Kennen Sie es, dass Sie ein Gefühl haben, das…? Sicherlich. Damit meinen Sie im Regelfall, eine Emotion zu beschreiben. Ein Gefühl zu haben, gehört zum Alltag dazu. Wie oft hören oder sagen wird den Ausspruch „Ich habe das Gefühl, dass…“. Meist wird mit dem Wort „Gefühl“ dann beim Empfänger der Botschaft eine emotionale Situation bzw. Reaktion verbunden. Ein Klassiker für einen schüchternen Menschen ist der Satz: „Ich habe das Gefühl, dass ich mich in Dich verliebt habe.“ Gefühl steht also meist für eine Empfindung. Es wird gleichgesetzt mit Emotionen wie Angst, Lust, Freude, Ärger.
Das Baby als Vorbild
Was kann ein Baby, wenn es auf die Welt kommt, als allererstes? Es ist in der Lage, seine Bedürfnisse – und das sogar ohne die Verwendung eines einzigen Wortes – zum Ausdruck zu bringen. Wenn es Hunger hat oder sich unwohl fühlt, dann schreit es. Wenn es ihm gut geht und es zufrieden ist, dann lächelt es die Menschen um sich herum zufrieden an.
Selbstbewusstsein oder selbst bewusst sein?
„Der hat aber ein gesundes Selbstbewusstsein“ – wenn wir diesen Satz sagen oder hören, dann verbinden wir damit ein überzeugendes und meist meinungsstarkes Auftreten eines Menschen – im Alltag, im Beruf oder – wenn es sein soll – auch auf der Bühne. Dieser Mensch weiß sich zu präsentieren bzw. zu „verkaufen“. Viele andere können das nicht. Sie haben kein „Selbstbewusstsein“, halten sich und ihre Meinungen lieber zurück.
Das Ersetzen von (Fehl)Entscheidungen
Es gibt Menschen, die von sich sagen, dass es ihnen schwerfällt, Entscheidungen zu treffen. Kann nicht sein, denn wenn ihnen das wirklich schwerfallen würde, dann wären sie nicht überlebensfähig. Denn jeder Mensch hat es gelernt, Entscheidungen zu treffen. Etwa 10.000 Mal an einem einzigen Tag. Aufstehen oder noch liegen bleiben? Hemd oder Polo-Shirt? Kaffee, Milch oder Tee zum Frühstück? Mit dem Auto oder mit dem Fahrrad zur Arbeit? Der gesamte Tag ist sozusagen eine einzige Entscheidung…
Das Sesamstraßen-Prinzip
Von Holger Hartwig*
„Der, die, das. Wer, wie, was. Wieso, weshalb, warum. Wer nicht fragt, bleibt dumm! 1000 tolle Sachen gibt es überall zu sehen, manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen“ – diese Zeile aus dem Sesamstraßen-Lied dürfte jeder kennen. Und für jedes Kind ist es selbstverständlich, aus Neugierde Fragen zu stellen.
Je älter und erfahrener ein Mensch wird, um so weniger ist es für ihn selbstverständlich, Fragen zu stellen. „Man“ weiß schließlich Bescheid. Und noch viel heftiger: „Man“ kennt sich ja – „man“ hat ja seine Erfahrungen im Miteinander gemacht. Und genau dieses Denken ist für das menschliche Zusammenleben, im Job oder in der Freizeit gestalten sehr oft der Auftakt für einen Teufelskreis. Denn anstatt den anderen zu fragen, was er warum gerade wie macht oder eben auch nicht oder statt den anderen zu fragen, was er mit seiner Aussage wirklich sagen wollte, wird ein (oft unbewusster) Prozess im eigenen Kopf in Gang gesetzt. Es wird zwischen den beiden „Ohren“ philosophiert, es wird bewertet, verurteilt und dann auch meistens entsprechend reagiert. Das Sesamstraßenlied bringt es dann auf den Punkt: Wer nicht fragt, bleibt dumm! Nein, im Erwachsenenalter ist es sogar noch schlimmer: Wer nicht bzw. nie fragt, sondern sich mit seinen Gedanken verselbstständigt und die anderen Menschen bewertet, der „zerlegt“ auf Dauer im großen Stil seine zwischenmenschlichen Beziehungen.
