Aufgeschnappt – 23. Januar 2022

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Vom Parteiaustritt

Diese Woche wurde bekannt, dass die abgewählte Leeraner Bürgermeisterin Beatrix Kuhl der Partei, die ihr sieben Jahre lang einen gut bezahlten und verantwortungsvollen Job mitermöglich hat, die kalte Schulter gezeigt hat und aus der CDU ausgetreten ist. Dazu fällt mir nichts mehr ein. Jedes Wort ist eines zu viel.

Von Schaufensterdekorationen

Schaufenster zu dekorieren, ist eine Kunst für sich. Eine gute Gestaltung soll in den Fußgängerzonen und Einkaufzentren überall auf der Welt die Kunden ins Geschäft locken. Über Geschmack und Inhalt dieser Werbung lässt sich ja bekanntlich streiten. Und dennoch musste ich diese Tage mehrfach hinschauen, als ich durch die Leeraner Fußgängerzone lief. Bei dem größten Modehaus der Stadt hat ein Schaufenster eine ganz besondere Botschaft- „F*ck it, let´s go to Leer…“ steht da auf einer Tasche bzw. dann auf deutsch: Scheiß drauf, jetzt geht es nach Leer… Na ja, Taschen und T-Shirts mit diesem Spruch und unterschiedlichen Metropolnamen dieser Welt scheinen im Moment „in“ zu sein. Bin ja mal gespannt, ob das ein Verkaufsschlager wird…

Vom Recht auf Information

Das Recht auf Information ist eines der wichtigsten, das es in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zur Sicherung unser demokratischen Grundordnung gibt. Die Medien spielen dabei eine entscheidende Rolle. Das ist gut so. Neutral und umfassend, gut recherchiert und kritisch bzw. meinungsstark zu berichten, um dadurch Machtmissbrauch, Manipulation etc. aufzudecken, ist wichtig und sollte selbstverständlich sein. Aber ist dieser journalistische Anspruch gleichbedeutend mit der Pflicht, immer alles „ohne Rücksicht auf Nichts und Niemanden“ zu veröffentlichen? Die einen sagen Ja, sonst sei das eine Form der Zensur. Andere wiederum sagen, dass es – wie in jedem anderen Lebensbereich auch – beim Umgang mit dem Wort eine Verantwortung gibt. Warum Sie das hier jetzt lesen? Es geht wieder einmal – wie so oft im Moment – um das Thema Corona und die Querdenker. Für diese Querdenker hat sich in Leer ein Familienvater dazu bereit erklärt, die „Spaziergänge“ dem deutschen Recht entsprechend und im Dialog mit Ämtern und Polizei an zu melden und zu organisieren. Das sollte Probleme etc. verringern und sicherstellen, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung in diesem Land ungestört, aber eben organisiert möglich ist. Er äußerte dabei nur eine Bitte: Er wolle namentlich nicht öffentlich genannt werden. Als Begründung nannte er, dass er Kinder habe, die aus seiner Sicht leiden könnten, wenn er mit seinem Namen in der Öffentlichkeit auftrete. Als Journalist weiß ich, was er meint. Auch für meine Kinder war es manchmal nicht angenehm, wenn der Papa mal wieder… Polizei und Behörden waren damit (so ist zu hören) einverstanden. Ein Teil der lokalen Medien nicht und so wurde geklagt auf Bekanntgabe des Namens. Erfolgreich, was nicht anders zu erwarten war. Das Recht auf Information steht halt ganz oben auf der Agenda. Möge jeder selbst bewerten, wie er über diese Situation des Vaters mit seinen Kindern und dem Informationsanspruch und dem Vorgehen der Stadt denkt. Den Leser von HARTWIG am SONNTAG schreibe ich klar und deutlich: Seit 1985 schreibe ich immer das, was ich auch als Mensch für sinnvoll halte. Die Frage, ob alle Informationen immer zwingend „raus müssen“, beantwortet ich so lange eindeutig mit Ja, bis mir andere Menschen Argumente geben, warum Zeitpunkt und Umfang einer Information nicht transparent gemacht werden sollten. Meist geht es dabei um die Frage, ob die Veröffentlichung der Information in der Sache erforderlich und erkenntnisbringend für den Leser ist oder ob ggf. eher personenbezogenen  „Schaden“ angerichtet wird. In alle anderen Fällen wäre der Verzicht in der Tat Zensur. In Summe bleibt meist ein Argument, was gegen eine Veröffentlichung spricht: der Schutz der Persönlichkeit – und das nicht nur der Person, um die es geht, sondern meistens auch um seine Familie und weitere Angehörigen. Dieses so zu praktizieren, hat nie Ärger eingebracht – selbst von den schärfsten Kritikern meiner „Schreibe“. Denn, so wie ich überzeugt wurde, auf Namen oder Darstellungen im Detail zu verzichten, konnte ich auch meine Kritiker von meiner Entscheidung im Dialog überzeugen. Und nicht ein einziges Mal war von einer unterlassenen Veröffentlichungspflicht oder gar Zensur die Rede und mit Gerichten hatte ich in all den Jahren weder als Kläger noch als Beklagter jemals zu tun. Und zum Abschluss: Den Kindern des betroffenen Vaters wünsche ich, dass sie nicht in emotionale bzw. inhaltliche „Sippenhaft“ genommen werden.

