„Jeder kann singen und wer singt ist obenauf“

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„Auf einen Tee mit …“ – Diethelm Sempell, Vizepräsident des Ostfriesischen Chorverbandes (OCV)

IHRHOVE Musik und Chorgesang – für den Ihrhover Diethelm Sempell gehört das zu seinem Leben dazu wie die Tasse Tee zu Ostfriesland. Der 70-Jährige singt seit 47 Jahren im Männergesangverein Ihrhove und vertritt die Chöre aus gesamt Ostfriesland als Vizepräsident im Vorstand des Ostfriesischen Chorverbandes (OCV). In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der Westoverledinger, der viele Jahre beruflich eine Bankfiliale leitete und begeisterter Eisenbahn-Modellbauer ist, über die Herausforderungen, die Chöre heute haben, über die Beziehung zu den Niederlanden, die Möglichkeiten trotz fehlender Notenkenntnissen, Singen als Sauna für die Seele und warum er überzeugt ist, dass jeder Mensch singen kann.

Wenn mir jemand sagt, dass er nicht singen kann, dann antworte ich

…  (lacht) Lasse uns es ausprobieren – ich glaube, du wirst erleben, dass es doch geht.

Vizepräsident des Ostfriesischen Chorverbandes zu sein, bedeutet mir …

… mich zum Wohle der Musik- und des Chorgesangs erfolgreich einbringen zu können.

Ein Chorverband in der Region ist wichtig, weil…

… er für die Chöre und die Sängerinnen und Sänger in musikalischer, finanzieller und rechtlicher Art eine große Unterstützung und Begleitung des Wirkens ist. Es gibt so viele Bereiche, in denen unser Verband den Chören hilft – sei es bei Fragen der GEMA oder bei Ideen und Aktivitäten in der Nachwuchsförderung.

Die Zusammenarbeit mit Chören in den benachbarten Niederlanden…

… ist mir sehr wichtig. Sie ist für mich auch heute noch ein Teil der gelebten Aussöhnung mit unseren Nachbarn. 1947 nach dem Krieg war es übrigens am Upstaalsboom ein Treffen zwischen den Chören aus beiden Ländern, dass den ersten Meilenstein zur Rückkehr eines Miteinander nach der leidvollen Zeit war.

Wenn ich mich an meinen ersten Auftritt auf einer Bühne erinnere, dann…

… kann ich dazu nicht so all` zu viel sagen. Ich meine es, dass das in der Osterstegschule war, als wir dort ein Schauspiel aufgeführt haben. Ich kann für mich sagen: Reden und Singen vor Publikum – damit hatte ich nie Stress.

„Singen ist Sauna für die Seele“ – dazu fällt mir ein, dass …

Singen in der Tat befreiend und gut für die Gesundheit ist. Singen macht den Kopf und die Atemwege frei. Ich stelle für mich immer wieder fest: Wer singt, ist „obenauf“.

Die Nachwuchsprobleme von Chören sind …

… vielfältig begründet. Es sind die gesellschaftlichen Veränderungen und das Angebot an Freizeitmöglichkeiten, das so riesig ist. Zudem werden Kinder heute nur noch sehr selten in der Familie zum Singen und zum Musik machen angeleitet. Hausmusik wie früher gibt es kaum noch. Darüber hinaus hat die musikalische Bildung in der Schule nicht mehr den Stellenwert wie früher. Da war das Singen der Einstieg in alles, was mit Musik machen zu tun hat. Wir als OCV versuchen, mit gezielten Angeboten für Kinder und Jugendliche dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Wer keine Noten kann, der kann…

… trotzdem singen und fröhlich sein und jederzeit das gesamte Spektrum und die Vielfalt der Musik miterleben. Kurzum: Man muss keine Noten können, um in einem Chor willkommen zu sein und Spaß und Gemeinschaft zu erleben.

Die Angebote des freien „Rudelsingen“ sind …

… eine gute und bunte Alternative, um Menschen an die Musik und die Freude am Singen heranzuführen.

Wenn wir als OCV im Lotto gewinnen würden, dann …

… würden wir den größten Teil des Geldes für die Förderung der Jugendarbeit einsetzen.

Meine Eisenbahn ist für mich…

… ein willkommener „Abschaltpunkt“. Wenn ich eine Kanne Kaffee mit dabeihabe, dann kann ich über viele Stunden meine Seele baumeln lassen.

Für die Anlage meines Modellbau-Vereins, die jahrelang auf dem Dachboden der Plytenbergschule stand, haben wir…

… hoffentlich eine gute Alternative in Weener gefunden und die Pflöcke richtig eingeschlagen. Wir hoffen, dass wir 2024 wieder Besucher einladen und für die Modelleisenbahn begeistern können.

Wenn ich an die aktuelle hohe Inflation denke, dann…

… beunruhigt mich das als Sparkassenkaufmann durchaus. Allerdings vertraue ich den Währungshütern der Europäischen Zentralbank und bleibe grundsätzlich von der Stärke des Euro überzeugt.

Mein Lebensmotto ist…

Wer nicht der Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Kämpfen.

 Ich habe das letzte Mal gelogen, als…

Diesen Satz kann ich nicht fortsetzen. Die letzte Lüge war mit Sicherheit unbewusst. Ehrlich und offen zu sein, ist der bessere Weg.

Mein Lieblingsplatz ist…

… eine Bank an der Ems nach einer Fahrradtour – am besten mit meiner Ehefrau Regina.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

…  Menschen, die die sich an Kleinigkeiten hochziehen und das Leben gerne kompliziert machen.

Ich kann mich so richtig freuen über, …

 …  ein herzliches Lachen.

Kraft tanke ich, wenn…

…  ich morgens mit meinem Hund im Hammrich unterwegs bin und wir den neuen Tag begrüßen können.

Ich sollte mal wieder…

 … zum Sport gehen und Fitness machen.

Mein größter Fehler ist, dass …

… ich manchmal zu emotional bin und nicht zunächst mein Gehirn einschalte.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…

…  wünsche ich mir Gesundheit, Harmonie in meiner Familie und ein gestärktes Chorwesen mit viel Lust und Freude am Singen.

Seit 2006 ist er im Vorstand des Ostfriesischen Chorverbandes aktiv, seit 2018 ist er Vizepräsident: Diethelm Sempell.

Foto: privat

Holger Hartwig„Jeder kann singen und wer singt ist obenauf“

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