„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Heinrich Rauert, Kreisjägermeister im Kreis Leer und Chef der Jägerschaft Leer
STEENFELDE Er ist seit vielen Jahren einer der prägenden Akteure, wenn es um das Thema Jagd im Kreis Leer geht: Heinrich Rauert. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der Kreisjägermeister im Kreis Leer und Chef der Jägerschaft Leer e.V. über die Vorurteile über die Jäger durch Unwissenheit, die schwierige Situation im Umgang mit Wölfen, uneinsichtige Hundehalter sowie seine Erwartungen an das neue Landesjagdgesetz und den Wunsch der Jäger im Kreisgebiet, einen neuen Schießstand zu bauen.
An der Jagd fasziniert mich…
… durch die Natur zu streifen, das Wild zu beobachten und vor allem auch die Bestände im Blick zu haben. Darüber hinaus ist die Kameradschaft unter den Jagdkollegen so, dass ich darauf nicht verzichten möchte.
Wer sagt, Jäger sind doch nur Tiermörder, dem antworte ich, dass …
… er einen Kursus zur Jungjägerausbildung machen sollte und wir uns danach noch einmal unterhalten. Wer diese Ausbildung macht, der erkennt die Zusammenhänge und versteht, dass die Jagd eine gute Sache ist. Kurzum: Wer Wissen hat, der ist im Vorteil.
Das Amt als Kreisjägermeister übernommen und damit Ehrenbeamter geworden zu sein, bedeutet für mich…
… die Arbeit fortzuführen, die ich gemeinsam mit meinen leider verstorbenen Kollegen Jan-Wilhelm Hilbrands einige Jahre gemeinsam gemacht habe. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit den Jagdpächtern.
Das neue Landesjagdgesetz, was kommen soll…
… wird zu vielen Diskussionen führen. Wir hätten uns gewünscht, dass die jetzige Landesregierung an dem Gesetz, so wie es erst 2022 verabschiedet wurde, festhält. Wir erwarten in der Neufassung einige Regelungen, die nicht zum Vorteil der Jagd und der Pflege der Bestände sein werden.
Wer einen Jagdschein machen will, der …
… sollte eine Liebe zur Natur haben. Das ist das A und O. Denn: Es geht nicht um das Schießen auf Tiere. Das macht nicht einmal zehn Prozent eines Jägers aus. Die Arbeit in einem Revier braucht viel Zeit, die ein Jäger aufbringen muss.
Bei der Jägerprüfung kommt es darauf an…
… vorher viel zu lernen. Der Kurs umfasst bis zu 150 Unterrichtsstunden. Wir nehmen übrigens im Kreis Leer pro Jahr bis zu 700 Prüfungen ab. Das ist historisch so gewachsen. Zuletzt hatten wir dabei 36 Jägerinnen und Jäger mit Wohnsitz im Kreis Leer. Durch diese Prüfungen nehmen wir Geld ein, was wir dafür nutzen wollen, einen neuen Schießstand zu bauen und wir hoffen, bald im Kreis ein Grundstück dafür zu erhalten.
Als Kreisjägermeister ist die größte Herausforderung…
… den Zusammenhalt der Revierinhaber zu stärken und mit der Kreisverwaltung und dem Landrat gut zusammen zu arbeiten. Das funktioniert gut, wir bekommen gute Unterstützung.
Einem Jäger seinen Jagdschein abnehmen zu müssen, ist…
… durchaus schwierig, weil es hohe Hürden gibt und die Verstöße beachtlich sein müssen. Wenn die Verlässlichkeit nicht mehr gegeben ist, dann schreiten wir ein. Auch im Kreis Leer kommt das – manchmal – auch vor.
Einen guten Jagdhund zeichnet aus, dass…
… er seinen Herren gerne begleitet, gut mit ihm zusammenarbeitet und ein Beutetrieb vorhanden ist.
Das schönste Revier im Kreis Leer ist …
… Ihren mit den Rehen und Fasanen, weil ich dort seit 41 Jahren unterwegs. Wir haben im Kreisgebiet viele schöne Reviere mit ganz unterschiedlicher Ausprägung: im Rheiderland mit Wasservögeln oder im Bereich Uplengen auch mit Sauen und Damwild.
Die Jagdhornbläsergruppen im Kreis Leer sind…
… sehr gut aufgestellt. Wir haben acht ganz aktive Gruppen und einen Kreisobmann, der sehr engagiert ist.
Über die Jagd von Wölfen denke ich, dass es …
… – weil sich landesweit die Population bei den Wölfen jedes Jahr um etwa 30 Prozent erhöht – auch vermehrt zu Verkehrsunfällen mit Wölfen kommt. Wir haben heute in Niedersachsen mehr Wölfe als in Schweden. Für uns als Jäger ist die aktuelle Situation schwierig: Die Nutztierhalter sprechen uns immer wieder darauf an, warum wir nichts unternehmen, wenn bei ihnen Schafe oder Kälber tot auf der Weide liegen. Die Politik tut sich sehr schwer damit, aber Ideologie
hilft an dieser Stelle nicht weiter und uns Jägern sind leider die Hände gebunden.
Mein Lebensmotto ist…
… immer wieder überall hinkommen zu dürfen, wo ich einmal war. Es ist wichtig, sich offen und direkt zu begegnen und konstruktiv Rückgrat zu zeigen.
Ein Buch zu lesen, bedeutet für mich…
… Zeit der Muße. Ich bin jeden Tag mit Terminen durchgetaktet. Wenn ich dann die Zeit zum Lesen finde, ist es ein Genuss.
Mein größter Fehler ist, dass …
… ich meine Termine zu eng zu takte.
Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…
… zu schnelles Fahren. Das war in diesem Frühjahr und ich musste 40 Euro bezahlen. Die Termine waren wohl wieder einmal zu eng nacheinander gelegt (schmunzelt).
Ich kann mich so richtig aufregen über…
… uneinsichtige Menschen, die nicht bereit sind, etwas anzunehmen. Ich nenne als Beispiel mal einige Hundehalter, die ihr Tier von der Leine lassen, obwohl eine hochträchtige Ricke auf dem Feld zu erkennen ist, die nicht vor dem Hunde flüchten kann. Dann ärgere ich mich sehr, dass der Hund trotzdem frei laufen gelassen wird.
Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…
… an der Ems.
Wenn ich einen Tag lang in meinen Leben ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne…
… Landrat in Kreis Leer.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…
… wünsche ich mir Frieden, Gesundheit und dass meine Familie auch in Zukunft – wie bisher immer -zusammenhält.
Heinrich Rauert (72) ist Kreisjägermeister und Vorsitzender der Jägerschaft Leer.
Foto: Privat