„Wenn ich an das Gebäudeenergiegesetz denke, dann wird mir ganz anders“

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Thomas Exner, Vorstand Bauverein Leer eG

LEER Guter und bezahlbarer Wohnraum ist in der Stadt Leer wie in den meisten Kommunen knapp. In der Kreisstadt ist es vor allem der Bauverein Leer, der seit 110 Jahren vielen Leeranerinnen und Leeranern ein Zuhause bietet, in dem sie sich rundum wohlfühlen können. Seit 2013 ist Thomas Exner bei der Genossenschaft beschäftigt, davon acht im Vorstand und seit drei Jahren zudem auch Vorsitzender des Nachbarschaftshilfevereins. In unserer Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 58-jährige Diplom-Ing. Architekt (FH) unter anderem über die Herausforderung, die die Energiewende für den Bauverein bedeutet, über die vorgenommene Mieterhöhung, die Wartelisten auf Wohnungen, die Bedeutung des sozialen Miteinanders für die Genossenschaft, die Soziale Weststadt und warum er sich in der DLRG engagiert.

 Vorstand einer Genossenschaft zu sein, ist …

… ein sehr interessanter und abwechslungsreicher Beruf. Man hat mit vielen Menschen Kontakt, kann soziale Verantwortung umsetzen, indem man seinen Teil dazu beiträgt, dass Menschen bezahlbaren und guten Wohnraum nutzen können

 „1a Wohnen“ – dazu fällt mir ein …

…  ist seit Jahrzehnten der Slogan des Bauvereins und hat an Aktualität zu heute nichts eingebüßt. Diesen Anspruch, guten Wohnraum kombiniert mit bezahlbaren Mietpreisen und Angeboten rund um das Wohnen ist das Ziel unserer täglichen Arbeit.

Wenn ich an das Gebäudeenergiegesetz denke, dann…

… wird mir ganz anders. Nein, es steht außer Frage, dass wir dringend etwas gegen den Klimawandel und für den Klimaschutz machen müssen. Dabei spielt die Energiewende in der Wohnungswirtschaft mit den zahlreichen Immobilien eine wichtige Rolle. Aber: So wie es die Bundesregierung aktuell plant, ist es nicht umsetzbar. Ein weiteres Problem ist der geplante Sanierungszwang der EU mit der Abschaffung der schlechtesten Energieeffizienzklassen bis 2030 bzw. 2033. Das ist einfach in der Kürze der Zeit nicht durchführbar – weder für uns als Genossenschaft finanziell noch mit Blick auf den bestehenden Fachkräftemangel. Wenn das so gewollt ist und per Gesetz beschlossen wird, benötigen wir auf jeden Fall eine umfangreiche und passende Förderkulisse, sonst ist das Wohnen für viele Menschen nicht mehr bezahlbar.

 Photovoltaik und Mieterstrom sind für den Bauverein …

… schon seit langer Zeit ein Ziel, was wir gerne umsetzen würden. Leider wird diese Umsetzung aufgrund von steuerlichen Hindernissen massiv erschwert und ist damit nur mit viel Aufwand möglich. Hier ist seitens der Bundesregierung dringend Handlungsbedarf geboten. Gerade weil unsere Stromnetze nicht ausreichen und nicht ausreichend ökologisch produzierter Strom vorhanden ist, da wo man ihn benötigt. Wir haben ausreichend Dachflächen in unserem Wohnungsbesttand und können sie nicht für unsere Mieter nutzen, weil zwingend notwendige gesetzliche Änderungen einfach nicht auf den Weg gebracht werden. Das ist für uns überhaupt nicht nachvollziehbar. Stattdessen versucht man massiv, Wärmepumpen zu verkaufen.

 Die Mieten des Bauverein mussten wir anpassen, weil wir sonst…

… die notwendigen Aufgaben der Instandhaltung und Modernisierung, die wir seit vielen Jahren in großem, Umfang zum Erhalt der Wohnqualität durchführen, nicht mehr umsetzen könnten. Gut und bezahlbares Wohnen ist und bleibt unsere Herausforderung. Zudem treffen uns die Baupreisentwicklung und die steigenden Zinsen voll. Nur durch regelmäßige moderate Mieterhöhungen können wir die erforderlichen Aufgaben für guten und sicheren Wohnraum gewährleisten. Unsere Durchschnittsmiete liegt zurzeit bei 5,02 Euro je Quadratmeter Wohnfläche.

