H2-Ostfriesland: „Nicht nur reden, sondern in die Umsetzung gehen“

H2-Ostfriesland: „Nicht nur reden, sondern in die Umsetzung gehen“

AURICH Der Landkreis Aurich hat innerhalb der Wasserstoffiniative Ostfriesland die Federführung übernommen. Seit 15. September 2022 leitet Birte Ricklefs die Geschäftsstelle „H2-Ostfriesland“ in den Strukturen des Amtes für Kreisentwicklung beim Landkreis Aurich. Nachfolgend lesen Sie die Antworten auf Fragen zur aktuellen Arbeit und zu den Perspektiven der Initiative

Die Wasserstoffinitiative Ostfriesland ist jetzt ein Jahr alt (offizieller Start war am 23. Mai 2022). Der Kreis Aurich ist federführend in der Initiative für die Kreise in der Region. Was ist die genaue Aufgabe des Kreises? Was sind die Ziele, die bis wann erreicht werden sollen?

  1. H2-Ostfriesland: Die Geschäftsstelle der Initiative „H2-Ostfriesland“ beim Landkreis Aurich ist seit dem 15. September 2023 besetzt. Die Initiative erhält eine finanzielle Förderung vom Land Niedersachsen, Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz. Die Übergabe des Förderbescheids durch Olaf Lies erfolgte im August 2022 in Aurich (die NZWZ berichtete: https://www.nwzonline.de/landkreis-aurich/wasserstoff-in-ostfriesland-foerderung-fuer-h2-ostfriesland-initiative_a_51,9,367466925.html#).

Ziele der Initiative sind im ersten Jahr a) der Aufbau eines Akteursnetzwerks, b) die Entwicklung von Projektideen zu Wasserstoff/Brennstoffzellentechnologie, c) der Aufbau eines Wasserstoffentwicklungslabors und d) die Vernetzung mit Wasserstoffnetzwerken aus anderen Regionen.

2. HyStarter Ostfriesland: Die Region Ostfriesland hat sich erfolgreich im Wettbewerb „HyLand“- Wasserstoffregionen in Deutschland“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) beworben. Der Wettbewerb ist Teil des nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) und verfolgt einen dreistufigen Ansatz: HyStarter, HyExperts, HyPerformer. Im Rahmen von HyStarter werden Kommunen und Regionen fachlich und organisatorisch beim Aufbau eines Akteursnetzwerks und bei der Identifizierung der Wasserstoff-Potenziale vor Ort unterstützt. Die Umsetzung erfolgt in Form von sechs „HyStarter Strategiedialogen“. Am 23. Mai 2023 fand der 1. HyStarter Strategiedialog statt. Inzwischen haben wir alle sechs Strategiedialoge in Präsenz (16.9.2022, 24.11.2022, 12.01.2023, 09.03,2023, 24.03.2024) sowie zwei Online-Informationsveranstaltungen (06.12.2023 und 20.04.2023) durchgeführt. Die Ergebnisse der Strategiedialoge (Wasserstoff-Potenziale) haben wir in Arbeitsgruppen weiter verdichtet. Zu den daraus entstanden Projektvorhaben s. 2.

Was waren die wichtigsten Akzente, die im vergangenen Jahr durch die Initiative und dabei auch durch wen der Beteiligten gesetzt wurden?

Diese o.g. Ziele wurden wie folgt umgesetzt:

a) Akteursnetzwerk:

    • Aufbau eines Netzwerks aus regionalen Akteurinnen und Akteuren. Insgesamt 33 Unternehmen und Institutionen aus Ostfriesland und dem angrenzenden Ammerland (die Zahl ist eine Momentaufnahme, da das Netzwerk stetig wächst) haben im Rahmen der Strategiedialoge Projektideen entwickelt arbeiten aktuelle in den Arbeitsgruppentreffen gemeinsam mit den sechs Initiatoren an deren Umsetzung.
    • Gespräche mit potenziellen Akteurinnen und Akteure vor Ort in den Unternehmen oder online.
    • Mitarbeit in der Taskforce Energiewende der Landesregierung, Projektgruppe Wasserstoffinfrastruktur, Erzeugung und Speicherung.
    • Teilnahme am „Gespräch Wasserstoff/Brennstoffzelle“ im MW, im Rahmen dessen sich Minister Olaf Lies über die Aktivitäten der nds. Wasserstoff-Akteurslandschaft informiert
    • Teilnahme an Vernetzungsveranstaltungen (Wirtschaftsabend der IHK, Unternehmerstammtisch Stadt Aurich, Netzwerktreffen der niedersächsischen Netzwerkmanager in Hannover, u.a.)

b) Projektideen:

    • Die Projektideen wurden in drei Themenfelder geclustert:
      • Mobilität und maritime Anwendungen (z.B. Tankstelleninfrastruktur, ÖPNV, Lückenschluss Bahnstrecken, Abfallsammelfahrzeuge, Kraftstofferzeugung für die Schifffahrt)
      • Produktion und Speicherung (z.B. Elektrolyseprojekte, Speicherung, Vermeidung der Abschaltung von Windenergieanlagen, Nutzungskonzepte für Biogasanlagen)
      • Standortenergieversorgung (z.B. Energiesystemmodellierung, Wärmeversorgung Industriebetrieb, Transportinfrastruktur, neue Gewerbegebiete/Erweiterung bestehende Gewerbegebiete, Standortenergieversorgung Industriebetrieb/kommunale Einrichtungen)

Aktuell erstellen wir das HyStarter Regionenkonzept, das im Juni veröffentlicht wird. Darin werden alle Projektideen ausführlich beschrieben.

