Antworten Stadt Leer zu Gewerbeflächen

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Stellungnahme der Stadt Leer zur Anfrage zu Gewerbeflächen (Freitag, 5. März 2021)

aktuelle Flächenangebote:

  1. Welche freien Grundstücksflächen hat die Stadt Leer wo zu welchen Konditionen für interessierte Firmen, die sich ansiedeln oder erweitern wollen, im Angebot?

Die Stadt Leer hat derzeit nur eine 3.985 Quadratmeter große Gewerbefläche am Mühlenweg im Ortsteil Loga (Kaufpreis 25,- €/qm) zum sofortigen Verkauf. Diese Fläche wurde schon mehrfach am Markt angeboten, es stehen jedoch hohe naturschutzrechtliche Auflagen an dem Grundstück, so dass ein Verkauf bisher noch nicht möglich war.

Darüber hinaus verfügt die Stadt Leer über ca. 10 ha Gewerbeflächen im B-Plan 205 – Benzstraße. Für dieses gesamte Gebiet hat die Politik mit Mehrheit am 29.11.2016 und 14.12.2016 abgelehnt, das Gebiet mit Fördergelder zu entwickeln, obwohl die Stadt Leer abzüglich der Förderung und der Einzahlungen aus den Grundstücksverkäufen nur 1,2 Mio. Eigenanteil gehabt hätte. Da die Bodenbeschaffenheit jedoch ein hohes Kostenrisiko bedeutete, wurde der Vorschlag der Verwaltung mehrheitlich abgelehnt. Die Weiterentwicklung solle ruhen und eine Vermarktung für die Stadt Leer kostenneutral und damit kostendeckend erfolgen. Hier wird regelmäßig geprüft, ob eine Erschließung unter Inanspruchnahme von Fördermitteln möglich ist. Das ist nach wie vor der Fall.

Bisher konnte jedoch kein kostenneutrales Modell entwickelt werden. Das bedeutet in der Konsequenz, dass die gesamten Erschließungskosten auf die Grundstückspreise umgelegt werden müssten und dann Grundstückspreise in Höhe von ca. 200 €/qm entstehen. Da diese Preise am Markt nicht erzielt werden können, müssen wir derzeit alle Kaufanfragen ablehnen. Da mittlerweile aber immer mehr Anfragen eingehen, möchte die Verwaltung der Politik die Weiterentwicklung im Mai dieses Jahres nochmals vorlegen und hofft, das Gebiet mit GRW-Fördermitteln erschließen und die Grundstücke öffentlich zu vertretbaren Preisen am Markt anbieten zu können.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir nicht in der Lage, das Grundstück zu vertretbaren Konditionen zu veräußern. Hinzukommt, dass das gesamte Gebiet problematische Bodenverhältnisse aufweist, die die Erschließung so teuer machen, dieses bei der Vermarktung aber nicht kostenreduzierend berücksichtigt werden kann, da alle vergabe- und europarechtlichen Vorschriften zu beachten sind, die z.B. eine Direktvergabe an Unternehmen oder Reduzierungen des Kaufpreises für den Bodenaustausch nicht möglich machen.

Die Stadt Leer versucht seither das Gebiet anzubieten, jedoch ohne Erfolg. Das einzige Unternehmen, welches diesen kostendeckenden Preis zahlen würde, ist planungsrechtlich nicht zulässig. Dieses bestätigte der Landkreis Leer in einem entsprechenden Schreiben.

Folglich kann die Stadt Leer derzeit die Interessenten nur an die Flächen im Gewerbegebiet Leer-Nord oder EGR Rheiderland verweisen, an denen die Stadt Leer im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit beteiligt ist. Die Erfahrungen zeigen aber, dass der Großteil der Interessenten den Wirtschaftsstandort Leer begehren.

2. Welche neuen Flächen, auf denen sich Unternehmen ansiedeln können, sind derzeit in der Realisierung bzw. Planung? Wie groß sind diese Flächen?

