„Sportförderung in Leer? Da kommen mir die Tränen“

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Jürgen Akkermann, Vorsitzender des Turnverein Leer 

LEER In seinen jungen Jahren war er als Prellballer für den Turnverein Leer in der zweiten Bundesliga erfolgreich, heute leitet führt er seit mittlerweile 21 Jahren als Vorsitzender die Geschicke des ältesten Sportvereins der Ledastadt: Jürgen Akkermann. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 56-jährige, selbstständige Diplom-Kaufmann über die größten Herausforderungen für seinen TV mit den etwa 900 Mitgliedern in 26 Sportarten, erklärt, warum der Sport für junge Menschen in ihrer Entwicklung wichtig ist und kritisiert die Sportpolitik in der Ledastadt. Weitere Themen sind die Frage, warum es ihn nie in die Politik gezogen hat, und er sich mehr Generationengerechtigkeit wünscht.

Vorsitzender des TV Leer zu sein, bedeutet mir …

… eine Menge zurückzugeben an den Verein. Ich habe viele persönlichkeitsbildende Erfahrungen sammeln dürfen. Ich habe 25 Jahre genommen, weil es Menschen gab, die sich für den Sport im TV engagiert haben, und gebe nun zurück.

Die größte Herausforderung für unseren Verein ist, die …

Das gilt für alle Vereine: das Konstrukt Verein am Leben zu halten. Die Herausforderung ist, immer genügend Menschen zu finden, die bereit sich, sich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, ganz gleich, ob als Übungsleiter oder in der Vereinsorganisation.

 Unsere Turnhalle ist…

… leider schon sehr alt und schreit nach Sanierung bzw. einer Neustrukturierung, was allerdings nicht allein die Entscheidung unseres TV ist, denn für die langfristige Zukunft ist der Standort städtebaulich für Kreis und Stadt interessant.

Unsere Kooperation mit der Hochschule Emden-Leer ist…

… leider viel zu wenig gelebt – beidseitig. Wir bewerben diese Partnerschaft zwar, aber es werden die Angebote gegenseitig zu wenig genutzt.

Wenn ich an den Mitgliedsbeitrag von 4 Euro im Monat für Kinder denke, dann

… ist das für die Zukunft nicht zu halten und gerade bei hochwertigen Angeboten müssen und werden auch wir höhere Mitgliedsbeiträge nehmen müssen. Qualität kostet halt Geld.

Neue Sportarten sind für einen Verein…

… die Möglichkeiten der Abgrenzung, die Chance zur Mitgliedergewinnung und die Grundlage für Zukunft.

 Wenn ich an die Sportförderung in der Stadt Leer denke, dann …

… kommen mir durchaus die Tränen in die Augen, da ich den Sport für unterrepräsentiert halte, wenn ich sehe, wieviel in anderen Bereichen investiert wird.

Wenn ich einen jungen Menschen für Sport begeistern will, dann …

… berichte ich von meinen Erfahrungen. Ich bin überzeugt: Wer in jungen Jahren Sport treibt, profitiert von positiven Auswirkungen für sein gesamtes Leben, sei es, den inneren Schweinehund überwinden zu können, im Team zu funktionieren oder Disziplin zu haben.

Als die Prellballer des TV Leer in der zweiten Bundesliga gespielt haben …

… war das für uns Beteiligte etwa sehr besonders. Ich denke gern und mit großer Freude an diese Zeit zurück. Das war für den Verein und die Stadt ein Aushängeschild.

Ich bin nie in die Politik gegangen, weil …

 … ich vermutlich zu undiplomatisch bin und zu oft angeeckt wäre.

Unternehmer zu sein, ist für mich…

… Selbstbestimmung und Freiheit, auch wenn jede Sache Zwänge kennt.

 Junge Menschen sollten…

… sich in verschiedenen Bereichen ausprobieren – sei es im Sport, in der Musik oder in der Wissenschaft, um zu erkennen, was für sie am besten ist.

 Für Leer wünsche ich mir…

… eine Balance in vielen Bereichen. Häufig denke ich, dass Themen oder Entwicklungen, die Jugendliche ansprechen, unterrepräsentiert sind. Wir folgen in zu vielen Bereichen inhaltlich zu sehr der Generationenpyramide. Eine Stadt muss stärker auf die Jugend schauen, um langfristig attraktiv und zukunftsfähig zu bleiben.

 An Leer begeistert mich…

… die Lebensqualität. Leer bietet mir einen gelungenen Mix in der Infrastruktur und ist mein Ruhepol

 Mein Lebensmotto ist…

… positiv in die Zukunft zu schauen.

Ich habe das letzte Mal gelogen, weil…

Das kann allenfalls eine Notlüge gewesen sein.

 Ich kann mich so richtig aufregen über…

… Ungerechtigkeit und Dummheit.

Ich kann mich so richtig freuen über…

… Erfolge – nicht nur die eigenen.

 Mein Lieblingsplatz ist…

… bei uns im Garten.

Skifahren ist für mich

… Erholung pur, weil ich dann nichts anderes denken kann uns muss.

 Mein größter Fehler ist, dass …

… ich manchmal zu aufbrausend bin.

Ich könnte niemals…

…  Themen und Thesen vertreten, hinter denen ich nicht stehe.

Wenn ich einen Tag lang Bundeskanzler wäre, dann würde ich…

…  eine Menge von der Komplexität in diesem Land zurückdrehen.

 Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir …

…  persönlich Gesundheit und Zufriedenheit, für die Allgemeinheit eine stärkere Fokussierung auf wesentliche gemeinschaftliche Ziele.

Jürgen Akkermann ist seit 2003 Vorsitzender des Turnverein Leer.

Foto: privat

Holger Hartwig„Sportförderung in Leer? Da kommen mir die Tränen“

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