KOLUMNE: Blaue Tonne als Vorbote für neues Abfallkonzept

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Haben Sie schon einen Platz gefunden für die neue Blaue Tonne, die Sie bei sich aufstellen müssen? Nein, dann wird es Zeit. Ab dem neuen Jahr bekommen alle Haushalte im Kreis Leer einer der insgesamt 80.000 Tonne für das Sammeln von Altpapier. Das Zerschneiden von Pappen, um sie in die Plastiksäcke zu drücken, ist dann ab 1. April 2022 vorbei.

Dieser Schritt ist ein Baustein des neuen Abfallwirtschaftskonzeptes für den Landkreis Leer. Das bisherige Konzept reicht bis zum Jahresende. Das neue wird derzeit für 2022 bis 2026  hinter den Kulissen durch den Kreis mit Unterstützung des Instituts für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management (INFRA) aus Ahlen ausgearbeitet. Erst im Mai 2022 sollen die politischen Gremien dann rückwirkend die neue Müll-Marschrichtung beschließen.

Was das neue Konzept an Veränderungen bringt, kann mit Spannung erwartet werden. Zuletzt wurden die Gebühren Anfang 2021 durch Senkung der Grundgebühr und Preisanstieg für Restmüllsäcke verändert. Mit Erfolg, wie der Abfallwirtschaftsbetrieb Landkreis Leer (ALL) feststellt. Die Verbraucher sortieren ihre Abfälle besser, was sich an höheren Mengen bei Papier, Grünabfall und Leichtverpackungen (Gelber Sack) zeigt. Auch die Einführung von Kosten bei  der Sperrmüllabholung hat demnach gewirkt: Die Abfallexperten des kreiseigenen Tochterunternehmens konnten eine drastische Reduzierung der eingesammelten Menge feststellen – und damit auch deutlich geringere Kosten. Bereits jetzt steht aber fest, dass 2022 erneut eine neue Gebührenkalkulation für die Zeit ab 2023 vorgenommen wird.

Wie sich die Kosten entwickeln, hängt vor allem auch von der Disziplin der Bürgerinnen und Bürger ab. Bisher sind die ALL-Experten um Betriebsleiter Klaus Anneken sehr zufrieden mit der getrennten Bereitstellung. Es gibt sehr wenige sogenannte „Fehlwürfe“. Hingegen Sorgen bereitet die zunehmende Vermüllung der Glascontainerstandorte. Ein Mitarbeiter des ALL muss täglich ausrücken, um für Ordnung zu sorgen. Kosten, die überflüssig sind.

Damit die insgesamt gute Disziplin – sie ist bares Geld im Portemonnaie der Bürger, denn eine gute Mülltrennung kostet weniger und ermöglicht eine bessere Gewinnung von Rohstoffen aus Abfällen – langfristig erhalten bleibt, will der ALL in die Umweltbildung investieren. Am Entsorgungszentrum in Breinermoor soll ein so genannter außerschulischer Lernort geschaffen werden, um unter Einbindung bestehender Anlagen abfallwirtschaftliche Zusammenhänge zu verdeutlichen.

Darüber hinaus wird in die Wertstoff-Verwertung investiert. Diese sechs Höfe, die pro Jahr über 100.000mal angefahren werden, sind wirtschaftlich und in der Sache nach Darstellung der ALL ein „Erfolgsmodell“. Der größte in Breinermoor soll modernisiert werden und einen besseren Kundenservice bieten.

Was immer auch in den nächsten Jahren passiert: Die Entsorgungssicherheit ist für den Kreis Leer bis 2030 gegeben. So lange läuft eine Vereinbarung für Restabfälle mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb der Grafschaft Bentheim. Allerdings: Bis auf 2019 hat die ALL immer ein wirtschaftliches Minus eingefahren. Auch der Jahresabschluss für 2020 schließt mit einem Verlust von etwa zwei Mio. Euro ab, der vollständig aus der Gewinnrücklage für Nachsorge – unter anderem für die still gelegte Deponie in Breinermoor – gedeckt werden. Das Minus wirke sich nicht auf die Abfallgebühren für die privaten Haushalte aus, schreibt der ALL. Wie lange das so bleibt? Das neue Konzept ab Mitte 2022 wird ein erster Fingerzeig sein.

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Foto: Landkreis Leer

Holger HartwigKOLUMNE: Blaue Tonne als Vorbote für neues Abfallkonzept