerei gelingt es dann ganz gut, auch bei dem jungen Menschen Interesse zu wecken.
Das faszinierende an der Imkerei ist, dass …
… die Bienen alles im Prinzip allein machen könnten. Sie kennen ihre Abläufe sehr genau. Sie zu leiten, hat das Ziel, Honig zu gewinnen, den ich dann ernten kann.
Unsere Schulungen zum Imker sind…
… grundlegend wichtig. An zwölf Sonnabend lernen die Teilnehmer alles über die Imkerei und beispielsweise auch über Honig als Lebensmittel. Ich freue mich, dass jedes Jahr etwa 40 Interessierte an den Schulungen teilnehmen.
Das Bienensterben ist…
… bedauerlich. Viele Wildkräuter und Blühpflanzen werden totgespritzt, abgemäht oder rausgerissen. Ich appelliere an jeden, sich einen Gifteinsatz – egal ob zuhause oder in der Landwirtschaft – genau zu überlegen. Die Bienen-und Wildbienen brauchen eine artenreiche Vielfalt an Blühpflanzen in einer intakten Natur.
Das Zusammenspiel mit der Landwirtschaft in der Region könnte…
… positiver sein, wenn die Kommunikation besser wäre. Wenn ein Landwirt spritzen muss, kann ein Imker die Bienenkästen vorher schließen. Dann fliegen die Bienen nicht direkt in die besprühten Blüten hinein.
Bienenfreundliche Blumensaatmischungen…
… gibt es sehr viele. Man sollte darauf achten, dass heimische Saaten im Garten ausgebracht werden. Oder wer mag, kann auch einfach Sonnenblumenkerne aussähen.
Die Bienenstöcke auf den Frühling vorzubereiten…
… bedeutet frühzeitig zu schauen, ob genug Futter vorhanden ist. Das Bienenvolk benötigt für die junge Brut viel Honig und genügend neue Waben.
Wer Angst vor Bienen hat, der sollte…
… einen Imker besuchen und sich überzeugen lassen, dass Bienen sehr sanftmütig sind. Sie interessieren sich nur für den Nektar und den Pollen in einer Blüte. Man braucht keine Angst zu haben, denn sie machen sich nie über eine Kaffeetafel her. Das übernehmen eher die Wespen.
Guten Honig erkennt man am…
… Gewährverschluss des Deutschen Imkerbundes, das grüne Band. Jeder Imker hat eine Nummer, die erkenntlich macht, woher der Honig kommt. Wir haben Vorschriften, wie man vom Schleudern bis zum Abfüllen ins Glas mit dem Honig umzugehen hat. Wer sich nicht an die Vorgaben hält, dem kann die Berechtigung, Honig zu vermarkten, entzogen werden.
Die Nachricht, dass immer mehr gepanschter Honig in die EU importiert wird, ist …
… sehr erschreckend. Es wird zu wenig kontrolliert und es gibt meist kein Reinheitsgebot. Ich kann da nur feststellen: Der beste Honig kommt sowieso vom Imker aus der Nachbarschaft.
Honig als Medizin…
… ist ein großes Thema und in vielen Situationen einsetzbar. Es lohnt sich für jeden, sich über die „Apis Therapie“ zu informieren.
Mein Lebensmotto ist…
… immer nach vorne zu schauen. Es gibt immer eine Lösung.
Mein Garten ist für mich
… mein Ruhepol und die Blütenoase für meine Bienen.
Ich habe das letzte Mal gelogen, als…
Die Wahrheit zu sagen ist manches Mal eine Herausforderung, aber am Ende einfacher, weil es weniger Probleme bereitet als eine Lüge.
Ich kann mich so richtig aufregen über…
… Leute, die meinen, ihre Wege und Beete im Garten mit Giften sauber halten zu müssen und damit unnötig die Natur belasten. Ich sage immer: Lebt mehr mit der Natur als gegen sie.
Mein größter Fehler ist, dass …
… ich manchmal nicht Nein sagen kann. Da darf ich gerne dazu lernen. Manchmal passt dann mein Zeitmanagement nicht mehr so ganz.
Das letzte Buch, das ich gelesen habe…
… war ein Fachbuch über Bienen.
Als Bundeskanzlerin würde ich als erstes…
…dafür sorgen, dass die Rentner keine Steuern mehr auf ihre Altersrente zahlen müssen.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir, dass…
… es allen Kindern auf der Welt gut geht, denn sie sind unsere Zukunft, die Natur mehr geachtet wird und es wieder mehr Frieden auf der Welt gibt.
Sie ist die Vorsitzende des Kreisimkerverband-Leer und hat seit Kindestagen mit Bienen ihre Erfahrungen gesammelt: Almuth Janssen.
Foto: privat