Mangels geeigneter Flächen befinden sich derzeit keine neuen Gebiete konkret in Planung. Auch Gespräche mit Nachbarkommunen und dem Landkreis Leer verliefen bisher ergebnislos. Der Verwaltung ist es durchaus bewusst, wie wichtig für die Stadt Leer ein neues Gewerbegebiet für die Um- und Ansiedlung von Unternehmen und Handwerksbetrieben ist. In enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis sowie den kreisangehörigen Gemeinden wird seit einiger Zeit die Möglichkeit eines interkommunalen Gewerbegebietes diskutiert. Der Landkreis Leer hat diesbezüglich ein kreisweites Gewebeflächenentwicklungskonzept als Grundlage für weitere Planungen erstellt, welches in Kürze beschlossen werden soll und dann als Fördergrundlage dienen kann. Auch dieses wird Thema in der Vorlage im Mai 2021 sein.

  1. Welche Flächenplanungen sind in den vergangenen zehn Jahren gescheitert? Und wenn, was waren die Gründe (planerische Aspekte, politische Beschlüsse etc.)?

Die Stadt Leer hat aber auch ein eigenes Gewerbeflächenentwicklungskonzept aus dem Jahr 2015, in dem innerhalb des Stadtgebietes folgende Bereiche in den vergangenen Jahren näher untersucht wurden:

  • Erweiterung des Gewerbegebietes Bpl. Nr. 157 (Windelkampsweg/Konrad-Zuse-Straße)
  • Ostermeedlande/Multi Süd
  • Östlicher Bereich OT Loga – Ritterstraße
  • Erweiterung des Gewerbegebietes Bpl. Nr 205 (Nüttermoor-Benzstraße)
  • potenzielle Entwicklungsflächen Am Bingumer Deich/BAB 31

Eine mögliche Erweiterung des Gewerbegebietes Konrad-Zuse-Straße erwies sich aufgrund von Einschränkungen durch den Natur- und Landschaftsschutz sowie der Planungsvorgaben des regionalen Raumordnungsprogrammes als schwierig. Das bestehende Gebiet wurde seinerzeit durch die GPL, ein Tochterunternehmen der Sparkasse erschlossen und veräußert. Durch die GPL auf den Erweiterungsflächen vorgenommene Bodenuntersuchungen ergaben darüber hinaus, dass eine wirtschaftliche Vermarktung der Grundstücke nicht darstellbar sei.

Die Flächen im Osterhammrich westlich des Multi-Marktes waren zur Zeit der Untersuchungen durch ein Bauleitplanverfahren für ein Wohngebiet blockiert, welches sich jedoch inzwischen zerschlagen hat. Eine Vermarktung als Gewerbefläche ist hier aber wegen der unmittelbar angrenzenden Wohngebiete und der problematischen Bodenverhältnisse sehr unwahrscheinlich und zudem wegen der hohen Erschließungskosten unwirtschaftlich.

Bei den Flächen in Loga an der Ritterstraße ergaben die Prüfungen, dass es sich laut RROP vorwiegend um landschaftsschutzwürdige Bereiche handelt (Vorranggebiet für Grünlandbewirtschaftung- und Pflege und -entwicklung, Vogelbrutgebiet) und geschützte Biotope vorhanden sind. Die Realisierung einer dortigen Planentwicklung wurde vom Landkreis Leer als gering eingeschätzt.

Bezüglich des Gebietes in Nüttermoor an der Benzstraße, welches sich lt. Entwicklungskonzept der Lage nach am besten für eine Entwicklung eignet, hat die Verwaltung intensive Planungen und Untersuchungen angestellt, um eine Erschließung in westlicher Richtung realisieren zu können. Bereits aus den vorangegangenen Verkäufen im Einfahrtsbereich des Gebietes (z.B. Fa. MIOS und POCO) waren die schwierigen Bodenverhältnisse und der damit verbundene aufwendige Bodenaustausch bekannt. Siehe dazu Punkt 1.

Es werden aber nicht nur diese möglichen Gebiete für neue Entwicklungen in Augenschein genommen, sondern auch stets die bestehenden Gebiete. So prüft die Stadt Leer u.a. auch die Erweiterungs- und Entwicklungsmöglichkeiten in ihrem ersten Gewerbegebiet, dem Hafen Leer. Hier sind die Erweiterungs- und Entwicklungsmöglichkeiten jedoch aufgrund der stark fragmentierten Eigentumsstrukturen schwierig. Hinzukommt die Problematik der kostenintensiven Herstellung der erforderlichen Infrastruktur (Spundwände, etc.) und der für den Umschlag erforderlichen Solltiefe. Dennoch ist die Stadt Leer bemüht, auch hier die Entwicklung zu fördern und wird z.B. in diesem Jahr mit Fördergeldern aus der Richtlinie des Landes Niedersachsen „Förderung von Infrastrukturmaßnahmen und Ausbaggerung in Seehäfen“ die Seeschleuse modernisieren und Baggerungen zur Verbesserung der Solltiefe und Leistungsfähigkeit durchführen lassen.

  1. Gibt es aktuell Anfragen von Unternehmen? Aus welchen Branchen und welche Bedarfe (Grundstücksgröße, Verkehrsanbindung)?

Es gehen sehr verschiedene Anfragen vorwiegend von Einzelunternehmen sowie klein- und mittelständischen Unternehmen aus verschiedensten Branchen (z.B. Kfz-Werkstätten, Fahrschule, Bauunternehmen, Malerbetriebe, Hallenbetreiber). Hierbei geht es um Flächenwünschen zwischen 500 qm und ca. 5.000 qm. Anfragen von großen Unternehmen sind eher selten – zuletzt die Anfrage einer großen Möbelkette mit einem Flächenwunsch von ca. 2,5 -3 ha oder die eines großen Gartencenters mit einem Flächenwunsch von ebenfalls ca. 2,5 ha. Beide Ansiedlungsvorhaben scheiterten jedoch nach intensiver Prüfung, da die Vorhaben nicht den Zielen der Raumordnung, sowohl auf regionaler Ebene (RROP) als auch auf Landesebene (LROP), entsprach und keine Genehmigung der übergeordneten Behörden in Aussicht gestellt werden konnte (siehe auch 1.) Aktuell liegen der Verwaltung mehrere Anfragen vor. Es handelt sich um Firmen, die ihren Betriebsstandort in Leer vergrößern und verlagern wollen, aber auch um interessante Neuansiedlungen und Betriebsrückkehrer. Aus diesem Grunde möchte die Stadt Leer der Politik im Mai Entwicklungsvorschläge aufzeigen und hofft auf eine baldige Erschließung, damit endlich wieder Gewerbeflächen zur Verfügung stehen.

  1. Ist das aktuelle Angebot aus Sicht der Bürgermeisterin und der Stadtverwaltung ausreichend? Wenn ja, warum? Wenn nein, was wir unternommen bzw. wurde unternommen, um ein ausreichendes Angebot zu schaffen?

Aus Sicht der Stadt Leer ist das Angebot natürlich überhaupt nicht ausreichend und nicht befriedigend, jedoch sind der Stadt Leer für das Gewerbegebiet Benzstraße aufgrund des politischen Beschlusses die Hände gebunden und für eine Neuerschließung sind die Hürden sehr hoch und in den meisten Fällen nicht zu bezwingen. Das sind die o.g. planerischen Gründe, schwierige Bodenverhältnisse in bestimmten Regionen der Stadt und die dadurch entstehenden hohen Kosten, aber auch schwierige Grundstücksverhandlungen mit den Grundstückseigentümern und deren hohe Kaufpreisvorstellungen. Letztendlich soll ja ein Grundstück für den Gewerbetreibenden, vor allem für die kleineren Unternehmen, ja auch noch bezahlbar bleiben.