Vom ersten Geburtstag

Heute ist es ein Jahr her, dass HARTWIG am SONNTAG erstmals mit aktuellen, hintergründigen, meinungsstarken Beiträgen auf der Region Leer und umzu „auf dem Markt“ ist. Das, was in diesem Jahr aus dieser kostenlosen Sonntagslektüre geworden ist, war so nicht geplant. Als vor einem Jahr die Idee entstand, war das Ziel, Journalistenerinnerungen und Leichter-Leben-Beiträge zu verfassen und mit Aufgeschnappt regelmäßig das eine oder andere aus der Region aufzugreifen. Bereits nach der ersten Ausgabe war die Resonanz durch die Zugriffszahlen und die Reaktionen per Mail oder Telefon so positiv und umfangreich, dass daraus dann mehr wurde. So viele Tipps und Hinweise für interessante Themen und Einladungen zu Gesprächen trudeln bis heute ein, dass aus dem „Mach ich mal so nebenbei“ neben meiner Agentur wieder eine – wenn auch zeitintensive – Begeisterung für lokalen Journalismus in meiner Heimatstadt wurde. Liebe Leserinnen und Leser von HARTWIG am SONNTAG, ich sage Danke für die vielen Resonanzen und hoffe, dass auch in den nächsten Monaten weiterhin neben meinem Tagesgeschäft gute Themen kommen und Zeit für hintergründige Recherchen und Gespräche bleibt. Schließlich – darf man das überhaupt so schreiben ? – ist diese Seite auch Werbung für meine Agentur Hartwig3c. Und für die nehme ich Aufträge genauso gerne an wie Infos für gute Geschichten auf dieser Seite.

Digital-Tipp: www.kultur-tut-leer-gut.de

Lust auf Musik? Am heutigen Sonntag (23.1.) lädt die Stiftung „Kultur tut Leer gut“ um 17 Uhr zum 15. Sonntagskonzert in die evangelisch-reformierte Kirche zu Loga ein. Zu Gast ist mit „Eine lebenslange Reise – Kammermusik von Sebastian George“ das Ensemble Altera pars. In dem Programm werden Werke in Trio-, Quartett- und Quintett-Besetzung gespielt. Das Konzert gilt als letzte Probe vor der Aufnahme einer zweiten CD. Der Eintritt ist frei.Über eine Spende freuen sich die Musiker. Eine Anmeldung ist wünschenswert unter info@kultur-tut-leer-gut.de telefonisch unter 0491-997370. Es gelten die aktuellen Corona-Regeln für den Besuch. Mehr Infos zum Konzert und der Stiftung gibt es hier: www.kultur-tut-leer-gut.de

Schönen Sonntag und munter holln …HH

 

Holger HartwigAufgeschnappt – 23. Januar 2022