„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Karel Groen, Geschäftsführer der Ems-Dollart-Region (EDR)
BAD NEUSCHANZ/BUNDE Die Ems Dollart Region (EDR) ist die nördlichste europäische Grenzregion entlang der deutsch-niederländischen Grenze und bereits seit 1977 wird zwischen den Ländern in einem Zweckverband zusammengearbeitet. Die Geschäftsstelle der EDR ist an der Grenze zwischen Bunde und Bad Neuschanz hat sich zu einem deutsch-niederländischen Begegnungszentrum entwickelt, in Veranstaltungen stattfinden und grenzübergreifende Projekte auf den Weg gebracht werden. Geschäftsführer der EDR ist seit 2011 Karel Groen. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht er über Vorurteile und Gemeinsamkeiten, aktuelle Projekte, die Friesenbrücke und die E 233 und verrät, was die Deutschen als Erstes im Land verändern sollten.
Netzwerke gibt es viele. Sie sind seit Jahrzehnten zur Mode geworden – die Ems-Dollart-Region ist einzigartig, weil…
… sie eine Zusammenarbeit von 82 Gemeinden, Landkreisen und Behörden in Deutschland und den Niederladen ist, wie es sie so kein zweites Mal gibt. Sie ist die Brücke zwischen der Nordniederlande und dem Nordwesten Niedersachsens. Wir verstehen uns als ein Gebiet und sind uns sehr nah. Ziel ist es, trotz Grenze eher zum anderen zu schauen als nach Den Haag oder Berlin.
Für die EDR ist die größte Herausforderung in den nächsten Jahren…
… weiterhin von guten Projektförderungen, gegenseitigem Erfahrungsaustausch und Innovationen zu profitieren. Wir wollen gemeinsam noch viele weitere hundert Projekte in der Region auf den Weg bringen.
Der größte Erfolg der EDR seit der Gründung 1977 ist aus meiner Sicht, dass …
… sich die Menschen besser verstehen als vorher und die Netzwerke funktionieren und lebendig sind.
Die größte Schwierigkeit bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ist heute …
… der Unterschied in der Gesetzgebung, die oft ein Hindernis ist. Ein Beispiel ist der Umgang mit Energie. In Haren im Emsland wird Windenergie produziert, die Emmen gerne möchte. Die Grenze ist normal heute leicht zu überqueren. Energie über die Grenze zu transportieren, ist nach aktuellem Recht nicht möglich.
Am meisten lernen können die Deutschen von den Niederländern…
… die Lösungsorientierung im Denken und Handeln. Niederländer sind praktisch veranlagt und haben dafür weniger Struktur und Hierarchie. Manchmal sind sie dabei etwas zu direkt.
Am meisten lernen können die Niederländer von den Deutschen…
… die Struktur und die gute Vorbereitung, um dann zur Sache zu kommen.
Das größte Vorurteil zwischen beiden Ländern ist bis heute die Ansicht, dass …
… es zu viele Unterschiede gibt. Wir sind sehr ähnlich. Wir haben in vielen Bereichen – beispielsweise nachhaltige Energie, Gesundheit, Katastrophenschutz – die gleichen Aufgaben und stimmen uns gut ab. Dabei verstehen wir uns auch sprachlich gut. Wir Niederländer hatten die Sendung mit der Maus in deutscher Sprache mit Untertiteln.
Das wichtigste Infrastrukturprojekt in den nächsten Jahren ist…
… die Frage, wie die Autobahnverbindungen noch besser werden können, beispielsweise die E 233. Da müssen wir noch besser werden. Ebenso wichtig ist die Anbindung über die Schiene zwischen den Metropolen auf beiden Seiten der Grenze.
Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel – dazu fällt mir ein, dass …
… wir nicht konkurrieren, sondern im Austausch die besten Lösungen finden. Wir lernen voneinander und schaffen es so, neue Menschen für die Region zu begeistern.
