„Immer mehr Flexibilität nötig, weil Verein nicht mehr das Lagerfeuer ist“

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Jens Duin, Vorsitzender des MTV Ditzum

 DITZUM Er feiert in diesem Jahr ein Jubiläum: Eine kurze Unterbrechung berücksichtigt, steht Jens Duin seit über 25 Jahren als Vorsitzender an der Spitze des Männerturnvereins Ditzum (MTV). In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 51-Jährige IT-Unternehmer über die Herausforderungen für seinen Verein, der Angebote für die gesamte Familie macht, was er als jahrzehntelanger MTV-Jugendtrainer für das Berufsleben gelernt hat und was er mit dem kleinen Laden seiner Familie im Dorf verbindet. Weitere Themen sind seine Arbeit als IT-Unternehmer und sein Engagement im Software-Bereich.

Ein Vierteljahrhundert Vorsitzender des MTV Ditzum zu sein, bedeutet mir …

… der Umstand der 25 Jahre wenig. Das ist für mich kein Grund, stolz zu sein. Es war und ist einfach eine interessante Aufgabe, in der ich für unseren Verein mit vielen gesellschaftlichen Entwicklungen zu tun hatte. Die Wertigkeit eines Vereins, d.h. was ein Verein für den einzelnen Menschen ausmacht, ist tendenziell gesunken. Individualität und sehr viel mehr Freizeitmöglichkeiten kennzeichnen den Alltag. Der Verein ist nicht mehr das Lagerfeuer, um den sich – ähnlich wie früher am Samstagabend vor dem Fernseher – alle wöchentlich versammeln. Unsere Aufgabe ist es, flexibel Angebote zu machen und die Menschen weiterhin für Miteinander im Sport zu begeistern,

Die größte Herausforderung für unseren Verein ist, die …

… sinkende bzw. stagnierende Einwohnerzahl in Ditzum und Umgebung. Es reicht nicht aus, immer nur auf die Gesamteinwohnerzahl zu schauen, die durch Zuzüge von außen profitiert. Es fehlen Familien mit Kindern.

Der MTV ist für den kleinen Ort Ditzum…

… nicht wegzudenken. Ohne uns würde viel in der Jugendarbeit und Miteinander fehlen.

 Unser Vereinsheim ist…

… das wichtigste Projekt der letzten Jahren 40 Jahre.

Wenn ich daran denke, dass unsere Herrenmannschaft zwischenzeitlich in der SG Ems-Dollart spielt, dann…

… freue ich mich, dass die Kooperation mit den Nachbarvereinen sehr gut klappt. Die Spielgemeinschaften sind der Ausdruck einer gesellschaftlichen Entwicklung mit verändertem Freizeitverhalten und dem demografischen Wandel. Es gibt immer weniger, die jede Woche trainieren und Fußball spielen wollen.

Wenn ich an Frauenfußball denke, dann…

… freue ich mich über die gute Entwicklung – nicht nur sportlich, sondern auch medial. Ich drücke die Daumen, dass unser Team bei der WM auf jeden Fall bis ins Halbfinale kommt.

Wenn ich einen jungen Menschen für Sport begeistern will, dann …

… nehme ich sie bzw. ihn mit zum MTV und vermittele den Spaß an der Bewegung und die Freude über erzielte Erfolgserlebnisse.

Meine Arbeit als Jugend- und Herrenfußballtrainer hat mich geformt, weil …

… ich viel erlebt und gelernt habe, was ich in meiner beruflichen Laufbahn einsetzen und teilweise 1 zu 1 übertragen kann. Das bezieht sich natürlich nicht auf die fachlichen Aspekte, sondern zum Beispiel auf die Tatsache, dass sich Menschen in Bezug auf Verantwortungsbewusstsein, Leistungsbereitschaft oder Teamgeist in Beruf und Sport gleich verhalten.  Ich bin sehr dankbar für diese ehrenamtliche Aufgabe.

 Der Job des Schiedsrichters ist für mich…

… sehr wichtiger Bestandteil des Spiels. Der Schiedsrichter sollte nicht außen vor, sondern mittendrin sein. Für mich ist diese Rolle allerdings nicht so interessant wie die Tätigkeit als Trainer.

 Mit dem kleinen Laden meiner Familie in der Ortsmitte verbinde ich …

… viele Erkenntnisse, die ich in meiner beruflichen Laufbahn nutzen konnte. Dazu gehört der Servicegedanke, das Kopfrechnen und der Umgang mit der Kundschaft. Hinzu kommt die Erinnerung an viele schöne Momente. Ohne den Laden würde Ditzum etwas fehlen.

 Ich bin nie in die Politik gegangen, weil …

Das ist eine gute Frage. Das hat sich bisher nicht ergeben, weil mir neben der Familie und dem Beruf die Arbeit im Sportverein – insbesondere die Jugendarbeit – immer wichtiger war und ist. Und auch mein Tag hat nur 24 Stunden.

 IT-Unternehmer zu sein, ist für mich…

… genau die richtige Aufgabe in der richtigen Branche.

 Vorstandmitglied des Software-Netzwerkes Leer bin ich, weil …

… ich die Entwicklung und den Bekanntheitsgrad der IT-Branche in der Region mit voranbringen und vor allem jungen Menschen aufzeigen möchte, welche Chancen unsere Branche bietet.

 Junge Menschen sollten

… mit Spaß an der Sache, aber auch diszipliniert ihre Ziele verfolgen.

 Für Ditzum wünsche ich mir…

… mehr Familien mit Kindern – und für die Fischer, die ein Kernbestandteil Ditzums sind, dass sie ihre Arbeit weiter ausüben können.

 Am Rheiderland begeistert mich…

… der Zusammenhalt und das enge Netzwerk.

 Mein Lebensmotto ist…

Carpe Diem. (lat. „Nutze den Tag“)

Ich habe das letzte Mal gelogen, weil…

… (überlegt) ich bestimmt meinen Kindern etwas nicht erzählen wollte.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

… Engstirnigkeit, Bedenkenträgerei und Bürokratie.

Ich kann mich so richtig freuen über…

… 50 tobende Kinder auf einem Sportplatz oder in einer Turnhalle.

 Mein Lieblingsplatz ist…

… sonntags um 15 Uhr ein Fußballplatz – vor 10 Jahren. Habe ich heute einen? Vor unserem Haus am Sieltief.

 Kraft tanke ich, wenn…

… ich mit meinem Fahrrad unterwegs bin.

 Mein größter Fehler ist, dass …

… Ich gebe häufig mal zu schnell nach.

Ich könnte niemals…

… Bungee-Jumping oder einen Fallschirmsprung machen.

Wenn ich einen Tag lang Bundeskanzler wäre, dann würde ich…

… viel mehr erklären und dafür sorgen, dass Bürokratie abgebaut wird und Entscheidungen zügiger getroffen werden.

 Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir …

… Gesundheit – das sagt sich zwar leicht, aber es ist das Wichtigste, zwei Finaltickets für die olympischen Schwimm-Wettbewerbe und den Nudelsalat meiner Frau (schmunzelt).

Jens Duin feiert 2023 ein Jubiläum: Seit insgesamt 25 Jahren – mit einem Jahr Unterbrechung als zweiter Vorsitzender – ist der IT-Unternehmer Vorsitzender des MTV Ditzum, dem Sportverein in seinem Heimatort im Rheiderland.

Foto: S+F Datechnik, Leer

Holger Hartwig„Immer mehr Flexibilität nötig, weil Verein nicht mehr das Lagerfeuer ist“

1 comment

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  • Fritz Zitterich - 6. August 2023 reply

    Ich weiß das zu schätzen, das ein Unternehmer ehrenamtlich so lange tätig ist. Ditzum kann sich glücklich schätzen. Viel Erfolg weiterhin und vor allen Dingen Gesundheit.

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