c) Wasserstoffentwicklungslabor „HyLab“

    • Hierzu finden Sie im Anhang eine Präsentation von Prof. Dr. Gerhard Illing von der Hochschule Emden/Leer, Fachbereich Technik/Verfahrenstechnik. Prof. Illing hat dem aktuellen Stand im Rahmen der HyStarter Informationsveranstaltung am 20. April 2023 vorgestellt.d) Vernetzung mit anderen Regionen:
      • Organisation und Moderation der Hydrogen Cross Border Conference am 22. und 23. März 2023 gemeinsam mit: MARIKO GmbH (DE), OLEC e.V. (DE), H2 Region Emsland (DE), FME (NL), New Energy Coalition (NL). Programm und After Movie unter: https://hydrogen-cross-border.eu/
      • Engagement im Niedersächsischen Wasserstoffnetzwerk NWN (https://www.wasserstoff-niedersachsen.de/)
      • Direkter Kontakt zum Energy Hub Wilhelmshaven über den Landkreis Wittmund als Mit-Initiator von H2-Ostfriesland und STORAG ETZEL GmbH als H2-Ostfriesland Akteur.
      • Engagement im IH2K-Netzwerk der IHK (Sie finden uns z.B. bei der Auftaktveranstaltung der “Wasserstofftage Nordwest 2023“, 10. Juni 2023, STORAG ETZEL GmbH). Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden Sie hier: https://www.wasserstofftage-nordwest.de/

Welche konkreten Projekte gibt es zwischenzeitlich für die Förderung des Wasserstoffes in Ostfriesland? Wie beteiligt sich die Initiative an diesen Projekten? welche Erfolge gibt es ganz konkret beim Aufbau der ostfrieslandweiten Wasserstoff-Infrastruktur (was gehört genau zu dieser Struktur?)?

Eine künftige Wasserstoff-Infrastruktur sollte alle Stufen der Wertschöpfungskette abbilden: Erzeugung – Transport – Speicherung – Nutzung – Forschung & Entwicklung. Nur so kann es gelingen, nicht bloß als Erzeugungsstandort und „Durchleitungsregion“ dazustehen, sondern aus dem in Ostfriesland hergestellten Wasserstoff Wertschöpfung zu erzeugen.

In der Umsetzung befinden sich in Ostfriesland bereits:

  • Wasserstoff-Tankstellen (durch SCORE). Über die Arbeitsgruppe „Mobilität“ wird eine enge Abstimmung zwischen den Akteuren insbesondere auch hinsichtlich der zeitlichen Abstimmung sichergestellt.
  • H2Nord:
    • Förderbescheide für Elektrolyse, 21 Brennstoffzellen LKW und Werkstattausstattung erhalten
    • LK Aurich ist Gesellschafter bei H2Nord
    • H2Nord wirkt aktiv in unseren Arbeitsgruppen mit
  • ÖPNV: Zunächst fünf Wasserstoffbusse im LK Leer und zwei Wasserstoffbusse im LK Aurich ab 2024. Zeitgleich wird die erste Tankstelle in Betrieb gehen, um eine Tankmöglichkeit vor Ort sicherzustellen. Über die Arbeitsgruppe „Mobilität“ wird eine enge Abstimmung zwischen den Akteuren insbesondere auch hinsichtlich der zeitlichen Abstimmung sichergestellt.
  • Elektrolyseure von EWE (320 MW), H2Nord (10 MW) und Statkraft (10 MW) in Emden. Sowohl für den produzierten Wasserstoff als auch für die Abwärme der Elektrolyseure untersuchen wir aktuell konkrete Nutzungsmöglichkeiten (z.B. Wärmeversorgung Industriebetrieb; Ausweisen von Flächen für ein neues Industrie-/Gewerbegebiet, das mit Wasserstoff versorgt wird; Ausweitung eines bestehenden Industrie-/Gewerbegebietes und ebenfalls Anschluss an das Wasserstoffnetz). Wir sind mit EWE in enger Abstimmung, insbesondere hinsichtlich Verlauf der geplanten Rohrleitungen und den konkreten Einsatzoptionen. Ziel ist die Nutzung des Wasserstoffs vor Ort in Ostfriesland, um Wertschöpfung in der Region zu halten und auch zusätzliche Potenziale zu erschließen.
  • Verschiedene Projekte zur Standortenergieversorgung und Speicherung, die der Öffentlichkeit auch bereits kommuniziert wurden. Eine Kooperation mit diesen Projekten ist über die Zusammenarbeit in den H2-Ostfriesland Arbeitsgruppen und über gemeinsame Veranstaltungen gegeben.

Wie ist das weitere Vorgehen? Welche Ziele hat die Initiative bis Ende 2024? Welche Projekte werden weiterverfolgt bzw. neu angeschoben?

  • Weiterentwicklung/Ausarbeitung der erarbeiteten Projektideen zu umsetzungsfähigen Projekten. Die Projektideen sind bereits vorselektiert und werden alle weiterverfolgt.
  • Netzwerktreffen/Exkursionen/Informationsveranstaltungen/Öffentlichkeitsarbeit (z.B. eine Veranstaltung mit politischen Akteuren in Vorbereitung/3. QT 2023)
  • Teilnahme an Veranstaltungen zur Erweiterung des Netzwerks (z.B. Borkumer Energietage im September 2023)
  • Organisation der 4. Hydrogen Cross Border Conference 2024 in Aurich (finale Abstimmung mit den Partnern im Juni)

Gibt es in der Region gezielte Förderprogramme für den Einsatz von Wasserstoff (beispielsweise für den Bau von Tankstellen, die Nutzung als Wärmequelle)?  

Entsprechende Förderprogramme existieren auf Landes- und Bundesebene. So konnten Antragsteller beispielsweise bis zum 10. Mai 2023 Anträge für den Bau öffentlicher Wasserstofftankstellen im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP II) des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) stellen. Es gibt zahlreiche Programme, die nicht zwingend auf den ersten Blick mit Wasserstoff zu tun haben. Deshalb hatten wir hierzu am 06.12.2022 eine separate Information für unser Akteursnetzwerk (Online-Informationsveranstaltung), leiten aktuelle Förderaufrufe über unseren Email-Verteiler an die Akteurinnen und Akteure weiter und stehen selbstverständlich für Fragen zur Verfügung.

