Schüür: Mit Renten um die 500 Euro zu leben, ist nicht möglich

Artikel teilen

„Auf einen Tee mit …“ – Heute Frank Schüür, Vorsitzender des Turnkreises Leer und verantwortlich für Pflegestützpunkte im Kreis Leer

LEER Sich ehrenamtlich zu engagieren, ist für Frank Schüür fester Bestandteil seines Alltags – und das seit mittlerweile über 40 Jahren. Der 57-jährige Leeraner ist heute Vorsitzender des Turnkreises Leer. Mit Menschen hat er auch im Beruf zu tun. Als Sachgebietsleiter Pflege mit der Zuständigkeit für Senioren- und Pflegestützpunkt (SPN) im Kreis Leer kümmert er sich vor allem um Senioren. In unserer Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht Schüür über seinen größten sportlichen Erfolg, sieht eine Professionalisierung im Bereich der Bewegungsangebote bei den Vereinen für unausweichlich, erläutert die Aufgabe der Pflegestützpunkte und kritisiert die Rahmenbedingungen für Menschen im Alter, die finanziell kaum über die Runde kommen könnten.

 Sport ist für mich…

… ein bedeutsamer Teil meines Lebens, über den ich viele unterschiedliche Menschen kennen gelernt habe und heute davon profitiere, ein großes Netzwerk zu haben, wenn es darum geht, Herausforderungen zu meistern.

Mein größter sportlicher Erfolg war…

… der 2. Platz bei den Ostfrieslandmeisterschaften im Turnen 1978 – das ist sehr lange her.

Als Vorsitzender des Turnkreises muss ich …

… vorausdenken, was auf uns und die Vereine zukommt, und Menschen zusammenführen.

Dass es in der Stadt Leer keinen Sportentwicklungsplan gibt, ist …

… eine Katastrophe. So ein Plan, der die Strukturen beschreibt und für die nächsten Jahren mit Konzept die Weichen für guten Sportstätten und Vereinsarbeit schafft, ist sei, seit zehn Jahren überfällig. Da besteht dringender Handlungsbedarf.

Wenn in der Stadt Leer Feuerwehrleute kostenlos Zugang zu professionellen Fitnessstudios bekommen, dann…

… ist das für mich eine totale Ungleichbehandlung und eine Herabsetzung des übrigen Ehrenamtes in den Bereichen Kultur, Sport und Kirche. So eine Zwei-Klassen-Förderung der Engagements ist absolut nicht sinnvoll und angebracht.

Die Folgen der Pandemie sind für unsere Vereine…

… sehr unterschiedlich. Einige in ländlichen Gebieten haben mit Blick auf ihre Mitgliederzahl keine Auswirkungen zu spüren bekommen, andere haben stehen in dieser Hinsicht derzeit vor großen Herausforderungen.

Für die Vereine im Kreis Leer ist die größte Herausforderung der Zukunft…

… die Professionalisierung im Bereich der Bewegungsangebote, eine gute Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit und das Erkennen neuer Trends.

Frisia Loga ist für mich…

… meine sportliche Heimat seit 50 Jahren und ein toller Verein mit vielen engagierten Übungsleitern. Für mich ist Frisia ein großer Rückhalt in meinem Leben.

Als Sachgebietsleiter Pflege beim Landkreis ist für mich die wichtigste Aufgabe…

… Menschen zu ihren Rechten zu verhelfen und Möglichkeiten der Selbsthilfe aufzuzeigen,

Bei den Pflegestützpunkten ist unsere größte Herausforderung…

… die betroffenen Menschen zu erreichen. Wir müssen viel dafür tun, dass sich Betroffene bei uns melden. Viele könnten Hilfe und Unterstützung bekommen, wissen es aber nicht.

Altersarmut ist aus meiner Sicht…

… neben der Tendenz zu Vereinsamung im Alter das größte Problem. Ich finde es besonders krass, dass Menschen in einem so reichen Land wie unserem nicht zurechtkommen können. Es muss mehr getan. Mit Renten um die 500 Euro zu leben, ist sehr schwer vorstellbar und für viele einfach nicht möglich.

Wenn ich an die weiteren Herausforderungen des demografischen Wandels denke…

… dann bekomme ich Ängste in Bezug auf die medizinische Versorgung und die Pflege. Bis 2030 werden etwa 1,2 Millionen Menschen mit Pflegebedarf dazu kommen. Die Zahl steigt dann auf 5,5 Mio. an.

Wenn ich Politiker wäre, dann würde ich als erstes im Kreis Leer…

… eine Zusammenkunft in den Kommunen organisieren, bei deres um Angebote für die gesamte Bevölkerung geht, nicht nur für junge, sondern auch ältere. Es müsste viel mehr Mehrgenerationenangebote, zum Beispiel entsprechende Spielplätze oder Treffs, geschaffen werden,

Mein Lebensmotto ist…

Leben und leben lassen

Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…

… falsches Parken am Hafen in Leer vor vier Wochen. Es kostete zehn Euro.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

… Menschen, die im Sozialbereich ein zu hohes Anspruchsdenken haben.

Ich kann mich so richtig freuen über…

… glückliche, lachende und zufriedene Menschen

Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…

 …  in Loga die Evenburg.

Mein größter Fehler ist, dass …

… zu selten Nein zu sagen, wenn ich auf etwas angesprochen werde.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…

…  würde ich gerne mehr Zeit im Ehrenamt zur Verfügung stellen können, mir ein Wohnmobil zu legen und als drittes als Turnkreis mehr gemeinsame Veranstaltungen für Senioren durchführen. Auf die neuen Angebote „Tied mitnanner“ mit der der Friedenskirche, der Petrusgemeinde und der Reformierten Kirche und die Aktion „3000 Schritte für die Gesundheit“, bei dem der Blindenverband Ostfriesland mit dabei ist, haben wir seine sehr große Resonanz bekommen. Das freut mich.

Holger HartwigSchüür: Mit Renten um die 500 Euro zu leben, ist nicht möglich