EU-Projekte sind perfekter Bürokratismus, weil…
… der versuchte Abbau meist zu neuen Regeln führt. Gefragt sind pragmatische Lösungen. Die Menschen machen den Erfolg aus, nicht die Regeln.
Mit dem Kleinprojektefonds können wir…
… sehr viel bewegen. Menschen treffen sich, lernen sich und die Kultur kennen. Das bewegt die Bürger und wir sehen auch, was im Ehrenamt – ein schönes Wort, das es in den Niederlanden nicht gibt – viel bewegen. Wir erleben, dass sich Menschen für die Ehren und Anerkennung einbringen – und nicht wegen Geld.
Die Tatsache, dass es mehr als ein Jahrzehnt dauern wird, bis die Bahnlinie über eine neue Brücke wieder über die Ems fahren kann, ist aus meiner Sicht…
… nicht zu verstehen. Dieser Bundesverkehrswegeplan und die Politik sind für einen Niederländer nicht zu begreifen. Da ist Berlin viel zu weit weg von den Themen der Region.
Wenn ich an die steigende Zustimmung für rechtspopulistische Parteien denke, dann…
… verstehe ich, dass viele Krisen zu neuen Meinungen führen. Ich bin dann froh, dass mehr als 90 Prozent der Menschen eine positive Lebenshaltung haben und nicht in einen Negativismus geraten.
Mein Lebensmotto ist…
… nicht in einem Satz zu sagen. Ich bin überzeugt, dass Gott uns geschaffen hat, um das Glas immer halbvoll zu sehen, nicht zu klagen und die Chancen und Möglichkeiten zu sehen. Wir sind sehr wohlhabend und trotzdem wird viel gejammert. Dabei gibt es viel mehr im Leben, was bei uns gut funktioniert und Lebensqualität gibt.
Ich habe das letzte Mal gelogen…
Das weiß ich nicht mehr. Lügen bringt ja auch nichts, weil man dann viel dafür tun muss, dass die Lüge unter der Decke bleibt.
Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…
Oh, ich habe viele gehabt, weil ich mit dem Auto zu gerne auch mal Gas geben. In den Niederlanden gibt es weniger Kontrollen, dafür sind die Bußgelder himmelhoch. In Deutschland ist es preiswerter. Zudem bekommt man mehr für sein Geld – ein Foto (lacht).
Ich kann mich so richtig aufregen über…
… Menschen, die im Verkehr langsamer fahren, als es erlaubt ist. Das verstehe ich nicht.
Ich kann mich so richtig freuen über, …
… Menschen, die sich selbst nicht so ernst nehmen und Sinn für Humor haben.
Mein größter Fehler ist, dass …
… ich oft zu wenig Geduld habe, um auf die Ereignisse zu warten.
Mein Lieblingsplatz in der Region ist…
… mein Zuhause.
Wenn ich einen Tag Bundeskanzler sein könnte, dann würde ich…
… als erstes dafür sorgen, dass Niederländer nicht mehr glauben, dass Frau Merkel bis heute die Kanzlerin ist. Bis Olaf Scholz in den Niederlanden bekannt sein wird, dauert das fünf bis zehn Jahre. Bei uns wird mehr über USA oder Großbritannien berichtet, dabei ist das viel weiter weg. Für uns ist Deutschland viel wichtiger.
Was die Deutschen als Erstes tun sollten, ist …
… das Faxgerät aus dem Fenster zu werfen.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir, dass …
… die Freundschaft und der Friede zwischen unseren Ländern ewig hält, wie Niederländer stärker nach Deutschland zu unseren Nachbarn als in die USA schauen und wir weiterhin nicht nur mit Worten, sondern mit Taten gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Grenzregion eine Wachstumsregion ist und bleibt.
Karel Groen ist seit 2011 Geschäftsführer der Ems Dollart Region mit Sitz in Bad Neuschanz unmittelbar am ehemaligen Grenzübergang zur Gemeinde Bunde.
Foto: EDR
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