Vom Elefanten und Zitronen

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Von Holger Hartwig*

Darf ich Sie jetzt um etwas bitten? Lesen Sie den nächsten Satz und machen dann eine kleine Pause. Der Satz lautet:

Denken Sie jetzt nicht an einen blauen Elefanten…

Und hat es geklappt? Oder hatten Sie gerade wirklich den blauen Elefanten vor Augen? Sollten Sie doch nicht. Es hieß doch: Denken Sie NICHT an den blauen Elefanten.

Ich bin mir sicher: Viele von Ihnen hatten ihn vor Augen – den blaue Elefanten. Und das ist auch völlig normal. Das funktioniert auch, wenn ich sage: Bitte jetzt nicht an die gelbe Zitrone denken. Denn wir denken in Bildern. Jeder geschriebene oder gesprochene Satz wird unbewusst in Bilder umgewandelt und NICHT-Bilder, das kann unser Gehirn nicht.

Was bedeutet das für die Kommunikation? Hier eine Beispiele:

Erzähle das nicht weiter. Hat der Gesprächspartner ein Bild des Schweigens im Kopf oder denkt er ans Erzählen?

Ärgere Dich nicht darüber. Hat der Gesprächspartner dann ein Bild der Freude im Kopf oder doch das zornige Gesicht voller Ärger.

Die neue Autobahn ist immer noch nicht fertig. Hat der Gesprächspartner dann die Wiese vor Augen, durch die die neue Straße führen soll, oder eine Autobahn?

Oder Sie bestellen im Restaurant etwas und der Keller antwortet: Kein Problem. Dann denken Sie an etwas Schönes und fühlen sich wohl? Oder bleibt bei Ihnen das Wort das Problem als Bild „hängen“?

Der beste Beleg, warum negative Botschaften nicht funktionieren, sind übrigens Kinder. Wenn Sie einem Kind sagen, dass es etwas nicht machen soll, dann weiß es noch lange nicht, was zu tun ist. Beispielsweise: „Lass Deine Hose nicht immer auf dem Fußboden liegen“… besser: „Lege Deine Hose über den Stuhl“.

Wer etwas erreichen will, ist also gut beraten, seine Gedanken in positiven Worten und auffordernden Botschaften zu formulieren. Statt Probleme zu beschreiben („Wir wissen nicht wie…), lieber die Herausforderungen herausstellen („Wir brauchen eine Lösung für…).

Die positiv-benennende Sprache ist eine echte Herausforderung. Meist formulieren wir unbewusst mit negativen Gedanken und Botschaften. Dabei lässt sich fast jeder Gedanke auch sprachlich ins positive „drehen“.

Ein Tipp: Der einfachste Weg, die positiv benennende Sprache zu trainieren, ist die Kommunikation in der Familie oder in der Partnerschaft. Sie werden überrascht sein, was die richtigen Worte ausmachen.

Der Autor ist Systemischer Coach, Kommunikationspsychologe (FH) und Heilpraktiker für Psychotherapie. Er coacht Menschen bei Herausforderungen, die das Leben privat oder beruflich mit sich bringt.


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