Olearius: Am liebsten würde ich die Kirchenbänke ausbauen

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute Christa Olearius, Superintendentin des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Emden-Leer

LEER Sie ist in Leer groß geworden und seit 2018 zurück in der Ledastadt: Christa Olearius, Superintendentin des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Emden-Leer. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht die 51-Jährige unter anderem über den Ukraine-Krieg, über die Herausforderungen, die sie auf ihre Kirche zukommen sieht, und warum sie Pastorin wurde.

Auf der Kanzel zu stehen und zu predigen ist für mich…

… großartig und eine Freude, weil ich gerne den Menschen neue Horizonte eröffne mit Blick auf alte Texte. Das muss allerdings nicht von der Kanzel sein. Ich stehe auch sehr gerne auf Augenhöhe mit den Menschen.

Mein Wunsch, Pastorin zu werden, ist gewachsen, weil …

… ich in Brasilien, als ich für das Hilfswerk arabras ein Jahr Freiwilligendienst geleistet habe und dort Kirche ganz anders erlebt habe. Zudem bin ich durch eine sehr gute Jugendarbeit geprägt worden.

Bei einer Beerdigung die passenden Worte zu finden…

… fällt mir leicht, weil es für jedes Leben ein Bibelwort, das zu dem jeweiligen Leben gut passt. Mir ist es wichtig, mit viel Einfühlungsvermögen Trost zu geben.

Wenn ich an das Durchschnittsalter der Besucher der Gottesdienste denke, dann …

… denke ich, dass wir andere Formen des Gottesdienstes feiern müssen, die stärker junge Menschen ansprechen. Ich würde in Kirchen am liebsten die Bänke ausbauen, eine andere Sitzordnung schaffen und so mehr Gesprächsmöglichkeiten während der Gottesdienste eröffnen. Ich denke, wir brauchen neue Formen des Austausches über geistliche Texte und über Fragen zum Leben und zum Sterben.

Wer mir erzählt, dass er aus der Kirche austreten will, dem antworte ich, dass …

… ich das schade finde, es aber dafür auch durchaus Gründe geben kann. Ich werde ins Gespräch gehen und deutlich machen, warum Kirche wichtig ist mit ihrer Funktion als gesellschaftlicher Kit und als mit ihrer Aufgabe, Menschen Hoffnung, Mut und Trost zu geben.

Die größte Herausforderung im Amt der Superintendentin ist …

… die Vielfalt des kirchlichen Lebens zusammen zu halten und gleichzeitig den Transformationsprozess erfolgreich zu gestalten. Wir werden immer weniger und haben weniger Ressourcen, sowohl finanziell als auch personell. Gleichzeitig ist wichtig, dass wir weiterhin alle unsere Aufgaben mit Leben erfüllen.

Wenn mir jemand sagt „Warum lässt Dein Gott zu, dass in der Ukraine Krieg geführt, gemordet und sinnlos zerstört wird“, dann reagiere ich darauf mit und sage, dass…

… Gott es nicht zulässt, sondern dass es das Handeln von einzelnen Menschen ist. Gott ist bei den Leidenden und den Trauernden. Er ist auf der Seite der Opfer.

Das Projekt „Leeraner Stadtpastor“ ist für mich…

… großartig, Kirche zeigt damit, dass sie auch anders, d.h. gemeinde- und konfessionsübergreifend, vernetzt funktionieren kann.

Von der katholischen Kirche würde ich mir wünschen…

…  sie auch Frauen ins Priesteramt zulässt.

Mein Lebensmotto ist…

 Weniger ist mehr.

Ich habe das letzte Mal gelogen, als…

 …  gestern, als ich meinem Sohn vor der Abiturprüfung sagte: „Du musst kein Lampenfieber haben.“ Das stimmt so natürlich nicht und sollte tröstend und aufbauend sein.

Mein Lieblingsplatz in Leer ist…

… an der Jann-Berghaus-Brücke mit Blick auf die Mündung von Leda und Ems.

Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…

 … zu schnelles Fahren. Ich musste auch schon mal einen Monat laufen. Aber mich habe mich schon gebessert (lacht).

Ich kann mich so richtig aufregen über…

… Gewalt und Pädophilie.

Ich kann mich so richtig freuen über, …

 … über den frühen Morgen und den dazugehörigen Himmel.

Kraft kann ich tanken, wenn…

… morgens Fahrrad fahre.

Ich sollte mal wieder…

… schwimmen gehen.

Mein größter Fehler ist, dass …

…  ich gerne zu viele Projekte gleichzeitig am Laufen habe.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…

… wünsche ich mir weniger Konsumorientierung in unserer Gesellschaft, eine klimafreundlichere und nachhaltigere Lebensführung und das Gewalt und Krieg nicht als Mittel für das Handeln in Konfikten angesehen werden.

Holger HartwigOlearius: Am liebsten würde ich die Kirchenbänke ausbauen