Kommunale Erfolgsgeschichte im „Wachstumsmarkt Pflege“

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Etwas mehr als drei Jahre ist es erst her, als der Kreis Leer mit der Schaffung einer neuen Stelle und eines Sachgebietes eine richtungsweisende Entscheidung traf. Seitdem ist der Bereich der Pflegeberatung für Betroffene und Angehörigen zu einem Trendsetter geworden. Jüngstes Beispiel, das bundesweit für Aufsehen sorgte: das Pflegeportal Weser-Ems. Jeder, der eine Betreuungsmöglichkeit sucht, kann auf der Internetseite schnell nachvollziehen, in welcher der insgesamt 350 Einrichtung ein Pflegeplatz frei ist.

Dieses Portal, dass sich Regionen aus dem gesamten Bundesgebiet als Vorbild nehmen, ist nur eines von vielen Beispielen, die Frank Schüür, Sachgebietsleiter Hilfe zur Pflege bei der Kreisverwaltung, und sein Team seit 2018 umsetzen. Seit längerem bereits erfolgreich ist so auch der einzigartige Weg, in zehn Städten und Gemeinden des Kreisgebiets eine Pflegeberatung ohne Voranmeldung zu festen Sprechzeiten anzubieten. Getreu dem Motto: Wir sind mit unserem Service da, wo uns die (älteren) Menschen und ihre Familien brauchen. Auch hier kommen immer wieder Anfragen aus allen Ecken der Bundesrepublik, wie man diesen Service effizient auf die Beine stellt.

Schüür und seinem Team hilft bei allen Aufgaben die langjährige Erfahrung im Krankenkassen- und Pflegesektor. Der Sachgebietsleiter war drei Jahrzehnte bei einer Krankenkasse tätig und ist im Sport und damit in allen Regionen des Kreises bestens vernetzt. Der Schachzug, ein Netzwerk mit aktuell 15 Partnern – vom Hospiz, über Unternehmen, Ärzte, Rechtsanwälte bis hin zur Kripo oder zu den Sozialverbänden – ins Leben zu rufen, hilft. Dieser Verbund ist eine gute Voraussetzung beispielsweise auch für die Seminarreihe zu den unterschiedlichsten Themen rund um die Pflege, die jedes Jahr von über 800 Interessierten besucht wird.

Die nächsten Projekte stehen auf der Agenda. Mit mehr Personal ist das Ziel, eine kreisweite Demenzberatung aufzubauen. Denn auch im Umgang mit dieser Krankheit wird der Bedarf an professioneller Unterstützung immer größer. Zudem soll eine Wohnraumberater-Ausbildung angeboten werden, damit im Kreis Leer bald mehr Profis zu finden sind, die sich darauf verstehen, Wohnungen für Betroffene jeden Alters anzupassen. Das Ziel: Den Betroffenen ermöglichen, möglichst lange in der gewohnten Umgebung bleiben. Dafür sind oft nur barrierefreie Bäder oder Zuwegungen erforderlich, bei denen es allerdings eine Vielzahl an Vorschriften zu beachten gibt, damit Pflegekasse und andere Kostenträger bei der Finanzierung mit ins Boot steigen.

Kurzum: Die Kreisverwaltung Leer schreibt im „Wachstumsmarkt Pflege“ ihre ganz eigene Erfolgsgeschichte. Er trägt – politisch gestützt durch Landrat Matthias Groote und den Kreistag – so dazu bei, dass sich Menschen im Dickicht der Gesetze und Vorgaben besser zurechtfinden. Die Aktivitäten ermöglichen, was am wichtigsten ist: eine bestmögliche Versorgung der Angehörigen jeden Alters durch helfende Hände im Alltag bzw. ein angepasstes Wohnumfeld. Im eigenen Zuhause möglichst lange bleiben zu können hat immer noch die höchste Priorität.

Die aktuell pro Jahr etwa 270.000 Euro, die der Kreis – unterstützt durch das Land – in die Hand nimmt, sind gut investiert. Jeder der mehreren tausend Betroffenen, die die Hilfe in Anspruch nehmen, wird dieses bestätigen. Insofern ist es gut, dass der Kreis bei dieser freiwilligen Leistung auch die Landespolitik hinter sich und so das Risiko, dass der Rotstift die gute Entwicklung stoppen könnte, wohl nicht besteht. Und mal abwarten, was Schüür & Team auf Kreisebene noch alles auf den Weg bringen. „Baustellen“ im Pflegebereich gibt es jedenfalls noch ausreichend.

Symbolfoto: Matthias Zomer/pexels.com

Holger HartwigKommunale Erfolgsgeschichte im „Wachstumsmarkt Pflege“