„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Richard Heeren, Vorsitzender des Kinderschutzbundes Kreis- und Ortsverband Leer e.V.
NORTMOOR Diesen Sonntag wird beim Kinderschutzbund Kreis- und Ortsverband Leer gefeiert. Dann wird der Verein, der mitten in der Leeraner Altstadt mit insgesamt 30 Mitarbeitenden einen Kindergarten, eine Krippe und einen offenen Jugendtreff betreibt, 50 Jahre alt. Seit Ende 2017 steht Richard Heeren an der Spitze des Vereins. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 69-jährige pensionierte Kriminalbeamte aus Nortmoor über seine Begeisterung, Kinder aus vielen Ländern in seinem Verein im Miteinander zu erleben, die große Herausforderung, die vier Immobilien des Vereins modern zu halten und wieso es gut ist, sich auch als Mitglied mit einem kleinen Jahresbetrag zu engagieren.
Strahlende Kinderaugen sind für mich…
… besonders wichtig. Was ich für Kinder bei uns im Verein machen kann, mache ich. Wir haben Kinder aus 17 Nationen bei uns und es ist eine Freude, wie sie miteinander friedlich umgehen und sich wohlfühlen.
Als Vorsitzender des Kinderschutzbundes ist meine größte Herausforderung, dass wir …
… unsere Räumlichkeiten, bei denen sich seit den 1980er Jahren nicht viel verändert hatte, modernisieren konnten. Es musste baulich beim Erhalt der denkmalgeschützten vier Häuser viel gemacht werden, damit wir so aufgestellt sind, wie es für Kindereinrichtungen heute gefordert ist. Wir haben – mit Fördergeldern – insgesamt etwa eine Million Euro investiert. Das war auch möglich, weil der Verein über viele Jahre Rücklagen gebildet hat.
Wenn ich an die Situation vieler Kinder in der Stadt und im Kreis Leer denke, dann …
… ist es so, dass es viele Familien gibt, die auf Unterstützung angewiesen sind. Wir holen die Kinder mit drei Bullis aus dem gesamten Kreis zusammen. Das alles ist möglich, weil wir über jahrelange zuverlässige Vernetzung gut mit dem Kreis Leer und der Stadt zusammenarbeiten.
Die Weihnachtsverlosung der Werbegemeinschaft ist für den Kinderschutzbund…
… nach wie vor sehr wichtig, weil wir uns auf 200 ehrenamtliche Mitlieder verlassen können, die über mehrere Wochen zuverlässig Lose verkaufen. Der Erlös, den wir uns mit der Lebenshilfe Leer teilen können, hilft uns sehr bei Investitionen, die erforderlich sind, die wir allein aber nicht stemmen könnten.
Wenn ich Politiker wäre, dann würde ich als erstes mit Blick auf Kinder …
… mich in ihre Lage versetzen und mich fragen, was wir tun können, damit sie nicht nur eine Anlaufstelle und Heimstätte haben, sondern sich kindgerecht wohlfühlen können.
Für unseren Verein wird es in Zukunft darauf ankommen, dass…
… wir im Vorstand Nachwuchs gewinnen können. Viele meiner Mitstreiter sind bzw. waren sehr lange engagiert und wir müssen die Weichen für die Zukunft stellen. Wir sind im Moment dabei, uns beispielsweise auch digital neu aufzustellen.
Gewalt gegenüber Kindern ist für mich…
… ein absolutes Tabu. Ich habe – leider – in meinem Beruf als Kriminalbeamter auch im Kreis Leer immer wieder damit zu tun gehabt. Wir müssen als Gesellschaft durch Achtsamkeit alles dafür tun, um der Gewalt die Stirn zu bieten. Mit Gewalt werden Kinderseelen kaputt gemacht.
Präventionsarbeit ist für mich…
… wichtig, weil damit Menschen erreicht werden, die wir sensibilisieren, dass sie Gewalt rechtzeitig erkennen und dann ins Handeln kommen, damit den betroffenen Kindern geholfen wird.
Wer Mitglied bei uns werden will, der muss…
… einen kleinen Beitrag leisten – ab 12 Euro im Jahr. Wir haben 500 Mitglieder. Das zeigt, dass wir eine breite Rückendeckung in der Bürgerschaft haben. Die Mitglieder wissen, was sie unterstützen. Übrigens: Beim Mitgliedsbeitrag gibt es keine Grenze nach oben. Jedes Mitglied ist willkommen.
Ein soziales Pflichtjahr halte ich für …
Ich bin mir nicht sicher, ob eine Pflicht gut wäre. Wir haben bisher immer Glück gehabt mit den jungen Menschen, die beispielsweise über den Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilliges Soziales Jahr zu uns gekommen sind. Für uns wäre es gut, wenn wir mehr Stellen bekommen und besetzen könnten.
Wenn ich an meinen langjährigen Vorgänger Klaus Hinzpeter denke, dann …
… müsste ich bei seiner Lebensleitung 108 Jahre alt werden. Er hat als Gründungsmitglied 45 Jahre den Verein geführt und sehr viel bewegt. Ohne ihn würde es uns heute so nicht geben. Wir hatten damals viele Gastarbeiterfamilien aus der Türkei und Italien im Kreis und es war wichtig, den Kindern dieser Familien einen sicheren Anlaufort zu bieten.
Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…
… weil ich 11 km/h zu schnell gefahren bin. Das ist noch gar nicht so lange her.
Ich habe das letzte Mal gelogen, als…
Das kommt bestimmt vor, aber mir ist eine bewusste Lüge nicht in Erinnerung.
Ich kann mich so richtig aufregen über…
… Ungerechtigkeiten und Gewalt, die hätte verhindert werden können. Wir müssen mehr dafür tun, dass die Menschen aufmerksam schauen, was um sie herum passiert.
Ich kann mich so richtig freuen über, wenn…
… ich sehe, dass sich bei uns Kinder – egal welcher Hautfarbe, Herkunft und welchen Glaubens – an die Hände fassen und gut miteinander umgehen
Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…
… beim Ausspannen überall. Ich habe keinen festen Platz, bin gerne an der Küste oder am Dollart oder mit dem Fahrrad unterwegs.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir…
… Frieden zwischen den Völkern, sozialen Frieden und gutes Miteinander in den Familien als kleinste Gruppe und für alle Vereine, die so wertvolle Arbeit für die Gesellschaft leisten, dass sie nicht jeden Euro umdrehen müssen, sondern gute Voraussetzungen für ihr Vereinsleben und ihr Wirken haben.
Ehrenamtlich engagiert für Kinder: Richard Heeren, Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Leer.
Foto: privat