Spannend, interessant, neuartig, lehrreich, anregend

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Konzert-Saionauftakt 2023/24 des Vereins Junger Kaufleute – Gastspiel des „Doric String Quartet“ und des Pianisten Julius Drake

Von Barbara Fischer*

LEER Alles Elgar, (fast) alles in Moll: die Vorzüge, sich an einem Konzertabend ganz auf einen einzigen Komponisten „einzufuchsen“, wurden beim Saisonstart des Vereins junger Kaufleute in Leer mit einer Hommage an Haydn deutlich.

Nach Haydn gab es nun Elgar pur, denn mit dem Gastspiel des Doric String Quartet, und dem Pianisten Julius Drake wiederholte der VjK am Samstag das spannende Hör-Angebot, erweitert durch die Optionen „gleiches Tongeschlecht“ und „dicht aufeinanderfolgend entstanden“. Und spannend, interessant, neuartig, lehrreich, anregend war es in der Tat, denn dieser Elgar war so ganz anders als das, was im Allgemeinen von seinen Werken zu hören ist. Geradezu janusköpfig erscheint der Komponist: auf der einen Seite die populären Märsche aus „Pomp and Circumstances“ zum fröhlichen Mitschmettern auch als Nicht-Brite, auf der anderen Seite diese Kammermusik, die zwar Sangliches in Fülle enthält, doch in ihrem rastlosen, steten Strom keine Gelegenheit bietet, sich „anzudocken“. Wie die Violinsonate e-Moll op. 82, mit der Charlotte Spruit und Julius Drake den Abend eröffneten und die sich Hals-über-Kopf in das „Klangbad Elgar“ stürzt, sind auch das Streichquartett e-Moll op.83 und das Klavierquintett a-Moll op.84 geprägt von großer innerer Freiheit. Hier wurde nun die zeitliche Nähe offenbar, in der die drei Werke entstanden. Nicht, dass man darum hätte meinen können, den Verlauf vorhersagen, Motive im Voraus kennen oder die Dramatik abschätzen zu können. Der übergeordnete Stil, die „Sprechweise“, waren als aus einem Ursprung stammend zu lesen, doch die kleinen und großen Gesten, die Entwicklungen in Tempo und Dynamik, die Melodien, Einwürfe, die unterschiedlichen Spielarten, immer neue Motive wie Bälle durch die Stimmen zu werfen, zeugten von dem offenbar unbegrenzten Ideenreichtum Edward Elgars. Nicht mehr mehr wuchtig romantisch, noch nicht abstrakt wie die Moderne findet sich in den Sätzen von allem etwas: reiche Emotionalität, feierliche Lyrik, gewagte harmonische Wendungen und rhythmische Extravaganzen, doch stets licht und klar.

Wohin die Reise mit dem Elgar-Zug ging, war ungewiss, doch Aufspringen und sich mitnehmen lassen, mit dem Hören dranzubleiben war überaus lohnend. Diesem Facettenreichtum nachzuspüren, ihn nicht nur in simple, funktionierende Tongebilde umzusetzen, sondern lebendig klingen zu lassen, aktiv einen Strudel in Gang zu setzen, der den Hörer fortwährend trägt und fesselt, gleichzeitig beglückt und innerlich bewegt: das war eine Aufgabe, der sich Charlotte Spruit (als Vertretung von Alex Redington) und Ying Xue (Violine), Hélène Clément (Viola), John Myerscough (Violoncello) sowie Julius Drake als sehr aufmerksamer Begleiter und Klavierpartner in bestem Zusammenspiel mit konzentrierter Energie, hochmotivierter Leidenschaft und Freude an den Elgarschen Einfällen widmeten. Großer Beifall!

Fotos: Fabian Engel /VJK

* Hinweis: Diese Konzertkritik wird auf Hartwig am Sonntag veröffentlicht in Kooperation mit dem Verein Junger Kaufleute. Informationen zu dem Verein unter www.vjk-leer.de

Holger HartwigSpannend, interessant, neuartig, lehrreich, anregend