Fragen zu stellen, sollte in jedem Lebensalter dazugehören wie das Zähneputzen oder das Haare waschen. Warum? Nur wer fragt, der gewinnt neue Erkenntnisse. Wer nicht fragt und stattdessen in einem Gespräch immer selbst redet, der wird nicht schlauer. Denn alles, was aus dem eigenen Mund herauskommt, ist ja – vereinfach ausgedrückt – bereits an Wissen und Gedanken im Kopf vorhanden.
Kurzum: Achten Sie einmal darauf, wie oft Sie im Alltag Sie eine Frage stellen. Sie werden überrascht sein, wie selten Sie die Macht des kinderleichten Sesamstraßen-Prinzips im Miteinander nutzen. Und noch eines: Es kommt bei einer Frage nicht so sehr auf die gewählten Worte und den Satzbau an. Achten Sie einmal darauf, WIE Ihnen eine Frage gestellt wird bzw. WIE Sie selbst eine Frage stellen. Wenn die Stimme des Fragenden oder Ihre Stimme am Satzende nach unten geht, dann mag das zwar grammatikalisch eine Frage sein, de facto ist und bleibt es dennoch eine Aussage. Wer wirklich eine Frage stellt und interessiert an einer Antwort ist, hebt seine Stimme zum Ende hin. Sonst nimmt das Unterbewusstsein auf, dass es eben keine Frage ist sondern eine „gut gemeinte und perfekt getarnte“ Feststellung ist.
PS: Wann wir das Fragen, wie wir es als Kind aus Neugier gemacht haben, „verlernen“? Mein Tipp: Kurioserweise vor allem in der Schule. Zwar ist es (eigentlich) gewünscht, dass dort Fragen gestellt werden. Allerdings werden die Kinder, die regelmäßig Fragen stellen, oftmals hinsichtlich ihrer Verständnisfähigkeiten eher „in Frage gestellt“ als für ihr Interesse gelobt…
* Der Autor ist Systemischer Coach, Kommunikationspsychologe (FH) und Heilpraktiker für Psychotherapie. Er coacht Menschen bei Herausforderungen, die das Leben privat oder beruflich mit sich bringt.
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Verstehen oder begreifen?
Von Holger Hartwig*
Macht es einen Unterschied, etwas verstanden oder begriffen zu haben? Auf den ersten Blick sicher nicht… Nicht ohne Grund sagen wir dennoch: „Ich verstehe jedes einzelne Wort, aber ich begreife nicht, was Du mir damit sagen willst.“
Etwas zu ‚verstehen‘ bedeutet also, die Aussage eines anderen vom Verstand her aufzunehmen. Etwas zu „begreifen“, ermöglicht hingegen den praktischen Umgang mit einem Thema oder einer Sache. Alles klar? Zur Verdeutlichung ein einfaches Beispiel: Versuchen Sie einmal, einem Kind mit einem iPad einen Ball zu erklären. Es wird verstehen, dass es sich um etwas Rundes handelt, dass man durch die Luft werfen oder schießen kann. Um zu begreifen, was ein Ball ist, wird es unumgänglich sein, einen richtigen Ball zu besorgen und dem Kind den Ball zu zu werfen. Dann wird es den Ball GREIFEN und BEGREIFEN und vor allem fest verinnerlichen, was ein Ball ist. Es wird lernen, wie man nach einem Ball greift – und verstehen, warum es praktisch ist, dass ein Ball rund ist
Für unseren Umgang mit Informationen und Worten hat das Begreifen einen weiteren Aspekt. Etwas zu verstehen, ist oft auch nur der Aspekt, ob eine Nachricht akustisch bei dem anderen angekommen ist. „Hast Du mich verstanden?“ ist beispielsweise oft nur die Nachfrage, ob der andere zugehört hat… manchmal auch die Drohung. Je nachdem, in welchem Ton und mit welcher Mimik die Wörter gesagt werden.
Wie kann ich selbst dafür sorgen, dass ich etwas nicht nur verstehe, sondern begreife? Hilfreich ist, sich immer die Frage zu stellen, ob es möglich ist, das Wort mit einer Tat zu verknüpfen, sozusagen eine zweite Ebene des Wahrnehmens zu schaffen. Wenn es beispielsweise um Wissen und Erfahrungen oder Situationen im Leben geht, denn nehmen Sie einen Stift zur Hand und schreiben Ihre Gedanken auf Papier auf. Ihre Gedanken werden dann für Sie und Ihren Körper spürbar. Sie werden feststellen, dass sich Ihre Gedanken verfestigen oder auch ordnen.
Dazu noch ein letzter Gedanken. Kennen Sie das Sprichwort „Wer nicht hören will, muss fühlen?“ Sicherlich. Auch hier geht es darum, die Worte mit einer zweiten Ebene zu versehen, die „durch den Körper geht“. Kinder verzichten auf diese zweiten Ebene lieber, wenn es mit den Eltern mal rauscht. Für Erwachsene hingegen ist es hilfreich, in vielen Situationen zu schauen, wie sie etwas Gesagtes oder Gedachtes für sich „fühlbar“ machen können
* Der Autor ist Systemischer Coach, Kommunikationspsychologe (FH) und Heilpraktiker für Psychotherapie. Er coacht Menschen bei Herausforderungen, die das Leben privat oder beruflich mit sich bringt.
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Die „Weg-von-Hin-zu“-Herausforderung
Von Holger Hartwig*
Jeder Mensch kennt die Situation: Es ist Zeit, etwas zu verändern. Das kostet manchmal Überwindung, meist Kraft und Zeit. Entscheidend für den Erfolg einer Veränderung kann die Motivation sein, aus der sie geschieht. Und vor allem, mit welchen Bildern im Kopf – wir denken immer in Bildern – sie vorgehen.
Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Sie kommen zu der Überlegung, dass die Körperwaage Ihnen einige Kilos zu viel anzeigt. Dann heißt es oft: Ich will oder ich muss abnehmen. Nur selten sagt jemand: Ich möchte sportlicher werden oder ich möchte gesund und munter das Leben genießen. Wenn die Umstellung der Ernährung und das weniger Essen Erfolg haben, ist es egal, welchen Gedanken Sie im Kopf hatten. Aber, wer der Autor dieser Zeilen viele Jahre seine Erfahrungen mit „Ich muss abnehmen“ und dem Jo-Jo-Effekt gemacht hat, der sollte nun weiterlesen.
Ob eine anstehende Veränderung (z.B. auch der Wechsel des Arbeitsplatzes) erfolgreich ist, hängt maßgeblich davon ab, aus welchem Antrieb heraus Sie handeln. Denn bei genauerer Betrachtung gibt es zwei Möglichkeiten, die zu einer angestrebten Veränderung führen können: Weg von oder Hinz zu…
Was ist damit gemeint? Nehmen wir das Beispiel des Arbeitsplatzwechsels. Sehr häufig wird der angestrebt, „weil ich das da echt nicht mehr aushalten kann“. Das ist der Klassiker der „Weg-von“-Motivation. Die Veränderung wird angestrebt, um – wie die Worte es aussagen – um einer Situation zu entkommen Man möchte fliehen aus dem, was ist, Bloß weg hier – das ist die Devise. Alles, was kommt, kann nur besser werden…
Natürlich ist dieser „Weg-von“ ein Antrieb, zum Teil sogar ein sehr intensiver. Aber ist dieser auch zielführend, wenn ich nur weiß, wovon oder woraus ich weg will? Aber nicht genau weiß, wohin ich will? Oft wird dann die einfachste bzw. jede Art der Veränderung akzeptiert, nur um weg zu kommen. Und dann sind sie weit weg von dem Alten – und kommen aus dem Regen in die Traufe. Dieses „Weg-von“ allerdings einfach zu verteufeln, wäre falsch. Auch diese Motivation ist nützlich und ein sehr starker Antrieb, den es zu nutzen gilt.