Die Stadt Leer wird dieses Ziel jedoch nicht aus den Augen verlieren und weiterhin, auch zusammen mit dem Landkreis Leer und den Nachbargemeinden, nach neuen Möglichkeiten suchen, weitere Gebiete zu erschließen. Auch die Erweiterung des Gebietes an der Benzstraße in Nüttermoor haben wir nicht aus den Augen verloren, siehe auch Antwort auf Frage 1.  Die Stadtverwaltung Leer hofft daher im Mai auf einen positiven Beschluss der Politik, der die Bereitstellung entsprechender Haushaltsmittel für die Weiterentwicklung beinhaltet.

  1. Musste Unternehmen, die an Leer Interesse hatten, aufgrund fehlender Flächen Absagen erteilt werden seit 2010? Wenn ja, warum und um welche Branchen bzw. welche Investitions- und Arbeitsplatzpotenziale ging es?

Siehe dazu die Antwort auf Frage 5.

Gut situierte Unternehmen, die in Leer bereits Gewerbesteuer zahlen und Unternehmen mit interessanten Projekten müssen derzeit abgewiesen werden. Damit können auch die Gewerbesteuereinnahmen nicht erhöht werden. Die klassische Aufgabe der Wirtschaftsförderung, Gewerbegebiete zu entwickeln und zu vermarkten, ist somit kaum erfüllbar. Ablehnen mussten wir bisher aus den unter 4. genannten Bereichen alle Anfragen. Investitionsvolumen und Arbeitsplatzpotentiale sind nicht genau bezifferbar, bei zu vermarktenden Flächen von ca. 10 ha ergibt sich dieses Potenzial jedoch von selbst.

angesiedelte Unternehmen:

  1. Wie viele Flächen (Anzahl und Größe) konnten seit 2010 an Unternehmen durch die Stadt veräußert werden?
  2. Welche Branchen konnten angesiedelt werden? Wieviel Arbeitsplätze wurden dadurch geschaffen?

Seit 2010 konnten 18 Gewerbegrundstücke mit einer Gesamtfläche von ca. 7,0 ha in den Bereichen Benzstraße, Windelkampsweg, Am Emsdeich, An der Seeschleuse, Am Nüttermoorer Sieltief, Nessestraße und Sägemühlenstraße veräußert werden.

Darunter befinden sich auch Verkäufe von Erweiterungsflächen an bestehenden Firmen zwecks Sicherung des Standortes. Die Branchen ziehen sich über die Bereiche Möbel, Kfz-Verkauf, Autoglas, Tischlerei, Dachdeckerei, Fahrradverkauf u. Reparatur, Elektrotechnik, Bauunternehmen, Großhandel für Maler- u. Bodenlegerbedarf bis hin zum elektronischen Anlagenbau.

Beispielsweise handelt es sich bei den Ansiedlungen um das Möbelhaus POCO an der Benzstraße. Das Großhandelsunternehmen MIOS hatte sich bereits vorher dort angesiedelt. Im Gebiet Am Nüttermoorer Sieltief siedelte sich auf einer größeren Fläche u.a. die BIKE-Arena Oltmanns an. Auch aus diesem Gebiet suchen derzeit mehrere Firmen dringend Erweiterungsflächen.

Auch sind die Verkäufe an der Nessestraße an die Fa. Wilts und die PETER MEYER Project Management • Adviser GmbH (PMA), die mit Ihrer Ansiedlung für eine hohe Aufwertung in dem Bereich gesorgt haben, hervorzuheben.

Im Jahre 2009 veräußerte die Stadt Leer umfangreiche Grundstücksflächen am Windelkampsweg an die damalige Grundstücks- und Vermietungs-gesellschaft Leer mbH (GVL, Tochterunternehmen der Sparkasse LeerWittmund) zwecks Erschließung zu einem Gewerbegebiet. Hier entstand im Jahre 2010 das Gewerbegebiet Konrad-Zuse-Straße, in dem sich in den darauffolgenden Jahren mindestens neun Firmen angesiedelt haben bzw. dorthin umgesiedelt sind. Eine große Fläche nimmt hier z.B. die Fa. Hiltes zusammen mit dem angeschlossenen Miniaturwunderland ein, welches in den vergangenen Jahren einen überregionalen Bekanntheitsgrad entwickelt hat und für Leer eine touristische Attraktion darstellt. Weiterhin füllen dort u.a. die Fa. Groen & Janssen oder die Fa. Stahl- u. Anlagenbau Schmidt die Flächen.Verlässliche Zahlen über die geschaffenen Arbeitsplätze liegen uns leider nicht vor, sodass wir an dieser Stelle auf eine Angabe verzichten möchten.

Industriegebiet Leer-Nord:

  1. Die Stadt Leer ist gemeinsam mit dem Kreis Leer Eigentümer der Flächen im Industriegebiet Leer-Nord. Bekannt ist, dass die Entwicklung dort vor allem an den Bodenverhältnissen gescheitert ist. Gibt es für die Aktivierung dieses Gebietet, dass immerhin über einen Emsanleger und Industriegleisanbindung verfügt (und damit trimodal ist) neue Vermarktungsansätze?
  2. Inwieweit spielt dieses Gebiet überhaupt noch eine Rolle für die Stadt Leer?

Das Industriegebiet Leer-Nord spielt für die Stadt Leer nach wie vor eine große Rolle. Zum einen, weil die Stadt Leer zu 50 % beteiligt ist und zum anderen, weil es das einzige Gebiet ist, in dem planungsrechtlich die Ansiedlung von Industrieunternehmen möglich ist. Die Vermarktung erfolgt über die Geschäftsführung, die der Landkreis Leer innehat. Es erfolgt jedoch ein regelmäßiger Austausch.

Die Nachfrage nach Grundstücken ist nach wie vor da und es konnten auch in den vergangenen Jahren einige Grundstücke veräußert werden. Zudem versuchen wir gemeinsam, die Attraktivität durch verschiedene Maßnahmen zu steigern. Dabei spielt natürlich auch die vorhandene Infrastruktur (Gleisanschluss und Emsanleger) eine bedeutende Rolle.

Entwicklung der Gewerbesteuer:

Wie haben sich die Steuereinnahmen der Stadt seit 2010 entwickelt? (bitte ggf. mit dem Hinweis, wann Erhöhungen stattgefunden haben).

In 2010 belief sich das Steueraufkommen auf 22,2 Mio.€ bei einem Hebesatz von 350 v.H. In den darauffolgenden Jahren erfolgten Anhebungen des Hebesatzes auf zunächst 360 und 370 bis 395 v.H. Während der Jahre verzeichnen sich Schwankungen bei den Einzahlungen (zwischen 15,3 Mio. im Jahre 2011 und 30,4 Mio. im Jahre 2019). Die Einzahlungen für das Jahr 2020 beliefen sich auf 26 Mio. €, wobei in 2020 bereits die ersten Auswirkungen der Pandemie zu verzeichnen waren.

Entwicklung der gemeldeten Unternehmen/ Neugründungen:

  1. Wie hat sich seit 2000 die Zahl der Unternehmen bzw. der Neugründungen in der Stadt Leer entwickelt?

Laut den vorhandenen Daten des Gewerbeamtes belief sich die Zahl der Gewerbebetriebe in der Stadt Leer am 31.12.2002 auf 2969. Am 31.12.2020 belief sich diese Zahl auf 3.408, so dass hier eine Steigerung um 439 Fälle zu verzeichnen ist. Wenn die Stadt Leer mehr zu vermarktende Gewerbeflächen zur Verfügung hätte, dann wären diese Zahlen besser.

  1. Gibt es auch Daten zur Entwicklung der sozialversicherungspflichten Arbeitsplätze in der Stadt?

Die Entwicklung bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten verhält sich wie folgt:  Das Landesamt für Statistik gibt die Zahl der Beschäftigten für die Stadt Leer im Jahre 2010 (Stand 30.06.) mit 18.348 Personen an. Die aktuellste Erhebung mit Stand vom 30.06.2020 beläuft sich auf eine Zahl von 21.823 Beschäftigte. Somit ist eine Steigerung von ca. 19 % (3.475 Beschäftigte) zu verzeichnen.

Fördermöglichkeiten:

Welche EU, Bund, Land, Kreis und städtische Fördergelder können Unternehmen, die sich in Leer ansiedeln bzw. erweitern aktuell in Anspruch nehmen? Sind diese Möglichkeiten geringer oder größer geworden in den vergangenen Jahren?

Die Stadt Leer verfügt über kein eigenes Förderprogramm – aber zusammen mit Landkreis Leer und allen kreisangehörigen Gemeinden: Gemeinsam bieten wir für Existenzgründungen sowie Betriebserweiterungen und -übernahmen kleiner Unternehmen eine Förderung an. Der Förderhöchstsatz beträgt 10.000 € und wird mit Mitteln des Landkreises und der jeweiligen Gemeinde, in dessen Bereich das Unternehmen liegt, finanziert.

Grundvoraussetzung für eine Förderung ist die Sicherung vorhandener und die Schaffung zusätzlicher Dauerarbeitsplätze. Gefördert werden u.a. materielle und immaterielle Vermögenswerte des Sachanlagevermögens.

Bezüglich der Fördermöglichkeiten von der EU, vom Bund und vom Land steht die Wirtschaftsförderung allen Unternehmen und auch Einzelpersonen für eine Beratung zur Verfügung. Hierbei wird versucht, für das Unternehmen individuell die bestmöglichen Mittel zu eruieren und auch bei der Antragstellung zu begleiten und zu unterstützen.

Gerade in der Zeit der Pandemie gibt es interessante Förderprogramme für die Unternehmen. So hat die Wirtschaftsförderung beispielsweise im letzten Jahr ein Unternehmen bei der erfolgreichen Beantragung der Fördermittel für eine größere Investition begleitet.

Gesamteinschätzung der Situation:

Wie ist die Stadt Leer im Wettbewerb um Neuansiedlungen im Vergleich zu anderen Orten der Region aufgestellt?

Die Stadt Leer (Ostfriesland) ist ein zentraler dynamischer Wirtschaftsstandort in der Region mit vielen positiven Standortfaktoren. Ein wichtiger positiver Standortfaktor, der zu einer erfreulichen Wirtschaftsentwicklung beiträgt, ist die hervorragende Verkehrsinfrastruktur. Neben den Autobahnen A 28 und A 31, die Leer an das überregionale Fernstraßennetz anschließen, hat die Stadt Leer durch den Regionalflugplatz Leer-Papenburg Anschluss an die nationalen und internationalen Flughäfen. Zudem ist der Bahnhof Leer als Verkehrsknotenpunkt in Ost- West- und Nord-Süd-Richtung an das Interregionetz der Deutschen Bahn AG angeschlossen. Auch der tideunabhängige See- und Binnenhafen mit Gleisanschluss übernimmt für die dort ansässigen Unternehmen eine wirtschaftliche Verkehrs- und Transportfunktion. Standortfaktoren sind ausschlaggebend für die Attraktivität eines Standortes. So achten alle Unternehmen darauf, bevor sie sich an einem Ort niederlassen, sehr stark auf diese, da sie die Wirtschaftlichkeit ihres Unternehmens stark beeinflussen können.

Immer wichtiger bei der Standortwahl werden aber auch die weichen Standortfaktoren. Hier spielen einerseits die unternehmensbezogenen und andererseits die personenbezogenen Faktoren eine wichtige Rolle.

Unternehmensbezogene Faktoren beziehen sich z.B. auf die Wettbewerbsfähigkeit. Hier spielt das Wirtschaftsklima eine große Rolle. Die Wirtschaftsförderung bearbeitet Anfragen und Anträge umgehend im persönlichen Kontakt und unterstützt die Unternehmen bei der Koordination ihrer Anliegen. Aber auch Hochschul- und Forschungseinrichtungen, ein innovatives Milieu und die Leistungsfähigkeit der Wirtschaftsverbände spielen hier rein. Die Stadt Leer kann diesbezüglich von ihrem großen Netzwerk, z.B. ist sie Mitglied der Emsachse und des IT-Softwarenetzwerkes, profitieren.

