„Wer ins JuZ kommen will, der kommt ohne fixe Termine“

Artikel teilen

„Auf einen Tee mit …“ – Heute Tanja Siszer, neue Leiterin des Jugendzentrums in Leer

 LEER Sie ist mit 26 Jahren jung und relativ frisch im Berufsalltag unterwegs: Tanja Siszer. Die Sozialpädagogin startet durch und hat als ihre erste berufliche Aufgabe gleich die Leitung des Leeraner Jugendzentrums in der Friesenstraße (JuZ) übernommen. Nach einem Anerkennungsjahr in der Anlaufstelle für junge Menschen in der Kreisstadt im Anschluss an ihr Studium hat die gebürtige Emderin die Chance genutzt, Nachfolgerin von Ulrike Lübbers zu werden. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht Siszer, die in ihrer Freizeit gerne Volleyball spielt und an der frischen Luft unterwegs ist, über ihre Vorstellung von moderner Jugendarbeit, die „Wettbewerbssituation“ mit Medienkonsum und über Politik in der Jugendarbeit.

Für die Leitung des Leeraner Jugendzentrums konnte ich mich begeistern, weil …

 … ich durch das Jahr, das ich hier tätig war, wusste, was mich erwartet und für mich viele Gestaltungsmöglichkeiten sehe.  Es ist weiterhin die Herausforderungen, nach der Corona-Zeit wieder Angebote aufzubauen. Ich finde es klasse, dass ich hier offene Jugendarbeit so gestalten kann, wie ich es für sinnvoll halte. Dabei gehen wir neue Wege zu gehen und setzen auf Altbewährtes. Mir war allerdings auch durchaus bewusst, dass ich viel Verantwortung übernehme, der ich mich gerne stelle.

Die größte Herausforderung ist aus meiner Sicht …

… Jugendliche noch besser zu erreichen und vor allem auch langfristig zu begeistern. Seit der Pandemie stelle ich fest, dass die jungen Menschen noch deutlich weniger rausgehen und sagen: Das oder das mache ich jetzt jede Woche und lasse mich auf eine feste Struktur ein. Ich kenne noch die Zeit, als junge Menschen rauswollten und viel unterwegs waren. Aber heute ist der Wettbewerb mit dem Medienkonsum hart geworden. Wir wollen mit einem Teil unserer Angebote beide Welten miteinander verbinden. Deshalb haben wir eine neue PS 5 gekauft und das neue Fifa-Spiel und stellen fest, dass das gut angenommen wird. Beides miteinander zu verbinden, bietet die Chance, die Jugendlichen auch für andere Themen zu begeistern.

Unter dem Konzeptwechsel und klassischer Jugendarbeit, die ich verstärken will, verstehe ich…

die Offene-Tür-Arbeit. Bisher war auch in Leer der Schwerpunkt mehr die Projektarbeit mit regelmäßigen Angeboten. Dazu waren Anmeldungen und Verbindlichkeit gefragt. Ich bin überzeugt, dass es besser ist, die Tür zu öffnen und zu sagen: Wer kommen will, der kommt und bleibt so lange er möchte. Die Jugendlichen haben in der Schule und viele auch in ihrer Freizeit so viele feste Verpflichtungen, dass sie nicht noch mehr fixe Termine haben wollen.  Wir bieten Räume an, die genutzt werden können. Ich bin überzeugt, dass sich aus dem Spaß dann auch neue Ideen und neue Angebote entwickeln.

Neue Zielgruppen anzusprechen und in das Haus zu locken, will ich mit…

Die Zielgruppe ist mit Menschen ab 12 die gleiche geblieben. Wir haben allerdings die Öffnungszeiten angepasst und freuen uns, dass beispielsweise im Oktober jeden Tag bis zu 25 Jugendliche im Haus waren. Die Zahl steigt an, seitdem wir die das Konzept der Offenen Tür anbieten.

Der Shuttle-Service, den wir für Jugendliche aus Leerort angeboten haben, war…

… ziemlich erfolgreich. Die Kollegin aus dem Emstreff ist mit den Jugendlichen hier hergekommen. Wir wollen die Standorte und Angebote der Jugendarbeit besser vernetzen und den Weg auch in unser JuZ aufzeigen.