Der Zuschlag für das Grundstück Am Bahndamm ist für den Bauverein…

… aus unserer Sicht ein großer Gewinn, weil wir hier die Möglichkeit bekommen, mit unserem Partner Real-Immobilien den Druck auf dem Wohnungsmarkt mit bezahlbarem Wohnraum entgegenzuwirken.

 Für den Wohnungsmarkt in Leer ist es wichtig, dass…

… die Anzahl an bezahlbaren Wohnungen steigt und nicht wie in den vergangenen Jahren Investoren hochpreisige Wohnungen bauen, dann verkaufen und deren Eigentümer hohe Mieten verlangen müssen. Desweiteren sollte es aus unserer Sicht möglich sein, die vielen rückwärtigen Flächen, besonders im innerstädtischen Bereich, verdichten zu können. Und eben auch dort, wo es in die Bebauung passt, in die Höhe zu gehen. Verdichtung muss möglich sein.

 Wenn ich mit Blick auf das Wohnen eine Regelung abschaffen könnte, dann…

… wäre das die straffe Quadratmeter-Regelung je Person im Wohnraumfördergesetz.

Unser Nachbarschaftshilfeverein steht für…

… Gemeinschaft, Miteinander, soziale Kontakte, gemeinsame Ausflugsfahrten und er ermöglicht es vielen älteren Menschen, lange in ihrer angestammten Wohnung bleiben zu können.

 Die Soziale Stadt – zunächst Ost, jetzt West – ist aus Sicht des Bauvereins …

…Im Stadtteil Ost ein Glücksfall gewesen. Viele Projekte konnten durch die gute Förderung umgesetzt werden. Aufgrund geänderter Rahmenbedingungen und Richtlinien im Bereich soziale Stadt West entspricht die Förderung leider nicht der Förderung des Stadtteils Ost und ist aus diesem Grund weniger attraktiv.

 „Wartelisten“ auf Wohnungen des Bauverein sind…

… sehr lang. Einerseits freut uns das natürlich, dass sich viele Menschen bei uns um eine Wohnung bewerben, andererseits macht es uns auch traurig, dass wir die Nachfrage nicht bedienen können. Glücklicherweise haben wir bei uns noch nicht Verhältnisse wie in Schweden, wo Interessenten auf eine Mietwohnung 7 bis 20 Jahre warten müssen. Wir würden uns wünschen, dass wir mehr anbieten könnten, damit die Liste der Interessenten kürzer wird. Die Situation zeigt, dass der Wohnungsmarkt in Leer immer noch angespannt ist und es eben auch aus diesem Grund wichtig ist, weiterhin, auch in diesen schwierigen Zeiten bezahlbaren Neubau zu betreiben.

 Als Architekt wünsche ich mir für die Stadt Leer…

… eine aussagekräftige Bauleitplanung mit Bebauungsplänen in allen Bereichen der Stadt mit Beteiligung der betroffenen Eigentümer und das auch im Baugenehmigungsverfahren die schon lange angekündigte Digitalisierung Einzug erhält.

 Schwimmen ist für mich…

… ein guter Ausgleich für den anspruchsvollen Job.

 Bei der DRLG engagiere ich mich, weill…

… ich es wichtig finde, dass Kinder Schwimmen lernen, ich die Herausforderung im Rettungsschwimmen, sich auf Wettkämpfen zu messen, liebe und weil ich mit damit auch selbst fit bleibe.

 Mein Rennrad…

… die gute Möglichkeit, die Umgebung bei frischer Luft zu genießen und fit zu bleiben.

 Mein Lebensmotto ist…

Wer aufhört, besser werden zu wollen, hört auf, gut zu sein.

Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…

 … leider erst vor einigen Tagen beim Falschparken des Autos.

 Ich habe das letzte Mal gelogen, als…

Daran kann ich mich nicht erinnern.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

… Ungerechtigkeit.

Ich kann mich so richtig freuen, wenn…

… ich meine Arbeit erledigt habe und über Erfolge.

 Mein größter Fehler ist, dass …

…   dass ich ungeduldig bin.

Mein schönster Urlaub war…

… Südafrika.

Das letzte Buch, dass ich gelesen habe, handelte von …

… einem Kriminalfall in Ostfriesland.

Wenn ich einen Tag lang ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne…

Ich möchte kein anderer sein.

 Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir…

… Gesundheit, Zufriedenheit und Frieden in der Welt.

Thomas Exner ist seit acht Jahren Vorstand des größten Vermieters der Stadt Leer, dem Bauverein Leer eG.

Foto: Privat

Holger Hartwig„Wenn ich an das Gebäudeenergiegesetz denke, dann wird mir ganz anders“

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