Aber die Stadt Leer profitiert auch von den personenbezogenen Faktoren, die für die Lebensqualität der Beschäftigten von Bedeutung sind. Die Stadt Leer kann hier mit der Qualität des Wohnens, mit dem Wohnumfeld, mit der Qualität der Schulen und Ausbildungsstätten mit der sozialen Infrastruktur und dem Freizeitangebot punkten. Denn die Stadt Leer ist eine gastliche und weltoffene Stadt mit einer lebendigen Innen- und Altstadt, einem hochwertigen Bildungsangebot, vielseitigen Kultur- und Freizeitmöglichkeiten und engagierten Menschen, die sich mit der Region, der Stadt und den Unternehmen identifizieren. Weitere positive Standortfaktoren sind eine stabile Arbeitsmarktstruktur und eine aktive Wirtschaftsförderung.

Welche neuen konzeptionellen Ansätze verfolgt die Stadt, um neue Potenziale zu erschließen?

Neben den klassischen Aufgaben der Wirtschaftsförderung werden im Zeitalter der Digitalisierung und insbesondere in der derzeit anhaltenden Pandemie die Kommunikationsmittel immer wichtiger, so dass die Stadt Leer im landkreisweiten Projekt Breitband konzeptionell einen Schwerpunkt sieht. Nicht nur die Erstellung von Corona-Infowebsites, einer Telefonhotline oder Info Newsletter stehen hier im Fokus, sondern auch die Entwicklung günstiger Bedingungen für die Wirtschaft, der Erhalt bestehender Arbeitsplätze und die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für die lokale Wirtschaft. Dieses sind wichtige Ziele der Wirtschaftsförderung. Konzeptionell stützen wir uns diesbezüglich auf verschiedene Methoden der lokalen Wirtschaftsförderung wie z.B. Beratung, Marketing, Grundlagenarbeit und Projektarbeit. Die Wirtschaftsförderung versteht sich als eine Art Netzwerker, denn wir sind einerseits Ansprechpartner für die Unternehmen bzw. lokale Wirtschaft und andererseits auch Moderatoren und Kommunikatoren zwischen den Unternehmen und verschiedenen Institutionen. Wir unterstützen, schaffen ein Netzwerk, wir sind Bindeglied zwischen Unternehmen und Fördermittelgeber und sind in der Region die Ansprechpartner für alle lokalen wirtschaftlichen Gegebenheiten.

Welche Schulnote geben Sie als der Stadt, wenn es um Wirtschaftsförderung und Wirtschaftsfreundlichkeit geht?

Die Wirtschaftsförderung und -freundlichkeit hängt eng mit den Aufgaben und dem Engagement, der Motivation und der Kompetenz der Wirtschaftsförderung zusammen.

„Mein Team in der Wirtschaftsförderung ist hoch motiviert und engagiert und verfügt über die erforderlichen Kompetenzen“, so Bürgermeisterin Beatrix Kuhl. Berücksichtigt man zudem z. B. die Beobachtung und Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung, die Kontaktpflege mit Unternehmen, Interessenverbänden, Förderstellen und sonstigen der Wirtschaftsförderung dienenden Einrichtungen und Institutionen (z.B. NBank, IHK, Kreishandwerkerschaft, Landkreis) und die Mitarbeit in integrativen Projekten und Netzwerken, Arbeitsgemeinschaften und Gesellschaften, machen wir gute Arbeit. Wir würden uns aber gerne noch weiter steigern, indem wir auch die Aufgaben der Flächenvorsorge und Standortplanung mit Anwerbung und Förderung von Ansiedlungen, Umsiedlungen und Erweiterung von Unternehmen sowie deren Erhaltung erfüllen können. Dafür benötigen wir aber dringend die Weiterentwicklung des Gewerbegebietes an der Benzstraße.


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