„Fahrradfahren in Leer? Veränderungen nicht ausreichend“

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Hans-Hermann Joachim, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) im Kreis Leer

HESEL Das Fahrrad hat es ihm angetan: Ob im Alltag, in der Freizeit oder auf langen Touren – Hans-Hermann Joachim ist gerne auf zwei Rädern an der frischen Luft unterwegs. Um das Radfahren zu fördern und sich für eine gute Infrastruktur einzusetzen, engagiert sich der Heseler seit acht Jahren als Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) im Kreis Leer. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 73-Jährige, der auch für die CDU als Fraktionsvorsitzender im Samtgemeinderat Hesel kommunalpolitisch aktiv ist, unter anderem über Fahrräder mit Elektromotor, die „Zustände“ für Fahrradfahrer in Leer trotz der Maßnahmen in der Innenstadt, sein Lebensmotto und den Job, den er gerne einen Tag lang hätte – Samtgemeindebürgermeister.

Fahrradfahren ist…

… eine Leidenschaft. Es ist gesund, sich an der frischen Luft zu bewegen, spart Geld und hat mit Blick auf den Klimaschutz und die Verkehrswende Vorbildcharakter für Mitmenschen, die auch aufs Rad gelockt werden sollen.

Im ADFC engagiere ich mich, weil …

… ich mich den Zielen – vor allem der Förderung des Radverkehrs und der Radinfrastruktur, und mehr Menschen aufs Fahrrad zu bringen – identifiziere.

Auf meinem Fahrrad zu sitzen, bedeutet für mich…

… zweierlei: Zum einen bin ich Alltagsradfahrer und erledige viele Dinge mit dem Rad, zu anderen bin ich auch Freizeitradfahrer. Da ist das Radfahren Entspannung.

Einem Kind das Fahrradfahren beizubringen, geht am einfachsten, wenn…

… ich dem Kind so früh wie möglich vormache, wie gerne ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, beispielsweise auf dem Weg zum Kindergarten. Wer das Fahren auf dem Rad vorgelebt bekommt, bei dem wächst das Interesse, es selbst zu erlernen.

Unsere Ortsgruppen …

… bringen unsere Ziele in die Fläche. Die fünf Gruppen sorgen dafür, dass unsere Angebote und Ziele in der Fläche bekannt sind und genutzt werden.

Fahrräder mit Elektromotor sind für mich…

… zwischenzeitlich ein nützliches Hilfsmittel, insbesondere für Mitmenschen, die sonst nicht mit dem Rad unterwegs sein können. Ich fahre Rad mit und ohne Motor. Innerhalb des Ortes verzichte ich auf den Motor, bei längeren Strecken und den ostfriesischen Bergen, d.h. wenn der Wind heftig weht, nutze ich das Pedelec.

Wenn sich ein neues Fahrrad kaufen möchte, der sollte auf jeden Fall …

… zu Fachhändlern gehen und Probefahrten machen.

Unsere ADFC-Fahrradtouren sind für mich…

… Entspannung und ein Teil dessen, was die Menschen mit dem ADFC verbinden. Über das Fahrradfahren hinaus ist es heute oft auch eine soziale Veranstaltung, bei der Menschen, die allein sind, Kontakte knüpfen und Anschluss finden können. 

Für Fahrradfahrer im Kreis Leer wäre es wichtig, wenn…

… die Infrastruktur weiter ausgebaut würde. Wir haben zudem noch zu viele Fahrradwege, die in einem schlechten Zustand oder zu schmal sind. Selbst an Bundesstraßen reicht die Breite oft nicht aus, weil es heute viel Varianten, beispielsweise das Lastenfahrrad, gibt, die breiter sind. Zudem brauchen wir mehr sichere Abstellplätze.

Wenn ich an die Veränderungen zugunsten von Fahrradfahrern in der Stadt Leer denke, dann …

… sind diese längst nicht ausreichend. Wir werden zwar bald den Innenstadtring haben, aber die Zufahrten dahin ja noch teilweise völlig unzureichend sind. So sind die Nebenanlagen der  Heisfelder Straße und der Bremer Straße schlecht. Außerdem ist es bedauerlich, dass in Leer – anders als in Emden, Papenburg und Westoverledingen – die Radvorrangrouten nicht zügiger vorangetrieben werden. Ein weiteres Beispiel ist der katastrophale Zustand des Ostfrieslandwanderweges, der durch Umlaufsperren für Radfahrer schwer zu nutzen ist. Da haben wir einen Ortstermin gemacht mit Lastenrad und Fahrrad mit Anhänger, um zu zeigen, dass die Lösung so nicht geht.

Wer Fahrradurlaub macht, der sollte…

… mit kürzeren Strecken anfangen und sich gut vorbereiten. Es gibt viele Möglichkeiten, Deutschland per Rad zu entdecken.

Sich verkehrspolitisch einzubringen, bedeutet…

… nicht immer Spaß zu haben.

Als Vorsitzender des ADFC könnte ich verzichten auf…

… Ostermine, wo bereits feststeht, dass nichts verändert wird. 

Kommunalpolitiker zu sein, bedeutet für mich …

… mich für die Mitbürger und ihre Belange einzusetzen.

 Mein Lebensmotto ist…

…aktiv zu sein. Ich könnte nicht auf dem Sofa sitzen und nichts tun. Ich muss etwas um die Ohren haben und Menschen begegnen.

Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…

Da muss ich lange nachdenken. Auf jeden Fall nicht als Radfahrer. Ich meine vor vielen Jahren für falsches Parken.

 Drei Vornamen zu tragen ist…

… nicht immer ganz einfach.es macht manchmal auch Spaß. Ich kann mich aber nicht am Telefon oder im Alltag mit Joachim melden bzw. vorstellen. Dann meinen die Menschen immer, dass ich schnell beim Du bin. Ich nutze meist alle drei Namen.

Ich habe das letzte Mal gelogen, als…

Eine Notlüge gibt es immer Mal. Mich an das letzte Mal erinnern? Da müsste ich jetzt lügen.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

… ignoranten Menschen.

Ich kann mich so richtig freuen, wenn…

… ich einen freien Tag mit schönem Wetter habe, um mit meiner Frau in die Natur zu können.

 Mein größter Fehler ist, dass …

…  ich nicht Nein sagen kann.

Wenn ich einen Tag lang ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne…

… Samtgemeindebürgermeister.

 Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir, dass…

… es viele Radfahrer auf guten Radwegen gibt, ich noch lange gesund bleibe und sich dann mein Wunsch, den ich zum 50. Geburtstag hatte, nämlich 100 Jahre alt zu werden, erfüllt.

Im Ehrenamt für das Fahrradfahren im Kreis Leer und als Fraktionsvorsitzender der CDU im Samtgemeinderat von Hesel seit Jahren aktiv: Hans-Hermann Joachim, Vorsitzender des ADFC im Kreis Leer.

Foto: Privat

Holger Hartwig„Fahrradfahren in Leer? Veränderungen nicht ausreichend“