Mit der „Offenen Bühne“ wollen wir…

… jungen Menschen die Möglichkeit geben, Musik zu machen und zu hören in entspannter Atmosphäre. Jeder kann kommen und dann wir geschaut, was gemacht wird. Jeder macht mit, wie er möchte oder hört einfach nur zu. Es gibt keine Vorgaben. Das Angebot kommt gut an.

 Wenn ich mir für das JuZ etwas wünschen könnte, dann…

…  wünsche ich mir, dass wir ein Raum für Selbstwirksamkeit sind, d.h. die Jugendlichen nehmen sich selbst und ihr Handeln wahr und stellen fest, dass sie mit ihren Fähigkeiten etwas schaffen und gestalten können. Unser Haus soll ein Rückzugsort mit Verlässlichkeit und guten Kontakten und Beziehungen sein.

 Als Jugendzentrum ein Teil der Stadtverwaltung zu sein, bedeutet …

… sich bewusst zu sein, dass ein Teil der Arbeit auch nach den Regeln einer Verwaltung zu leisten ist.

Politische Jugendarbeit und Engagement sind in einem JZ…

… sind mir wichtig. Sie muss aber ausgerichtet sein auf das Vermitteln demokratischer Strukturen und nicht auf parteipolitische Aspekte. Es geht darum, zu vermitteln und zu sensibilisieren und dabei keine Positionen zu vermitteln.

Über die Jugendlichen, die sich als Klima-Kleber engagieren, denke ich…

… Es ist richtig und wichtig sich für das Klima einzusetzen. Die Klimakleber haben das Gefühl, dass sie etwas Radikales tun müssen, damit sie und das Problem wahrgenommen werden. Das kann ich verstehen. Jedoch gilt der Grundsatz: Meine persönliche Freiheit hört da auf, wo ich die Freiheit anderer einschränke. Wenn also Gesetze gebrochen werden, ist für mich das Ende der Solidarität erreicht.

Wenn ich mit Menschen spreche, die bei der jungen Generation Motivation und Leistungsbereitschaft vermissen, dann sage ich…

… dass sie nicht genau genug hingeschaut haben. Ich erlebe, dass junge Menschen motiviert sind und etwas leisten, aber vielleicht in anderen Bereichen oder in einem anderen Maße, als es sich die Älteren das vorstellen.

 Wenn ich Politiker wäre, dann würde ich als erstes für junge Menschen…

… Räume schaffen, in denen ich mich ausführlich mit ihnen auseinandersetze, um ihre Sorgen, Wünsche, Ängste und Nöte zu verstehen.

Mein Lebensmotto ist…

… nicht immer alles so ernst zu nehmen.

Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…

Ich habe noch keinen kassiert. Das soll möglichst lange so bleiben.

Ich habe das letzte Mal gelogen, als…

Ich kann nicht gut lügen, man merkt es mir an. Deshalb versuche ich es gar nicht.

Ich kann mich so richtig aufregen, wenn …

…  Menschen jammern, schimpfen, meckern, aber nicht Bericht sind, selbst etwas zu machen oder zu ändern.

Ich kann mich so richtig freuen über …

… das Scheinen der Sonne.

 Kraft tanke ich, wenn…

… ich mit meinen Katzen kuschele.

 Mein Lieblingsplatz in der Region ist…

… an der Knock in Emden, da ist es schön.

 Mein größter Fehler ist, dass ich …

… mir oft zu viele Gedanken um alles mache, wo es nicht zwingend erforderlich ist.

 Wenn ich einen Tag lang eine andere Person sein könnte, dann wäre ich gerne…

Ironman.

 Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…

… wünsche ich mir ein Haus auf dem Land, noch eine Katze und noch mehr Wünsche.

Leitet das Jugendzentrum in Leer: Tanja Siszer.

Foto: Stadt Leer/Behrendt

Holger Hartwig„Wer ins JuZ kommen will, der kommt ohne fixe Termine“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert