„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Markus Wiening, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Landkreis Leer (VLL)
RHAUDERFEHN Seit 17 Jahren führt er erfolgreich als Geschäftsführer die landkreiseigenen Verkehrsbetriebe Landkreis Leer (VLL): Markus Wiening. In unserer Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 58-Jährige, der seit seiner Jugend mit dem Handballsport verbunden ist und heute in seiner Heimatstadt Greven einen Verein als Vorsitzender führt, über das Deutschland-Ticket, überfüllte Schulbusse, autonomes Fahren und den Mangel an Busfahrern.
Die größte Herausforderung als Geschäftsführer des landkreiseigenen Verkehrsbetriebs ist…
… die gesetzlichen Vorgaben – es sind um die 30 Gesetze – bei der Personenbeförderung einzuhalten. Die Vorgaben reichen von der Betriebsverordnung Kraftverkehr über die Straßenverkehrsordnung bis hin zu Umweltauflagen. Vor allem, wenn man neue Projekte beginnt, ist das eine nicht zu unterschätzende Aufgabe.
Ohne die Schülerbeförderung wäre…
… die VLL ein Einlinien-Verkehrsunternehmen. Wir hätten nur die Strecke Rhauderfehn nach Leer, die sich wirtschaftlichen tragen würde.
Überfüllte Schülerbusse sind…
… keine Realität. Das ist eine alte Diskussion immer wieder zum Schuljahresanfang. Es gibt sie im Kreis Leer nicht. Die Busse sind ausgelegt auf rechnerisch vier Personen pro Quadratmeter. Stehplätze sind ausgewiesen und können belegt werden. Wir kommen gut klar.
Meine Vision eines wirtschaftlichen Nahverkehr (ÖPNV) im Kreis Leer ist …
… ein Verkehr mit autonomen Fahrzeugen.
5,80 Euro beispielsweise für eine Fahrt von Rhauderfehn nach Leer sind…
… ein ganze Menge Geld für eine Person, die einmal fahren möchte. Der Großteil unserer Fahrgäste ist öfter unterwegs und dafür gibt es eine Vielzahl an Tickets, die das Fahren günstiger machen.
Das 49-Euro-Deutschland-Ticket ist …
… vom Grundprinzip positiv, von der organisatorischen Durchführung aufgrund der Politik eine Herausforderung. Es ist ein Ticket, das die Unternehmen belasten. Wir benötigen mit Blick auf die Finanzierung mehr Verlässlichkeit bei der Finanzierung. Wir gehen ins Risiko und es gibt Stand heute noch keine Regelung für 2024. Aus Sicht der Fahrgäste ist das ein gutes Angebot.
Die Antriebsart der Zukunft für unsere Busse im Nahverkehr ist…
… Wasserstoff. Wir werden Wasserstoff bei unseren Bussen einsetzen, sobald es bezahlbar wird. Die Preise und aktuell noch zu hoch. Ein Bus kostet das Dreifache und es fehlt noch die Infrastruktur.
Dem Fachkräftemangel an Fahrern begegnen wir mit….
… Sorge. Dazu könnte ich viel erzählen. Ein Führerschein kostet 13.000 Euro mit vielen Komponenten und 100 Stunden unterschiedliche Art. In Österreich sind es fünf Stunden, bis man Personen befördern darf. Wir dürfen dabei nicht vergessen: Es sind Job in einem Niedriglohnsektor. Da ist es eher unwahrscheinlich, dass jemand das Geld ausgibt und diesen Führerschein macht,
Alle Haltestellen behindertengerecht bis 2022 auszubauen, war…
… nicht leistbar. Es wird jetzt nur bei neuen Haltestellen so gebaut.
Als kommunales Unternehmen Busreisen zu Musicals und als Urlaub anzubieten, ist …
… nicht anders als bei einem privaten Unternehmen. Wir bewegen uns da am Markt. Das gibt es bei uns seit den 1970er Jahren. Allerdings werden die Nutzer von Busreisen tendenziell – immer weniger. Sie können heute alles über das Internet selbst buchen.
Mehrere Millionen Euro als Rücklagen haben wir auf dem Konto, weil …
… wir gut gewirtschaftet haben. Wir brauchen diese Rücklagen zur Sicherung der Liquidität und für Investitionen. Nicht alle Jahre laufen wirtschaftliche gut. Die Rücklagen sind das Resultat unsere mäßigen kleinen Gewinne über Jahrzehnte.
Das Konzept des Anrufbusses wird …
… nach wie vor gut angenommen und ist auch in dieser Größenrodung einmalig in Deutschland. Wir haben im Jahr 60.000 Fahrgäste.
Handball ist für mich…
… die beste Sportart der Welt.
Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…
… vor acht Jahren für das fehlenden Einhalten des Abstandes.
Mein schönstes Reiseziel ist …
… Andalusien.
Ich habe das letzte Mal gelogen, als…
… ich zu einem Termin zu spät gekommen bin.
Ich kann mich so richtig aufregen über…
… das Nicht-Mitdenken von Mitmenschen.
Ich kann mich so richtig freuen über…
… schönes Wetter
Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…
… am Hafen in Leer mit schöner Aussicht.
Mein größter Fehler ist, dass …
… ich manchmal zu gutgläubig bin.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir…
… Gesundheit, Frieden und weniger Bürokratie.
Markus Wiening (58) ist seit 17 Jahren Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Landkreis Leer (VLL), einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft des Landkreises Leer. Foto: Privat