Was hat es zu bedeuten, dass auf der Homepage unter AKTUELLES keine Einträge seit einem Jahr zu finden? In der aktuellsten Mitteilung vom 23.05.22 heißt es „Schon im Vorfeld wird deutlich: Sowohl die Erwartungen als auch die Motivation sind auf allen Seiten hoch.“    Was ist aus dieser Motivation geworden? Wo sind die Erwartungen „geblieben“, wenn es seit einem Jahr nichts zu vermelden gibt?

Das sind zwei Fragen:

1. (Website):

    • Die Website diente bislang tatsächlich lediglich als niedrigschwellige Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit der Geschäftsstelle über das Kontaktformular. Die Geschäftsstelle ist erst seit Mai 2023 voll besetzt. Die neue Mitarbeiterin, die zur Unterstützung der Geschäftsstellenleitung im November 2022 eingestellt wurde, arbeitet sich aktuell ein und hat bereits spannende Ideen für die Außendarstellung entwickelt. Es gibt also bald Neuigkeiten auf der Website zu entdecken.
    • Über den Stand von H2-Ostfriesland und HyStarter habe ich im Laufe des letzten Jahres mehrfach berichtet und auch die regionalen Zeitungen über das Büro des Landrats dazu eingeladen. Zu erwähnen ist hier insbesondere die HyStarter Informationsveranstaltung vom 20. April 2023. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden die Geschäftsstelle sowie die Initiatorinnen und Initiatoren dahinter, das Förderprogramm sowie der aktuelle Stand der Projektideen vorgestellt. Leider hat keine der eingeladenen Zeitungen teilgenommen.
    • Auch die Hydrogen Cross Border Conference 2023 mit über 200 Teilnehmern war eine tolle Plattform, um unsere Aktivitäten vorzustellen und mit Unternehmen in Kontakt zu treten. Die Veranstaltung hatten wir über die E-Mail-Verteiler aller Partnernetzwerke und über LinkedIn beworben.
    • Darüber hinaus wurde die Geschäftsstelle in folgenden Ausschüssen vorgestellt (Presse war z.T. vor Ort, hat aber nicht berichtet):
      • Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus und ÖPNV, LK Aurich, 15.11.2022
      • Vollversammlung der IHK für Ostfriesland und Papenburg, 07.03.2023, Wittmund.
      • Ausschuss für Wirtschaft, Handwerk, Tourismus und Digitalisierung, LK Leer, 10. Mai 2023
    • Die Kontaktaufnahme zu potenziellen Akteurinnen und Akteuren erfolgt darüber hinaus in der direkten Ansprache bilateral.

2. (Motivation):

    • Die Anzahl an Themen und Projektideen sowie die kontinuierliche aktive Beteiligung der Akteurinnen und Akteure spricht für sich. Es herrscht ein großer Umsetzungswille. Dieses Engagement ist für die Region von immensem Wert.
    • Das Fehlen dieser Informationen auf der Projekt-Website ist dem Umstand geschuldet, dass die Geschäftsführung aufgrund der Tatsache, dass die Geschäftsstelle noch nicht vollständig besetzt war, priorisieren musste und den Fokus daher auf den Netzwerk-Aufbau, die Themenfindung und den schnellen Übergang in die Umsetzung gelegt hat. Die Akteurinnen und Akteure wollen „nicht nur reden“, sondern in die Umsetzung gehen.

Symbolfoto: www.pexels.com

Holger HartwigH2-Ostfriesland: „Nicht nur reden, sondern in die Umsetzung gehen“
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DIE KOLUMNE – H2-Initiative Ostfriesland: Großer „Wumms“ ohne Power?

DIE KOLUMNE – H2-Initiative Ostfriesland: Großer „Wumms“ ohne Power?

Sie ist ziemlich genau vor einem Jahr mit großen Erwartungen gestartet: Die Wasserstoffinitiative Ostfriesland, an der sich der Kreis Leer neben den Kreisen Aurich, Wittmund, der Stadt Emden, der IHK für Ostfriesland und Papenburg und Mariko GmbH, das Maritime Kompetenzzentrum in Leer, beteiligen. Allerdings: Seit dem Start der H2-Initiative am 23. Mai 2022 ist es öffentlich weitgehend ruhig geblieben. Unter Aktuelles im Internet steht nichts Neues, obwohl es in der Medieninfo seinerzeit vielversprechend im Abschlusssatz hieß: „…sowohl die Erwartungen als auch die Motivation sind auf allen Seiten hoch“. Also alles nur ein Lippenbekenntnis im großen Stil?

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Mit grünem Wasserstoff Wertschöpfung generieren

Mit grünem Wasserstoff Wertschöpfung generieren

LEER/AURICH Seit etwa einem Jahr ist die Wasserstoff-Initaitive Ostfriesland am Start, an der als ein Partner auch der Landkreis Leer beteiligt ist. Wie kommt die Iniative voran? Was hat sich im Kreisgebiet bisher getan? Wie geht es weiter? Lesen Sie nachfolgend die Antworten aus dem Kreishaus zu aktuellen Fragen.

