Kromminga: Im Ehrenamt keine Zwei-Klassengesellschaft schaffen

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute Jörg Kromminga, Vorsitzender des Kreissportbundes Leer (KSB)

Leer Er ist seit mittlerweile zehn Jahren der Chef der Sportler im Kreis Leer: Jörg Kromminga (61). In unserer Rubrik „Auf eine Tee mit…“ findet der Vorsitzende des Kreissportbundes Leer (KSB) deutlich Worte, wenn es um den fehlenden Sportentwicklungsplan in der Stadt Leer, die Corona-Förderung des Kreises oder um die Zwei-Klassengesellschaft im Ehrenamt geht, die in Leer durch Vergünstigungen für Feuerwehrleute geschaffen werden soll, geht. Zudem spricht der Leeraner über seine Liebe zum HSV, sein Lebensmotto und worüber er sich aufregen kann.

Sport ist für mich…

…  fester Bestandteil meines Lebens seit meinem dritten Lebensjahr. Ich bin auf dem Tennisplatz groß geworden.

Mein größter sportlicher Erfolg war…

… in der Jugend an den Niedersächsischen Landesmeisterschaften im Tennis erfolgreich teilgenommen habe und vergangenen Jahr erstmalig zwei Marathons erfolgreich bestritten habe.

Als Vorsitzender des KSB muss ich …

… viel vermitteln – in der Regel auf der sportpolitischen Ebene.

Dass es in der Stadt Leer keinen Sportentwicklungsplan gibt, ist …

… nach wie vor bedauerlich. Ich hoffe, dass das Thema wieder Fahrt aufnimmt. Die Stadt braucht so einen Plan. Wenn man sich die Infrastruktur und den Zustand der Sportstätten anschaut, dann wird deutlich, dass es viele Defizite gibt. Manche Anlagen sind in die Jahre gekommen oder es fehlt beispielsweise eine Leichtathletikanlagen, die die Vereine nutzen dürfen. Wir sehen beispielsweise auch, dass im Fußball die Zahl der Mannschaften bis 2030 weiter zurückgeht und es werden dann wenige Fußballplätze erforderlich sein. überfällig. Auch ist absehbar, dass die Zahl der Mitglieder in den Vereinen weniger wird und es immer schwieriger wird, die Anlagen in Schuss zu halten. Es geht aber nicht nur um die Vereine, sondern um das Sportverhalten der Menschen insgesamt. Hier muss eine Kreisstadt ein Konzept haben, wie es in den nächsten Jahren weitergehen soll.

Wenn in der Stadt Leer Feuerwehrleute kostenlos Zugang zu professionellen Fitnessstudios bekommen, dann…

… kritisiere ich das. Wir wollen als Sportler auf keinen Fall eine Neiddiskussion. Nur kann es aus unserer Sicht nicht sein, dass im Ehrenamt eine Zwei-Klassengesellschaft geschaffen wird. Ehrenamt ist Ehrenamt, egal in welchen Bereich. Ich wünsche mir hier eine Gleichbehandlung.

Die Folgen der Pandemie sind für unsere Vereine…

… schwerwiegend. Viele haben ihre Rücklagen aufgezehrt. Wenn der Kreistag es gewollt hätte, dann hätten wir an die Vereine unkompliziert Geld für ihre Jugendarbeit auszahlen können. Nun ist aus den Unterstützungsprogramm ein bürokratischer Verwaltungsakt geworden.  Wir sind insgesamt froh, dass keiner unserer Vereine Insolvenz beantragen musste. Wir sind optimistisch, dass wir den Verlust von im Schnitt 3,3 Prozent in 2021 an Mitgliedern in den kommenden Jahren wieder etwas auffangen können.

Wenn ich Politiker wäre, dann würde ich als erstes für den Sport im Kreis Leer…

… versuchen, die Verfahren der Sportvereine in Bezug auf Baugenehmigung zu beschleunigen.

Für die Vereine im Kreis Leer ist die größte Herausforderung der Zukunft…

… die Veränderungen in der Gesellschaft, d.h. weniger Bereitschaft, ein Ehrenamt zu übernehmen, weniger Engagement der Eltern und auch grundsätzlich, dass die Bedürfnisse Sport zu treiben, individueller werden und damit die Vereine über ganz neue Angebotsformen nachdenken müssen.

Die Kommerzialisierung des Sports finde ich…

… auf höchster Ebene sehr bedenklich. Eine Fußball-WM im Winter in Katar oder die Überlegungen des DFB, das Pokalfinale irgendwo im Ausland auszutragen, sind aus meiner Sicht eine Katastrophe.

Der Umstand, dass mein Lieblingsverein HSV nun bereits fünf Jahre in der zweiten Liga spielen muss. Ist für mich…

… ärgerlich. Aber: Mit einem Aufstieg hätte sich der Verein keinen Gefallen getan, die Mannschaft ist sportlich noch nicht gut genug. Ich hoffe, dass der eingeschlagene Weg konsequent fortgesetzt wird. Dann wird es spätestens in zwei Jahren mit dem Aufstieg klappen. Das wäre auch wichtig, denn einer Bundesliga ohne den HSV fehlt etwas.

Joggen ist für mich…

… Genuss und die Möglichkeit, die Natur zu genießen.

Die Alpen zu Fuß zu überqueren war…

… ein lang ersehnter Wunsch. Es war faszinierend.

Mein Lebensmotto ist…

Lebe jetzt.

Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…

Das kommt schon vor, wenn ich ein wenig zu schnell gefahren bin.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

…  wenn ich das Gefühl habe, dass der Sport in der Politik keine Lobby hat, über Menschen, die unzuverlässig sind, und über den bürokratischen Wahnsinn in Deutschland.

Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…

 … irgendwo am Wasser.

Mein größter Fehler ist, dass …

… meine Ungeduld.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…

… Gesundheit, Frieden und der Sport auf der politischen Ebene eine größere Lobby hat.

Holger HartwigKromminga: Im Ehrenamt keine Zwei-Klassengesellschaft schaffen