Hillbrands: Das Gymnasium nach der 12. Klasse zu verlassen war goldrichtig

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute Bernd Hillbrands, Vorsitzender des Software-Netzwerkes Leer und Chef der Leeraner Firma ORGADATA

LEER Sein Name ist verbunden mit einer Branche, die in Leer mit IT-Produkten zu einem der wichtigsten Arbeitgeber geworden ist: Bernd Hillbrands. Als Vorstandsvorsitzender der Orgadata AG, die weltweit mit ihren 28 Standorten und 550 Mitarbeitenden eine Spezialsoftware für Fenster, Türen und Fassaden erfolgreich vertreibt, engagiert sich Hillbrands seit 2011 im Software-Netzwerk Leer. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 49-Jährige unter anderem über die Herausforderungen für seine Branche, die Faszination der Software-Entwicklung, seine Entscheidung, nach der 12. Klasse das Gymnasium zu verlassen, und warum es für ihn notwendig ist, Chef zu sein. Weitere Themen sind Fake-News und deren Auswirkungen, die Fußball-WM und der Ukraine-Krieg.

Das Software-Netzwerk Leer anzuführen, bedeutet für mich…

… ein schönes Ehrenamt zu haben, in dem ich gemeinsam mit vielen anderen wichtige digitale Themen voranbringen kann.

Mit dem Software-Netzwerk gelingt es den beteiligten Unternehmen…

…unter anderem, vielen jungen Menschen die ausgezeichneten Berufsperspektiven der IT-Branche aufzuzeigen. Dadurch nutzen immer mehr junge Menschen die Chancen, die der Bereich bietet.

 Wenn ich jemanden die Faszination der Software-Entwicklung erklären soll, dann…

…tue ich mich damit schwer – vielleicht, weil diese Faszination für mich selbstverständlich ist: Mich fasziniert immer wieder die Kreativität in der Software-Entwicklung, die für alle Lebensbereiche enorm wichtig geworden ist.

 Für EDV-Unternehmen in Leer ist die größte Herausforderung…

…wie für fast alle Unternehmen quer durch alle Branchen und an allen Orten: Fachkräfte finden!

 Von der Politik wünsche ich mir, dass sie…

…die Weichen für eine weitere positive Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft stellt. Das gilt insbesondere auch für den von mir angedeuteten Fachkräftemangel, den es mit allen Möglichkeiten und ganzer Kraft zu beseitigen gilt.

 Ein modernes Unternehmen zeichnet aus, dass …

…es einen wertschätzenden Umgang mit der Natur und den Menschen pflegt und dabei die verschiedenen Ansprüche an das Unternehmen zusammenbringt.

 Wenn ich an den Krieg in der Ukraine denke, dann…

…bin ich entsetzt, weil ich Krieg in Europa nicht mehr für möglich gehalten habe und folglich hoffe, dass bald Frieden sein wird.

 Über die Fußball-WM in Katar denke ich…

…nicht weiter nach, weil ich in die Fehlentwicklung im Weltfußball nicht auch noch Gedanken investieren will.

 Das Gymnasium nach der 12. Klasse zu verlassen und sich auf die Softwareentwicklung zu konzentrieren, war …

…aus heutiger Sicht natürlich goldrichtig, auch wenn es für meine Eltern und viele andere in meinem Umfeld anfangs völlig unverständlich war.

 Wenn mir am ersten Tag meines Praktikums in einer kleinen Firma in Ihrhove jemand gesagt hätte, dass ich einmal ein Unternehmen leite, dass weltweit zu den Marktführern gehört, dann…

…hätte ich es ihr oder ihm nicht geglaubt und sie oder ihn vielleicht sogar für verrückt erklärt.

 Die Idee, Software auf Monatsbasis zu einem festen Preis zu vermieten, statt diese zu verkaufen, war…

…anfangs völlig ungewohnt und sogar umstritten, auch wenn sich die Erfolge des Modells schnell eingestellt haben und das Mietkonzept inzwischen weltweit von fast allen namhaften Software-Unternehmen umgesetzt wird.

 Wer mich als Autodidakt bezeichnet, der…

…der hat Recht.

 Chef zu sein, bedeutet für mich…

…eine Notwendigkeit, weil ich als Mitarbeiter für jeden Chef nur schwer erträglich wäre.

 Die spannendste Aufgabe bei Orgadata war für mich rückblickend, …

…in den Anfangsjahren das Unternehmen im Markt zu etablieren und später das Wachstum zu managen, vor allem international, wo viele Länder ihre ganz eigenen und speziellen Herausforderungen haben.

 Meine größte Fehlleistung als Unternehmer ist…

…etwas, das andere sicherlich besser beurteilen können als ich selbst – dabei ist mir immer wichtig, aus Fehlern wichtige und richtige Schlüsse zu ziehen.

 Meine Familie ist für mich…

…eine Konstante, ein ganz wichtiger Anker und eine Quelle, aus der ich Kraft für die vielen Herausforderungen des Alltags schöpfe.

 Mein Lebensmotto ist…

Ich freue mich wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es ja auch.

Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…

 …nicht so ganz eindeutig festgelegt, weil ich mich an vielen Orten wohl fühle. Ganz vorne in meinem persönlichen Ranking liegt ein Klappstuhl auf meiner Pferdeweide.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

…Unsachlichkeit, Sätze wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ und die Mentalität, nur Probleme statt Lösungen zu sehen.

Ich habe das letzte Mal gelogen, als…

…ich lüge nie – und damit war das jetzt das letzte Mal, dass ich gelogen habe.

Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…

…zu schnelles Fahren auf der Autobahn, vor vier Jahren.

Einen Traum, den ich mir noch gerne erfüllen möchte,…

…gibt es nicht wirklich, da ich nach der Devise lebe: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum.

 Wenn ich einen Tag lang Bundeskanzler sein könnte, dann würde ich gerne…

…dringend notwendige und teilweise aufgeschobene Reformen voranbringen wollen.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…

…wünsche ich mir erstens das Ende des Krieges in der Ukraine, zweitens wie gesagt, dass wir mit Reformen die Gesellschaft und Wirtschaft zukunftsfähig machen und drittens, dass die über Fake-News getriebene Spaltung der Gesellschaft ein Ende hat.

 

Hat das Software-Netzwerk Leer mitgegründet und führt es als Vorsitzender an: Bernd Hillbrands, Chef der Firma Orgadata AG in Leer.

Foto: privat

Holger HartwigHillbrands: Das Gymnasium nach der 12. Klasse zu verlassen war goldrichtig