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„Fahrradfahren in Leer? Veränderungen nicht ausreichend“

„Fahrradfahren in Leer? Veränderungen nicht ausreichend“

„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Hans-Hermann Joachim, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) im Kreis Leer

HESEL Das Fahrrad hat es ihm angetan: Ob im Alltag, in der Freizeit oder auf langen Touren – Hans-Hermann Joachim ist gerne auf zwei Rädern an der frischen Luft unterwegs. Um das Radfahren zu fördern und sich für eine gute Infrastruktur einzusetzen, engagiert sich der Heseler seit acht Jahren als Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) im Kreis Leer. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 73-Jährige, der auch für die CDU als Fraktionsvorsitzender im Samtgemeinderat Hesel kommunalpolitisch aktiv ist, unter anderem über Fahrräder mit Elektromotor, die „Zustände“ für Fahrradfahrer in Leer trotz der Maßnahmen in der Innenstadt, sein Lebensmotto und den Job, den er gerne einen Tag lang hätte – Samtgemeindebürgermeister.

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DIE KOLUMNE – Der jährliche „Leeraner Sporttag“:  Ein Stiefkind ohne jede Strategie

DIE KOLUMNE – Der jährliche „Leeraner Sporttag“: Ein Stiefkind ohne jede Strategie

Am 24. Mai ist es wieder soweit: Dann ist im Leeraner Rathaus der traditionelle große „Tag des Sport“. Wie seit 2013 kommt dann einmal jährlich – bis auf wenige Ausnahmen – der Sportausschuss für in der Regel 30 Minuten zusammen. Diese Zeit reicht aus. Die Tagesordnung kann das Sportamt der Stadt fast immer aus dem Vorjahr übernehmen, nur das Datum wird angepasst. Auch 2023 gibt es keine Überraschungen. Neben Formalien steht die Beratung und Beschlussfassung über Subventionen und Investitionszuschüssen an. Weitere Themen? Fehlanzeige. Der Sport hat in Leer halt nichts zu bieten…

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„Wenn heutige Schüler vom Einsatz des  Stockes hören, sind sie erschrocken und empört“

„Wenn heutige Schüler vom Einsatz des Stockes hören, sind sie erschrocken und empört“

„Auf einen Tee mit …“ – Udo Tinnemeyer, Leiter des Ostfriesischen Schulmuseums in Folmhusen

 FOLMHUSEN Es ist ein Museum, das bei jedem Besucher Erinnerungen an die Kindheit und Jugend weckt: das Ostfriesischen Schulmuseums in Folmhusen. An der Bundesstraße zwischen Leer und Ihrhove gelegen, wirkt das Museum eher klein – doch das täuscht. 49.000 Bücher, 7.000 Landkarten und Schaubilder und viele Gegenstände aus der Schulgeschichte warten neben dem historischen Klassenzimmer auf die Besucher. Leiter des Museums ist seit sieben Jahren Udo Tinnemeyer. In unserer Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 58-jährige Pädagoge über sein Lieblingsexponat, die Herausforderungen und die „Entdecker-Taschen“. Zudem berichtet er, wie Schüler reagieren, wenn sie hören, dass früher der Stock zum Einsatz kam, und wie einfach es ist, sich für das Museum zu engagieren.

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DIE KOLUMNE: Zu späte kommunale Wärmeplanung lässt Hauseigentümer im Regen stehen

DIE KOLUMNE: Zu späte kommunale Wärmeplanung lässt Hauseigentümer im Regen stehen

Wärmepumpe, Geothermie, Fernwärme, Wasserstoff statt Gas durch die vorhandenen Netze – was macht ab 2024 im Kreis Leer das Rennen, wenn es um die Wärme in den heimischen vier Wänden geht? Für Hauseigentümer kann die Devise nur lauten: Abwarten und Tee trinken. In den Rathäusern und in der Kreisverwaltung wird in den nächsten Monaten die Post abgehen müssen.

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EWE-Appell: Politik muss schnell klare Entscheidungen für mehr Investitionssicherheit treffen

EWE-Appell: Politik muss schnell klare Entscheidungen für mehr Investitionssicherheit treffen

OLDENBURG Die EWE mit Sitz in Oldenburg ist der große Player, wenn es um die Netze und die Gas- und Stromversorgung von Privathaushalten und Unternehmen im Kreis Leer geht. Lesen Sie nachfolgend, wie der Energiekonzern über die Herausforderungen und die Zusammenarbeit mit den Kommunen der Region denkt, wenn es um die kommunale Wärmeplanung und die klimafreundliche  Energieversorgung geht.

Wie weit unterstützt die EWE als Lieferant von Strom und Gas und Betreiber der Netze die Kommunen bei der Umsetzung der durch das Gesetz definierten Anforderungen in den einzelnen Bereichen?

EWE: Unser Konzern sensibilisiert EndverbraucherInnen ebenso wie Unternehmen, Institutionen und auch Kommunen für Energiethemen. So sollen beispielsweise Politik und Verwaltung durch entsprechende Formate informiert und handlungsfähig werden, beispielsweise bei der Umsetzung der Kommunalen Wärmeplanung. Als eine der ersten Kommunen im Nordwesten setzt die Stadt Cloppenburg die kommunalen Wärmeplanung jetzt um, in Zusammenarbeit mit EWE NETZ. Nach einer Projektlaufzeit von einem Jahr soll eine Transformationsstrategie mit einem entsprechenden Maßnahmenkatalog zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen für die Wärmeversorgung vorliegen.

Als Energiedienstleister ist EWE auch für Endverbraucher, Industrie, Gewerbe und Quartiersentwickler (und damit für Kommunen) aktiv. Ziel ist es, die individuelle Energiewende voranzutreiben, ob im privaten oder auch im unternehmerischen und öffentlichen Bereich. Dafür bietet EWE grüne Lösungen an, beispielsweise grüne Energie, Photovoltaikanlagen und Stromspeichersysteme zum Kauf und zur Pacht, Wärmepumpen zur Pacht bzw. im Contracting, Mobilität- und Lichtkonzepte, Wasserstoff-Lösungen für Industrie und Schwerlastverkehr und Quartierslösungen mit dezentraler, leitungsgebundener Wärmeversorgung, auch mit klimaneutralem Energieeinsatz wie Biomethan oder über Wärmepumpen.

Als Partner der Kommunen ist EWE auch noch in anderen Bereichen aktiv. So hat EWE im vergangenen Jahr mit einigen Landkreisen im Nordwesten eine gemeinsame Charta für den Klimaschutz unterzeichnet. Zunächst vor gut einem Jahr mit den Landkreisen Cloppenburg und Vechta. Damit haben sich die Partner zur konsequenten Umsetzung von Klimaschutz-Maßnahmen verpflichtet, nach dem Motto: „Wir. Hier. Jetzt. Vor Ort.“ Ende März haben die beiden Landkreise und EWE ein erstes Resümee gezogen – siehe dazu auch unsere Presseinformation vom 31. März: Klimaschutz geht nur gemeinsam | EWE AG.

Wie wird das Thema Wärmeplanung vorangetrieben? Geht die EWE auf die Kommunen zu?

EWE: Wir bieten die Kommunale Wärmeplanung den Kommunen aktiv an – als Dienstleistung. Dabei unterstützt EWE NETZ die Kommunen bei der Erstellung einer entsprechenden Wärmewendestrategie, auf Basis langjähriger Erfahrungen mit der kommunalen Energieversorgung. Das ganzheitliche Lösungspaket stellt sicher, dass alle gesetzlichen Anforderungen und die Bedürfnisse der Kommunen berücksichtigt werden.

Das Dienstleistungspaket von EWE NETZ zur kommunalen Wärmeplanung beinhaltet einen Wärmeplan im Rahmen der gesetzlichen Anforderungen. Der Prozess umfasst vier Schritte: Bestandsanalyse, Potenzialanalyse, Aufstellung eines Zielszenarios und eine Wärmewendestrategie. Nach der einjährigen Projektlaufzeit liegt das Endergebnis in Form einer Transformationsstrategie mit einem entsprechenden Maßnahmenkatalog zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen für die Wärmeversorgung innerhalb der Kommune vor. Anschließend müssen in den darauffolgenden fünf Jahren mindestens fünf dieser Maßnahmen in die Umsetzung gebracht werden. Insgesamt betrachtet die kommunale Wärmeplanung flächendeckend die Versorgungssituation, schafft Transparenz und somit eine ganzheitliche Grundlage für die Planung darauffolgender Umsetzungsprojekte. Ziel von EWE NETZ ist es dabei, flexible und technologieoffene Wärmepläne zu erstellen und dabei Klimaneutralität und Versorgungssicherheit miteinander zu verbinden.

Wie weit sind Überlegungen, die Gasnetze zu Wasserstoffnetzen zu machen?

EWE: Als regionaler Gasnetzbetreiber plant EWE NETZ erste Wasserstoff-Leitungen im Weser-Ems-Gebiet zu bauen bzw. einen kleinen Teil des Gasnetzes auf den Wasserstofftransport umzustellen – im Rahmen des verbindenden Großprojektes „Clean Hydrogen Coastline“. Dieses bringt Erzeugung, Transport, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff in Industrie und im Schwerlastverkehr in vier Teilprojekten zusammen. Mit dem Großprojekt hatte sich EWE im Februar 2021 im Rahmen des europäischen IPCEI-Programmes (Important Project of Common European Interest) für eine Förderung beworben und im Mai 2021 die zweite Stufe des Verfahrens erreicht. Aktuell wird die Förderung auf europäischer Ebene geprüft.

In das bestehende Erdgasnetz können heute bereits bis zu 20 Volumen Prozent Wasserstoff eingespeist werden. Sowohl für die Infrastruktur als auch eine Vielzahl der Gasanwendungen ist dieses ohne Probleme möglich.

Das Erdgasnetz von EWE NETZ zwischen Ems, Weser und Elbe sowie in Brandenburg und auf Rügen ist auch schon heute für den Transport von 100 Prozent Wasserstoff geeignet. Dennoch ist eine Umstellung nicht ohne weiteres möglich, da kaum ein Endgerät mit 100 Prozent Wasserstoff statt mit Methan, also Erdgas, betrieben werden kann.

Ferngasnetzbetreiber wie ONTRAS oder Gascade haben gegenüber den Verteilnetzbetreibern wie EWE NETZ einen großen Vorteil, da sie auf ihren Trassen teilweise parallele Leitungen haben, so dass Wasserstoff und Erdgas separat transportiert werden können. Ein (Industrie)-Kunde, der an diese Netze angeschlossen ist, könnte sich dann für Wasserstoff oder Erdgas entscheiden. In unserem engmaschigen Verteilnetz haben wir diese parallelen Strukturen nicht, so dass wir in den EWE-Netzen entweder Wasserstoff oder Erdgas transportieren können. Diese Tatsache stellt die Verteilnetzbetreiber bei der Transformation von fossilen zu grünen Gasen vor Herausforderungen. Problemlos geeignet ist Biomethan, also auf Erdgasqualität aufbereitetes Biogas, welches als sogenanntes Austauschgas in jedes Verteilnetz eingespeist werden kann und auch von Biogasproduzenten bereits eingespeist wird.

Wie sieht das Konzept für Fernwärmelösungen aus? Was gibt es für Ansätze? Wie könnte beispielsweise Tiefengeothermie realisiert werden?

EWE: Wir haben den EWE Transformationsprozess im Wärmebereich bereits angestoßen. Um den Wärmemarkt kümmert sich im EWE-Konzern die EWE VERTRIEB GmbH. Als Brennstoff setzt EWE VERTRIEB unter anderem Biomethan ein. Der Fokus liegt dabei auf dem Einkauf und dem Einsatz von Biomethan, nicht in der direkten Nutzung von Biogas. EWE VERTRIEB nutzt Biomethan im Wärmemarkt insgesamt seit 2012, überwiegend für Geschäftskunden und die Wohnungswirtschaft. So setzt EWE in seinen Heizkraftwerken in Strausberg (Märkisch-Oderland) und Finowfurt (Barnim) sowie in den Neubauquartieren Augustfehn-Hengstforde (Ammerland) und Bingum (Ostfriesland) Biomethan bzw. Bioerdgas als Brennstoff ein.

