„Bücher öffnen Welten und sind Zugleich Spiegel und Fenster“

Artikel teilen

„Auf einen Tee mit …“ – Dr. Ulrike Koop, neue Leiterin der Stadtbibliothek Leer

LEER Sie bringt viel Erfahrung mit bei ihrer Rückkehr in die Heimat: Dr. Ulrike Koop. Die 54-jährige ist seit wenigen Wochen Leiterin der Leeraner Stadtbibliothek. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht die Bibliothekarin, die in ihrer Freizeit gerne wandert und mit dem Fahrrad unterwegs ist, über Aspekte, die eine gute Bibliothek ausmachen, ihre Lieblingsliteratur, kindliche Leseförderung und den Freundeskreis der Leeraner Bibliothek.

An Büchern fasziniert mich, dass …

sie unendliche Welten öffnen können und immer zur Neugierde anregen. Dazu fällt mir ein Zitat von Prof. Rudine Sims Bishop ein, dass Bücher Fenster und Spiegel sind. Dieses Zitat liebe ich sehr: Als Fenster ermöglichen sie Zugänge zu den Erfahrungen anderer und als und Spiegel können sie durch positive Vor- und Selbstbilder stärken.

An der Aufgabe, in Leer die Stadtbibliothek zu leiten, reizt mich…

… zweierlei. Erstens als gebürtige Papenburgerin nach 35 Jahren in meine Heimat zurückzukehren und zweitens, dass sich in einer Bibliothek in einer mittelgroßen Stadt wie Leer unendlich viele Möglichkeiten bieten, wirksam zu agieren.

Eine gute Stadtbibliothek zeichnet aus, dass …

… sie sehr vielfältig ist und im stetigen Wandel. Eine Bibliothek verändert sich mit der Gesellschaft. Sie passt sich an die Gesellschaft an und sollte der Zeit immer etwas voraus sein, um vorausschauend nachfragenorientiert das passende Angebot machen zu können. Sie ist zudem dritter und vierter Ort, d.h. ein niederschwellig zugänglicher Ort für die Menschen neben ihrem Zuhause und ihrem Arbeitsplatz, der öffentlich ist, an dem sie sich aber trotzdem wohlfühlen, sich informieren und Menschen treffen. Vierter Ort ist sie im Sinne der Verschmelzung von der digitalen Welt mit dem dritten Ort, d.h. es gibt nicht nur Regale voller Bücher und anderer physischer Medien wie Spiele, DVDs oder Zeitschriften, sondern auch digitale Anwendungen und elektronische Medien – beides wahlweise nutzbar in der Bibliothek vor Ort oder an einem beliebigen anderen Platz.

In die Fußstapfen von Antje Hamer-Hümmling zu treten, die 25 Jahre die Stadtbibliothek geleitet hat, ist…

… eine Herausforderung, denn ihre Fußstapfen sind groß. Sie ist in der Bibliothekswelt sehr bekannt mit den Akzenten und Schwerpunkten, die sie auch mit Blick auf Veranstaltungen gesetzt hat. Ich stelle mich der Aufgabe, ihr folgen zu dürfen, mit Freude.

Meine ersten Akzente sind…

Das ist zu früh, dazu etwas zu sagen. Ich schaue mir alles an und werde dann auch im Austausch mit der Stadt als Träger der Bibliothek sehen, welche Akzente ich für sinnvoll halte und was gewünscht ist. Die weitere Digitalisierung ist sicherlich eine Aufgabe und die Fragen, wie wir Partizipations- und Begegnungsmöglichkeiten erhalten bzw. schaffen, die Kinder- und Jugendförderung intensivieren und auch mit Blick auf Nachhaltigkeit Akzente setzen können.

Kinder etwas vorzulesen ist aus meiner Sicht…

… eine hochwichtige Aufgabe für die Sprach-und Leseförderung. Es ist ein Mittel, auf das Leben vorzubereiten und man kann nicht früh genug damit anfangen und am besten nie aufhören.

Etwa 150 plattdeutsche Bücher im Angebot zu haben, ist aus meiner Sicht…

eine enorme Bereicherung für das kulturelle Leben in Leer und Ostfriesland. Ich verstehe plattdeutsch – wenn ich es versuche zu sprechen, hört es sich komisch an (lacht).

Wenn ich den Friesland-Krimi mit unserer Bibliothek als Polizeiinspektion sehe, dann …

… freue ich mich, dass eine so gute Wahl mit unserem schönen Gebäude getroffen wurde.

Der Anteil an digitalen Medien wird …

… deutlich steigen. Ich gehe von sicherlich mehr als 10 Prozent Wachstum aus.

Der Freundeskreis unserer Bibliothek ist…

…unschätzbar wichtig, eine wunderbare Bereicherung. Ohne ihn könnten viele Projekte und Veranstaltungen nicht durchgeführt werden.

Wenn ich an die Gebühren für das Ausleihen denke, dann …

… bin ich froh, dass wir nur eine kleine Jahresgebühr für Erwachsene und keine zusätzlichen Ausleihgebühren haben. Kinder leihen sogar kostenfrei. Wir wollen, dass Medien vielfältig genutzt werden, die Menschen ausprobieren und Neues entdecken. Man muss sich bei uns aus finanziellen Gründen nicht zwischen zwei Angeboten entscheiden.

Mein Lieblingsbuch ist…

… ich habe viele! Zu den Favoritenzählen u.a. die Bücher von Jane Austen und William Trevor.

Wenn ich selbst ein Buch schreiben sollte, dann …

Auf diese Idee werde ich nie kommen.

Mein Lebensmotto ist…

… wissbegierig zu bleiben.

Mein Lieblingsplatz in der Region ist…

Den muss ich erst wiederentdecken. Ich genieße die Weite und den Umstand, die Heimat wieder neu mit anderen Augen kennen zu lernen.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

… Intoleranz und über Menschen, die Sachverhalte und Aspekte nicht eigenständig hinterfragen. Wobei es „aufregen“ nicht richtig trifft. Es ist vielmehr so, dass mich ein solches Verhalten sehr beunruhigt.

Ich kann mich so richtig freuen über …

… Kinder in der Bibliothek, die Welten entdecken; und Menschen, die bei uns miteinander ins Gespräch kommen. Ich greife auf das Zitat, dass ich oben benutzt habe, zurück: Nicht nur Bücher, auch Bibliotheken sind „Spiegel und Fenster“.

Mein größter Fehler ist, dass …

… ich manchmal unterschätze, dass nicht alle Menschen von den vielfältigen Möglichkeiten und Chancen, die gut ausgestatte Bibliotheken bieten – auch in Bezug auf die Förderung von Bildung, Medienkompetenz und Kultur – ebenso begeistert sind wie ich.

Wenn ich einen Tag lang in meinem Leben ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne …

… so vieles: Kapitän, Leuchtturmwärter, Straßenkehrer, im Vorstand eines Bibliotheksverbandes, Leiterin der Nationalbibliothek, Referentin des Bundespräsidenten, Gärtnerin, Forschende…

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir, dass …

… ich nie aufhöre, neugierig zu sein, neue Ideen zu haben. Ich wünsche mir zweitens ein gutes gesellschaftliches Miteinander mit Respekt voreinander und drittens ein hohes Bewusstsein der Menschen für die Wichtigkeit von Kultur, Bildung, Natur und Klimaschutz.

Die neue Chefin der Leeraner Stadtbibliothek: Dr. Ulrike Koop.

Foto: Stadt Leer / Behrendt

Holger Hartwig„Bücher öffnen Welten und sind Zugleich Spiegel und Fenster“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert