„Krimis zu schreiben ist wie der Weg durch ein Tal voller Nebel“

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„Auf einen Tee mit …“ – Peter Gerdes, erfolgreiche Autor aus Leer und Erfinder der Krimitage

LEER Lehrer, Redakteur, Krimiautor – das ist der berufliche Weg von Peter Gerdes (66). Der Erfinder und Organisator der Ostfriesischen Krimitage schreibt seit über 40 Jahren erfolgreich Bücher – darunter allein 19 Krimis, 100 Kurzkrimis, aber auch eine Vielzahl an Storysammlungen und wissenschaftlicher Literatur. In unserer Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der gebürtige Emder, der seit 1993 in Leer lebt, über seine Schreibtechnik, seinen im September erscheinenden nächsten Krimi und die Ostfriesischen Krimitage, die es noch in diesem Jahr geben soll. Weitere Themen sind sein Auftritt beim „Quizchampion“ im ZDF, die Realitätsverzerrung der Friesland-Krimis und sein größtes Glück – seine Familie.

Wenn ich einen Krimi schreibe, dann…

… habe ich ein Thema im Kopf, überlege ich mir dazu einen Fall und dann geht es vorwärts. Das ist wie der Weg durch ein Tal voller Nebel. Ich entwickle Schritt für Schritt, die Personen und die Geschichte bekommen ein Gesicht. Es macht einfach Spaß, wenn sich nach und nach alles klärt.

Als ich den ersten Roman angefangen habe zu schreiben, dachte ich …

… ich versuche es mal. Es war am Vorabend meines 40. Geburtstages. Das war der Moment, als ich dachte: Ich will nicht irgendwann sagen, dass ich es nicht versucht habe, einen Roman zu schreiben. Ich habe drei Szenen geschrieben, sie meiner Frau zum Lesen gegeben und sie fragte mich dann: Wie geht es weiter? So sind daraus mittlerweile 19 Romane und über 100 Kurzkrimis geworden.

Die Ostfriesischen Krimitage…

… wird es wieder geben. Ich war mir lange nicht sicher, ob wir es angesichts der Pandemie wieder mit Indoor-Veranstaltungen versuchen sollen. Wir haben früher gesagt, dass wir Begegnungen schaffen von Menschen. Das war während Corona teilweise eine Straftat (schmunzelt). 2021 haben wir einige schöne Outdoor-Veranstaltungen gemacht. Wir wollen weiterhin zeigen, dass sich in Ostfriesland eine gute Krimiszene entwickelt hat. Seit 1999 gab es das Festival alle zwei Jahre. Im Oktober und November holen wir die 12. Krimitage nach. Es wird wieder eine bunte Mischung aus Literatur und Musik sein und ich hoffe auf bekannte Autoren. Die Gespräche laufen. 2023 soll es die Tage dann wieder in dem gewohnten Umfang geben.

Mein nächster Roman, der im September erscheint, wird…

… unglaublich toll. Es geht um eine Mordserie, die mit Grünkohl zu tun hat und die auch mit diesem Gemüse gelöst wird. Er ist nicht putzig oder witzig, sondern es geht zur Sache. Die Geschichte spielt in Oldenburg, aber es gibt auch viele Szenen in Ostfriesland.

Wenn ich den Erfolg von Krimis aus Ostfriesland erklären soll, dann…

… denke ich, dass es der Kontrast von scheinbarer Idylle und dem, was sich dahinter versteckt, ist. Im Prinzip ist es hier mit der Kriminalität nicht anders als in Ballungszentren – aber da wundert es keinen. Es ist die Mischung aus schöner Landschaft und den Geschichten, die erzählt werden.

Wenn ich einen Friesland-Krimi sehe, dann…

… finde ich das witzig, wieviel an der Realität geschraubt wird. Wenn der Leeraner Hafen in den Kutterhafen in Ditzum oder die Polizeistation in die Bücherei verlegt wird, dann macht das deutlich, dass von Köln aus das echte Bild Leers wohl zu städtisch wäre. Da wird dann lieber die Realität verändert. Ich freue mich trotzdem über die Krimis, denn die Bilder von Leer sind wunderschön.

Auf die Idee der kriminellen Hafenrundfahrten bin ich gekommen, weil …

… ich, wenn ich Wasser und Schiffe sehe, mitfahren will. Ich habe in München einmal an einer originellen Aktion teilgenommen. Da war es eine Straßenbahnlesung mit einer Fahrt rund um den alten Stadtkern. Ich freue mich, dass diese Hafenrundfahrten seit zehn Jahren gut ankommen.

Wenn ich an meine letzten Fragen beim Quizchampion denke, dann…

…weiß ich heute, dass ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört habe. Wenn ich das gemacht hätte, dann wäre ich vielleicht Champion geworden. Über die vertane Chance, die Prämie zu bekommen, habe ich mich nicht geärgert. Die Show war super spannend und eine tolle Erfahrung.

Im Fernsehen als kluger Kopf anzutreten, war für mich…

… einfach nur eine Reaktion, weil das meine Frau auch gemacht hat und dabei zwei Runden überstanden hat. Sie wurde dann aus Zeitgründen herausgenommen. Dafür musste es eine Revanche geben (lacht). Meine Frau ist bei uns die wahre Quiz-Expertin, bis auf Sport.

Wenn ich an die Kulturlandschaft in Leer denke, dann …

… stelle ich fest, dass sehr viel von privater Initiative abhängt. In anderen Städten sind die Kulturämter bestimmender und aktiver. Einerseits fühlt man sich manchmal allein gelassen, andererseits gibt auch Spielräume. So ist das mit dem Wunsch nach Freiheit und Sicherheit zugleich.

Mordwesten – dazu fällt mir ein, dass das…

… unsere Marke ist, die wir als Wortspiel geschaffen haben. Wir haben Freude an allem, was mit Krimis zu tun hat. Morde im Nordwesten – da bot sich das an, daraus eine Erkennungsmarke zu machen.

Mein Lebensmotto ist…

Es geht immer weiter.

Ich habe das letzte Mal gelogen, als…

 … jemand mein Gewicht wissen wollte. Ansonsten bin ich zu ehrlich, um ein Diplomat zu sein.

Meine Familie ist für mich

… mein größtes Glück und auch mein größter Erfolg im Leben.

Mein Lieblingsplatz in Leer ist…

… zwischen meinen Büchern, meiner Terrasse und meinem Kaminofen.

Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…

 … falsches Parken in Leer. Zehn Jahre lang war dort sonnabends das Parken kostenlos, nicht aber im elften Jahr…

Ich kann mich so richtig aufregen über…

… Menschen, die selbst keine Ahnung haben, wovon sie reden, aber verlangen, dass andere sich informieren sollen.

Ich kann mich so richtig freuen über …

 … unsere Familien-WhatsApp-Gruppe. Die Enkel entwickeln sich rasant, so verpasse ich nichts.

Mein größter Fehler ist …

… manchmal meine Maßlosigkeit, weil ich Grenzen spät erkenne, erst die Erfahrung machen muss, wann es genug ist.

Wenn ich einen Tag lang in meinem Leben ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne…

… Putin und würde sofort den Krieg beende. Das wäre eine Art „Erste Hilfe“ am Planeten.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…

… wünsche ich mir mehr Bildung, weniger Einbildung. Und mehr Respekt vor Tatsachen!

Erfolgreiche Buchautor und Organisator der Ostfriesischen Krimitage, die es im Oktober und November wieder geben wird: Peter Gerdes (66).

Foto: Klaus Fricke

Holger Hartwig„Krimis zu schreiben ist wie der Weg durch ein Tal voller Nebel“