Auf dem Wärmemarkt insgesamt gibt es die Begrifflichkeiten Fern- und Nahwärme. Beide meinen nahezu das gleich: In dezentralen Anlagen wird Wärme erzeugt, und in den jeweiligen Wohngebäuden oder auch Wohnquartieren über Wärmenetze verteilt.

Diese Versorgung hat in den letzten Jahren zugenommen. Nach Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wurden 2020 immerhin schon 14,1 Prozent der etwa 42,6 Millionen Wohnungen in Deutschland mit Fern- bzw. Nahwärme versorgt.

Der Heimatmarkt von EWE ist dreigeteilt: Region zwischen Ems, Weser und Elbe in Niedersachsen, Ostbrandenburg und Vorpommern-Rügen. Um im Wärmebereich den ökologischen Fußabdruck zu senken, modernisiert EWE einerseits alte Bestandsanlagen in den Nah- bzw. Fernwärmegebieten Schritt für Schritt und baut effizientere Anlagen ein, die höhere Wirkungsgrade haben und damit Energie und CO2 einsparen. Andererseits setzen wir zunehmend auch Biomethan ein, um Wärmeenergie ökologischer zu erzeugen. Auf Kundenwunsch ergänzen wir die Wärmeerzeugung auch mit einer Solarthermie-Anlage für die Warmwasserbereitstellung.

Klimaneutralität bei der Energieversorgung mit Photovoltaik, Wärmepumpen, zentraler kalter Nahwärme und Mieterstrommodelle sind Aspekte, die unseres Erachtens essenziell für zukunftsfähige, klimaneutrale Wohnquartiere sind. Wirtschaftlich sind diese noch nicht immer. EWE setzt aktuell daher mittelfristig auf Blockheizkraftwerke mit gekoppelter Strom- und Wärmeversorgung. Die Kraft-Wärme-Kopplung ist für EWE eine energieeffiziente und gleichzeitig wirtschaftliche Übergangslösung auf dem Weg in die Klimaneutralität. Zudem kann die Technik angepasst werden, so dass auch grüne Gase zum Einsatz kommen können. Des Weiteren unterstützt EWE seine Kundinnen und Kunden (Privat- und Geschäftskunden sowie Kommunen) bei der Wärmewende, beispielsweise mit dem Einsatz von Wärmepumpen. Ein aktuelles Beispiel ist das Bildungszentrum in Erkner (Brandenburg), bei dem die EWE-Tochter TEWE gerade eine Hybridlösung aus Wärmepumpe in Kombination mit Fern- bzw. Nahwärme umsetzt. Das Herzstück der Wärmeversorgung ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Rund 70 Prozent der benötigten Wärme können mit dieser Wärmepumpe erzeugt werden. Die restliche Wärme stellt TEWE weiterhin aus seinem Heizkraftwerk in Erkner Mitte zur Verfügung. Die Wärmelösung für das Bildungszentrum ist also eine Hybridlösung.

Mit solchen Lösungen erfüllt EWE insgesamt die Anforderungen einer ganzheitlichen Energieversorgung und schafft die Basis, den Anforderungen der Politik gerecht zu werden. In Zukunft werden nachhaltige Konzepte bspw. durch die CO2-Besteuerung auch zunehmend wirtschaftlicher. Politische Rahmenbedingungen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die Bundesregierung setzt diesen Rahmen mit der anstehen Gesetzgebung (bspw. GEG). Dieser Rahmen soll bis Ende des Jahres vollständig abgesteckt sein, so dass wir unsere Aktivitäten darauf ausrichten können und werden. Mit diesen Rahmenbedingungen können wir auch langfristige Investitionsentscheidungen treffen. Wir daher an die Politik, schnell klare Entscheidungen für mehr Investitionssicherheit zu treffen.

Wie und ab wann werden die die Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmen bei diesen Themen intensiv mitgenommen?

EWE: Wir bieten seit vielen Jahren grüne Energiedienstleistungen an – für EndverbraucherInnen ebenso wie für Unternehmen, Institutionen und Kommunen, beispielsweise PV-Anlagen und Stromspeicher, Mobilitätslösungen, Wärmelösungen. Dazu sind wir mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit den Unternehmerinnen und Unternehmern und auch mit Kommunen und Quartiers- und Projektentwicklern in unterschiedlichen Formaten, in unseren Shops oder über unser digitales Angebot sowie in persönlichen Gesprächen im Austausch.

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Stadt Leer: Kommunale Wärmeplanung wird in der Verwaltung „diskutiert“

Stadt Leer: Kommunale Wärmeplanung wird in der Verwaltung „diskutiert“

Anforderungen steigen enorm: Kommunen müssen Klimakonzepte auf den Weg bringen

LEER Energiebericht erstmals für 2022, Klimaschutzkonzept (bis Ende 2025), Wärmeplanung (bis Ende 2026) und Entsiegelungskataster (bis Ende 2028) – auf die Stadt Leer kommen viele neue Aufgaben zu. Vor allem angesichts der zu erwartenden Vorgaben für Privathaushalte ab 2024 keine Gasheizungen mehr einbauen zu dürfen, hat vor allem die kommunale Wärmeplanung – z.B. Tiefengeothermie, Wärmenetze, Wasserstoffnetze – eine ganz neue Bedeutung/ Dringlichkeit erfahren. Wie ist der Stand der Dinge in der Kreisstadt? Die Stadtverwaltung Leer antworte auf Fragen sehr umfangreich und allgemeingültig.

