Einigkeit macht stark. Das ist eine Binsenweisheit. Aber sie trifft zu. Insofern ist der Medientermin, der morgen im Leeraner Rathaus stattfindet, ein Signal der Geschlossenheit und damit auch der Stärke. Erstmals seit langem ziehen bei dem Thema „Weihnachten in Leer“ alle Akteure an einem Strang – mit dem Ziel, möglichst viele Menschen aus Nah und Fern nach Leer anzuziehen. Die Geschlossenheit könnte Vorbild für die gesamte Stadt sein. Ein Vorbild für 2024 als „Jahr der Leeraner Einigkeit“?
Zunächst der Blick auf die kommenden Wochen. Das, was dort die Werbegemeinschaft Leer, das Schipperklottje, die Altstadtfreunde, die Schausteller gemeinsam mit der Stadtverwaltung auf den Weg gebracht haben, ist als Paket für eine Stadt, die nur etwas mehr als 35.000 Einwohner hat, eine große Leistung. Vieles dieser Vielfalt gibt es seit vielen Jahren. Neu ist vor allem der Weihnachtsmarkt auf dem Ernst-Reuter-Platz. Viele Leeraner befürchten, dass er nur eine Ausweitung – sorry – der „Sauf- und Fressmeile mit etwas Weihnachtsdeko“ wird, wie sie in der Mühlenstraße bis auf wenige Buden zu finden ist. Mitnichten scheint das der Fall zu sein. Wie zu hören ist, hat der Leeraner Marktmeister Michael Meyer es über persönliche Kontakte geschafft, ein knappes Dutzend an Spezialhändlern und Kunsthandwerkern in die Kreisstadt zu locken – und das wohl ganz ohne Geldzahlungen an die Standbetreiber, wie es anderenorts und in der Vergangenheit in Leer auch „angesagt“ war. Nur eine Ausschank- und Essensbude wird es neben dem Riesenrad geben. Wäre ja schön, wenn dieser neue Markt vor allem auch bei den Ledastädtern gut ankommt. Dann wird er auch ein wichtiger Baustein für die Verzahnung von oberer Mühlenstraße mit der Altstadt.
Die Verzahnung der Aktivitäten ist zugleich ein gutes Stichwort. Sie könnte 2024 ein Ziel für das Miteinander in der Kreisstadt sein. Zwei Aspekte zeichnen sich ab: Die Konjunkturaussichten angesichts der Kriege auf der Welt und hoher Inflation für Industrie, Dienstleistung und Handel sind nicht so berauschend und die Zahl der fehlenden Fach- und Arbeitskräfte wird weiter steigen. Um so mehr ist es notwendig, dass Politik, Verwaltung, Vereine sowie noch viel stärker die Wirtschaft als Arbeitgeber sowie die Eigentümer von Handels- und Gewerbeimmobilien – die Reihenfolge stellt keine Wertigkeit dar – an einen Tisch kommen und (finanzielle) Kräfte bündeln. Mit Einigkeit wie bei den Weihnachtaktivitäten und einem daraus resultierenden gezielten Standortmarketing sowie attraktiven Veranstaltungen würden sich für Leer in den kommenden Jahren viele Potenziale ergeben.
Apropos Potenzial. In dieser Hinsicht scheinen Politik und Rathausspitze von sehr umfangreichen Wachstumsmöglichkeiten auszugehen. Wie ist es sonst zu erklären, dass die Stadt – obwohl bei der ersten Erweiterung des Gewerbegebietes an der Autobahn um über 25 Hektar noch nicht einmal der erste Bagger angerollt ist – bereits jetzt Flächen in gleicher Größenordnung für eine zweite Erweiterung erworben hat? Das ist ein starkes Signal. Während Investoren in den vergangenen Jahren immer bei der Frage nach freien Flächen die Antwort hörten „Wir haben nichts“, wird sie spätestens ab 2025 lauten „Was brauchen Sie?“ Die zweite Erweiterung ist dabei Gold wert. Denn: Dort sind die Bodenverhältnisse besser, die Erschließung wird preiswerter sein. Das muss sie auch, denn weitere Fördergelder sind nicht zu erwarten. Selbst das kann sich als positiv erweisen. Denn sicher ist bereits jetzt, dass nicht alle der knapp drei Dutzend Firmen, die für die Erweiterung 1 angefragt haben, bis Herbst 2024 einen Zuschlag erhalten, da sie – aufgrund der Landesförderung – Kriterien hinsichtlich Unternehmensart und Zahl der Arbeitsplätze erfüllen müssen. Im Moment kann man zur langfristigen Planung, die in der Stadt nicht mit Blick auf die zweite Erweiterung der Benzstraße vorangetrieben wird, nur feststellen: Gut so. Weiter so. Der nächste konjunkturelle Aufschwung kommt bestimmt.