Diese „Weg-von“-Motivation ist ein guter Ausgangspunkt für jede Veränderungen. Sie gilt es, als Auslöser für neue Wege an zu nehmen. Und dann kommt wieder einmal unser Kopf, unser Denken ins Spiel. Denn um nach dem „Weg-von“-Gedanken erfolgreich zu etwas Neuem zu gelangen, das für Zufriedenheit, Ausgeglichenheit und damit auch Gesundheit sorgt, ist es ratsam, einen Schritt weiter zu denken. Das ist oft eine Herausforderung, denn bei diesem Denken geht es darum, ein Ziel zu definieren. Dabei ist die Beantwortung dieser Fragen wichtig: Wo will ich hin? Was ist dort besser? Was verspreche ich mir davon? Wie geht es mir, wenn ich mir vorstelle, dass ich dieses Ziel erreiche?
Ein Autohersteller hat einmal Werbung gemacht mit dem Slogan „Umparken im Kopf“. Das trifft es ganz gut. Denn wenn es Ihnen gelingt, das Ziel, das Sie anstreben, genau zu definieren und mit einem Bild im Kopf zu hinterlegen, dann haben Sie aus der „Weg-von“-Motivation für sich die „Hin-zu“-Motivation geschaffen. Das „Hin-zu“ sorgt dafür, dass Sie nicht aus falschen Gründen handeln, bei dem neuen Ziel etwas übersehen. Bei einer „Hin-zu“-Motivation wollen Sie etwas erreichen, sich zu einem gesteckten Ziel hin entwickeln und haben klar vor Augen, wohin der Weg Sie führen soll.
Für das „Umparken im Kopf“ hin zu einer zielführenden Motivation hilft es, in mehreren Schritten vorzugehen. Machen Sie zuerst eine genaue und vor allem sehr ehrliche Bestandsaufnahme („Was stört mich? Was bin ich bereit, dafür zu tun?“). Dann suchen Sie sehr genau danach, was anders und besser werden soll (Identifikation des Veränderungswunsches). Im dritten Schritt dann Blick nach vorne mit der Konzentration auf die Zukunft, d.h. Sie verschwenden keine Energie mehr mit dem Hadern über die aktuelle Situation). Und dann als vorletzten Schritt – der ist fast der Wichtigste – das Ziel genau definieren und am besten die wichtigsten Gründe aufschreiben. Und zu guter Letzt: Aufmachen in Richtung des Ziels, nach den Möglichkeiten und Alternativen schauen.
Veränderungen können letztlich beide Motivationen herbeiführen. Bei der „Hin-zu“-Motivation ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie genau das bekommen, was Sie sich bildlich vorstellen, allerdings deutlich größer, da Sie wissen, was Sie wollen und eben nicht nur, was Sie nicht wollen.
* Der Autor ist Systemischer Coach, Kommunikationspsychologe (FH) und Heilpraktiker für Psychotherapie. Er coacht Menschen bei Herausforderungen, die das Leben privat oder beruflich mit sich bringt.
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Der Liter Wasser in der Wüste
Für ein gesundes Leben ist es sinnvoll, seinem Körper jeden Tag Wasser zu zu führen. In der westlichen Welt ist der Wasserkonsum in der Regel kein Problem – und im Nordwesten sowieso nicht, da das „kühle Klare“ genuss- und trinkfertig aus der Leitung kommt.
Das Gänsehaut-Rezept
Es ist ein Tag, an dem so rein gar nichts funktioniert. Die Laune ist mies – und es warten gerade an diesem Tag Herausforderungen, die eine gute Ausstrahlung und sicheres Auftreten erfordern. Aber irgendwie wollen Kopf und Körper heute so gar nicht „mitspielen“. Statt Vorfreude eher Angst, Unsicherheit, Frustpotenzial. Was nun?
Vom Muss
Es gibt ein Wort, das fast jeder Mensch automatisch in seinem Wortschatz hat: MUSS. Wie oft höre ich am Tag von anderen „Ich muss noch…“ oder wenn es blöd läuft „Du musst noch…“ Wenn dieses Wort mit den vier Buchstaben in meine Richtung fällt, dann reagiere ich mittlerweile allergisch. Ich MUSS gar nichts – außer irgendwann sterben, das steht unwiderruflich fest. Eine Binsenweisheit. Ansonsten hat mich das Leben gelehrt, dass ich ganz allein entscheiden DARF, was ich wann wie und wo und überhaupt mache.