  Wie weit ist die Stadt Leer bei der Umsetzung der durch das Gesetz definierten Anforderungen in den einzelnen Bereichen? Was wurde bisher gemacht, wann wird es wie vorwärts gehen?

Alle Fachbereiche und Fachdienste sind derzeit in der Diskussion und werden ihren gesetzlichen Ansprüchen gerecht werden.

Wie wird speziell das Thema kommunale Wärmeplanung angegangen? Sind Runde Tisch mit Versorgern, Vermietern und Verwaltung vorgesehen? 

Mittel- und Oberzentren in Niedersachsen sind gemäß dem Klimaschutzgesetz daher bis zum Kalenderjahr 2026 zur Erstellung bzw. Weiterschreibung kommunaler Wärmepläne (KWP) verpflichtet. Eine Fortschreibung der KWP hat alle fünf Jahre zu erfolgen. Die Stadt Leer treibt den Klimaschutz im Wärmesektor voran und möchte zur Strukturierung und Flexibilisierung der Planung und Umsetzung der Energiewende alle Möglichkeiten nutzen. Sie misst dieser kommunalen Aufgabe auf Grund ihrer Bedeutung für Klimaschutz die höchste Priorität bei und möchte die Wärmeplanung so schnell wie möglich umsetzen. Daher ist die Verwaltung der Stadt Leer angehalten, interdisziplinär an diesem Projekt zu arbeiten und die Ziele für eine KWP auf unterschiedlichen Ebenen zu definieren. Die Verwaltung hat Kontakt zu vergleichbaren Kommunen in Niedersachsen aufgenommen und wird auf Grund der gewonnenen Erkenntnisse entsprechend agieren. Die KWP ist ein technologieoffener, langfristiger und strategisch angelegter Prozess mit dem Ziel einer weitgehend klimaneutralen Wärmeversorgung bis zum Jahr 2045. Sie ist als integraler und eigenständiger Teil der kommunalen Energieleitplanung zu verstehen und in der Regel bei der Stelle des Klimamanagers/der Klimamanagerin angesiedelt. Diese Stelle wird kurzfristig besetzt.

Grundsätzlich sollte die Wärmeplanung das gesamte Stadtgebiet umfassen und die privaten Wohngebäude, die kommunalen Liegenschaften und die gewerblichen Gebäude darstellen. Die KWP koordiniert im gesamten Stadtgebiet die Deckung der zukünftigen Wärmebedarfe durch vor Ort verfügbare und nachhaltige Wärmequellen. Darauf aufbauend werden auf Quartiersebene die technischen Entwicklungspfade und Versorgungskonzepte beschrieben. Somit bildet die kommunale Wärmeplanung die Grundlage für Detailplanungen zur Wärmeversorgung.

Die Wärmeplanung erfordert:  eine Bestandsaufnahme als Überblick des heutigen und zukünftigen Wärmebedarfs der

Gebäude, Straßenzüge und Quartiere, der vorhandenen Energieinfrastrukturen, der nachhaltigen Wärmequellen, eine räumliche Prioritätensetzung, eine indikative Maßnahmenplanung

Die Wärmeplanung gliedert sich in folgende vier Hauptphasen:

1.         Bestandsanalyse

Erhebung des aktuellen Wärmebedarfs und -verbrauchs und der daraus resultierenden Treibhausgasemissionen für das Basisjahr, einschließlich Informationen zu den vorhandenen Gebäudetypen und den Baualtersklassen, der Versorgungsstruktur aus Gas- und Wärmenetzen, Heizzentralen und Speichern sowie Ermittlung der Beheizungsstruktur der Wohn- und Nichtwohngebäude. Erstellung einer Energie und Treibhausgasbilanz nach Energieträgern und Sektoren.

2.         Potenzialanalyse

Ermittlung der Potenziale zur Energieeinsparung für Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme in den Sektoren Haushalte, Gewerbe-Handel-Dienstleistungen, Industrie und öffentlichen Liegenschaften sowie Erhebung der lokal verfügbaren Potenziale erneuerbarer Energien und Abwärmepotenziale.

3.         Entwicklung eines klimaneutralen Zielszenarios 2045

Entwicklung eines Szenarios für eine klimaneutrale Wärmeversorgung. Dazu wird die Ausnutzung der in Phase 2 ermittelten Potenziale für Energieeinsparung und erneuerbare Energien in einer Energie- und Treibhausgasbilanz nach Sektoren und Energieträgern für die Jahre 2035 und 2045 dargestellt. Außerdem erfolgt eine räumlich aufgelöste Beschreibung der dafür benötigten zukünftigen Versorgungsstruktur im Jahr 2045 mit einem Zwischenziel für 2035. Insbesondere soll eine Einteilung in Eignungsgebiete für Wärmenetze und Einzelversorgung erfolgen.

4.         Festlegung der kommunalen Wärmewendestrategie und des Maßnahmenkatalogs

Formulierung eines Transformationspfads zum Aufbau einer klimaneutralen Wärmeversorgung und Beschreibung der dafür erforderlichen Maßnahmen Die Maßnahmen sollen spezifisch auf unterschiedliche Eignungsgebiete und Quartiere eingehen. Insbesondere sollen der Pfad und der Endzustand der Infrastruktur für Wärme- und Gasnetze festgelegt werden. Prioritäre Maßnahmen zur Umsetzung in den nächsten fünf bis sieben Jahren sollen dabei möglichst detailliert beschrieben werden. Für mittel- und langfristige Maßnahmen sind ausführliche Skizzen ausreichend. Die Summe der beschriebenen Maßnahmen soll zu den erforderlichen Treibhausgasminderungen für eine klimaneutrale Wärmeversorgung führen.

