Pastor Stührenberg: Zwei Pastorenstellen für Ostfriesland wird eine Herausforderung

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute Martin Stührenberg, Pastor der katholischen Gemeinden in Leer, Weener und Moormerland

LEER Seit Ende 2021 trägt er die Verantwortung für die drei katholischen Gemeinden Leer, Moormerland und Weener im Kreis Leer: Martin Stührenberg. Der 58-Jährige, der seit 2016 in Leer tätig ist, spricht in der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ über die Herausforderung, die Gläubigen in Leer, Weener und Moormerland zu betreuen, erzählt von seiner Entscheidung, nach dem Abschluss eine Ingenieurstudiums Theologe zu werden, und stellt sich kritischen Themen wie dem Missbrauch, Kirchenaustritten und der Vergebung durch die Beichte. Darüber hinaus berichtet er von Überlegungen, wie dem Pastorenmangel begegnet werden kann – unter anderem, dass auch Laien Taufen vornehmen könnten.

Zu predigen heißt für mich…

… das Wort Gottes zu verkünden und die Freude am Glauben weiterzugeben.

Mein Wunsch, Pastor zu werden, ist gewachsen, weil …

… ich den Glauben und die Gemeinschaft der Glaubenden kennen gelernt habe. Die Wahrheit, die im Glauben aufleuchtet, ist wunderbar und hat mich erfasst ebenso wie die Anziehungskraft der Person Jesu.

Als Pastor das Zölibat einzuhalten, bedeutet…

… in Kontakt zu bleiben mit vielen Menschen, im Gebet ein Zuhause zu haben und ein froher Mensch zu sein.

Die Vergebung der Sünden durch die Beichte – darüber denke ich, dass…

… diese Möglichkeit viel zu wenig bekannt ist. Die positiven Folgen, die die Vergebung für ein Leben haben kann, ist den meisten Menschen nicht bekannt.

Bei einer Beerdigung die passenden Worte zu finden, bedeutet…

… die Person, die man beerdigt wahrgenommen zu haben, und zu beschreiben, wie sie war. Das sind die entscheidenden Punkte.

Wenn ich an das Durchschnittsalter der Besucher der Gottesdienste denke, dann …

… mache ich mir Sorgen, wie es mit der Kirche weitergeht. Ich freue mich über jede und jeden, die oder der in den Gottesdienst kommt. Wir als Gemeinde mit engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Helferinnen und Helfern legen viel Wert auf den Kontakt zu jungen Menschen und zu Familien. Es gibt viele Angebote neben den Gottesdiensten, die auch sehr rege genutzt werden.

Wer mir erzählt, dass er aus der Katholischen Kirche austreten will, dem antworte ich…

… gehe den Weg, den Du meinst gehen zu wollen oder zu müssen. Bleibe Dir bewusst: Du bleibst immer willkommen.

Die größte Herausforderung verantwortlicher Pastor von gleich drei Gemeinden zu sein, ist …

… zu wissen, dass der Verwaltungsaufwand immer noch recht hoch ist und ich oft lieber die Menschen besuchen würde, es aber zeitlich nicht schaffe.

Als Elektroingenieur Theologie zu studieren…

… war für mich etwas völlig Neues. Ich hatte bereits eine Programmiersprache gelernt, sie wurde mir aber nicht angerechnet. An Griechisch und Hebräisch kam ich nicht vorbei. Wir hatten allerdings gnädige Professoren.

Der Pastorenmangel und die Auswirkung auf unsere Gemeinden…

… ist ein Thema, dem wir uns stellen müssen. Über uns schwebt die Aussicht, dass es in Ostfriesland irgendwann nur noch zwei Priester geben könnte. Das ist und wird eine große Herausforderung. Wir werden noch mehr Menschen finden müssen, die sich in den Gemeinden engagieren und dazu beitragen, dass es weitergeht. Dieses Engagement und die Übernahme von Aufgaben, beispielsweise Wortgottesdiensten, sind die Zukunft. Ein Projekt, über das wir aktuell sprechen, ist, das auch Laien taufen werden. Die Prüfung dieses Projektes hat aber gerade erst begonnen.

Wenn mir jemand sagt „Warum lässt Dein Gott zu, dass in der Ukraine Krieg geführt, gemordet und sinnlos zerstört wird“, dann reagiere ich darauf mit und sage, dass…

… Gott den Menschen die Freiheit in ihrem Handeln gegeben hat. Daran hält er sich. Leider umfasst das auch die Freiheit, Krieg zu führen. Krieg ist immer durch Menschen gemacht.

Wenn ich an Umgang mit den Missbräuchen in der Katholischen Kirche denke, dann …

… finde ich es gut, dass alles ans Licht kommt und aufgearbeitet wird. Das, was geschehen ist, geht gar nicht. Was mit den Opfern passiert ist, ist für mich unfassbar. Ich hoffe, dass gute Lösungen gefunden werden, wie mit dem Thema umgegangen wird.

Von der evangelischen Kirche würde ich mir wünschen…

Ich bin sehr froh, dass wir in Leer eine sehr gute Zusammenarbeit haben. Das ist wirklich außergewöhnlich und ich hoffe, dass es so bleibt.

Mein Lebensmotto ist…

… früh aufzustehen, den Tag mit Gott zu beginnen und zu schauen, was kommt.

Ich habe das letzte Mal gelogen, als…

 … als ich keinen Termin für eine erste Covid-Impfung kriegen konnte…

Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…

… Pogum, die Bohrinsel. Da kann man gut „herunterkommen“.

Meinen  letzten Strafzettel habe ich kassiert durch…

… einen Blitzer in Bingum. Ich durfte aber weiter Auto fahren.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

Autofahrer, die nicht zu Potte kommen.

Ich kann mich so richtig freuen über, …

 … einen Sonnenuntergang in der Abenddämmerung.

Kraft kann ich tanken, wenn…

… wir zusammen mit anderen Menschen ein schönes Abendessen verbringen.

Ich sollte mal wieder…

… Sport machen.

Wenn jemand sagt „Die Bibel ist das größte Märchenbuch der Geschichte“, dann antworte ich…

… wenn es Gott wirklich gibt und er will, dass wir von ihm etwas mitnehmen, dann wird er uns etwas gegeben haben, was uns zeigt, was in ihm los ist. Genau das ist die Bibel. Sie zeigt den Menschen, die es wissen wollen, wie dieser Gott ist.

Mein größter Fehler ist…

… meine Zeitplanung. Oft plane ich zu knapp

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…

… möchte ich einmal mit der transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Wladiwostok fahren, wünsche ich mir, dass wieder mehr Priester gibt und die Katholische Kirche gemeinsam mit den anderen Kirchen eine große Gemeinschaft ist.

Seit knapp einem Jahr verantwortet er die Arbeit in den katholischen Gemeinden in Leer, Weener und Moormerland: Pastor Martin Stührenberg. Foto: privat

Holger HartwigPastor Stührenberg: Zwei Pastorenstellen für Ostfriesland wird eine Herausforderung