Das NKlimaG verpflichtet die Netzbetreiber zur Weitergabe kritischer Infrastrukturdaten. Dies steht im Kontrast zu geltenden Datenschutzbestimmungen. Daher ist zu erwarten, dass bis zum Inkrafttreten des Gesetzes am 01.01.2024 nicht der gesamte Datenbestand abgefragt werden kann. Nach Gesprächen mit einigen Büros wird die erstmalige Erstellung des Konzeptes 60.000 bis 70.000 Euro in Anspruch nehmen. Derzeit werden seitens der Verwaltung die Grundlagen für eine Beauftragung der KWP erarbeitet, gesammelt und abgestimmt (z.B. Eruierung geeigneter Büros, Festlegung des Leistungsumfangs und Beschaffung der notwendigen Haushaltsmittel) sowie der Austausch mit anderen Kommunen gesucht. Im Anschluss wird ein Vergabeverfahren durchgeführt, eine Beteiligung der Gremien ist aufgrund der geschätzten Kosten zwingend und wird erfolgen.
Im Rahmen der Erstellung des KWP wird es diverse Möglichkeiten der Partizipation (Politik, Unternehmen, Bürger) geben (im Leistungsverzeichnis wird z.B. ein Kommunikationskonzept gefordert). Zur Zeit wird das Thema kommunale Wärmeplanung daher innerhalb der Verwaltung diskutiert. Die entsprechenden Grundlagen werden ermittelt, eine Ausschreibung wird bereits vorbereitet; so dass das Thema durch einen politischen Beschluss an ein fachlich versiertes Büro vergeben und von ihm begleitet werden, so dass auch die Öffentlichkeit mitgenommen wird.

Wie und ab wann wird die Stadt Leer die Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmen bei diesen Themen mitnehmen?

Im Rahmen der Grundlagenermittlung (zum Beispiel siehe oben) sowie auch im jeweiligen Planungsprozess zum Beispiel in einem Bauleitplanverfahren.

Welche Überlegungen gibt es, welche Partner (eigene Stadtwerke/EWE) einbezogen werden sollen bzw. konkrete Aufträge bekommen ?
Da es ein relativ neues Instrument ist, gibt es umfangreiche Überlegungen in alle Richtungen. Konkrete Aufträge bedürfen allerdings politischer Beschlüsse. Also vorbehaltlich der entsprechende Beschlüsse bei Auftragsvergaben sollen ggf. auch Aufträge an Externe vergeben werden.

Mit welchen zusätzlichen Kosten für die Erstellung und Fortschreibung der genannten Anforderungen des Gesetzes kalkuliert die Stadt? Ist vorgesehen, dafür neues Personal einzustellen oder mit Bordmitteln zu arbeiten?

Die Kosten können derzeit nicht beziffert werden. Über die Klimamanager-Stelle wird diese Aufgabe innerhalb der Verwaltung künftig gebündelt und koordiniert werden. Der Arbeitsaufwand (personell und finanziell) ist derzeit nicht abschätzbar, sollte zunächst mit Bordmitteln und vorhandenem Fachwissen der Verwaltung erfolgen  und wird ggf. bei Bedarf auch weiteres Personal oder Aufträge an Dritte nach sich ziehen.

Abschließende Frage: Wie weit sind die Planungen für die klimaneutrale Ausgestaltung aller Bereiche der Stadt (Immobilien, Straßenbeleuchtung etc.) zwischenzeitlich vorangeschritten?

Beispiel KWL: Dort wird im Rahmen der Instandhaltung und Modernisierung geprüft, ob alternative Wärme- und Energielösungen möglich sind. So wurden zum Beispiel bei der Modernisierung Hermann-Lange-Ring/Wendekamp neben Wärmedämmungen und einem Fenstertausch auch Photovoltaik-Anlagen installiert. Bei den zukünftigen Neubauvorhaben Eichenweg, Logaer Weg und Okko-ten-Broek-Straße werden entsprechende Vorgaben des Klimaschutzes und des Gesetzes zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden berücksichtigt. Das bedeutet unter anderem, dass auf fossile Brennstoffe verzichtet wird und stattdessen alternative Wärmelösungen zum Einsatz kommen werden. Ähnlich ist es bei den Gebäuden der Stadt. Was Sanierungen betrifft, handelt es sich schon seit vielen Jahren um einen laufenden Prozess mit dem Ziel, Energie einzusparen und die Energieeffizienz zu erhöhen. Entsprechend der vorhandenen Mittel wird dieser Prozess, dem energetische Sanierungskonzepte zugrunde liegen, vorangetrieben. So werden gezielt Einzelmaßnahmen in den Altbauten umgesetzt – zum Beispiel, was die Dächer, die Heizungsanlagen und die Fenster betrifft. Dabei werden die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die Anforderungen mit der Zielsetzung der klimaneutralen Bewirtschaftung der kommunalen Gebäude berücksichtigt.  Alle Neubauten werden bereits nach den geltenden Vorgaben konzipiert. Ein Beispiel ist die neue Kindertagesstätte am Niedersachsenring. Dort kommen keine fossilen Brennstoffe zum Einsatz. Stattdessen ist dort eine Luftwärmepumpe in Kombination mit Photovoltaik installiert worden. Es geht allerdings nicht nur um Energieeffizienz, sondern auch um nachhaltiges Bauen und um den Einsatz nachhaltiger Baustoffe. Am Niedersachsenring ist das Gebäude in einer Holzrahmenbauweise entstanden. In diesem Zusammenhang: Alle diese Vorgaben werden natürlich auch bei unserer Schulbauoffensive – sei es in Sachen Neubau oder in Sachen Sanierung – eine wichtige Rolle spielen.

Ein weiteres Thema ist die Stadtentwässerung. Nur kurz: Hier werden wir in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken neue Wege gehen. Ein Beispiel: Es wird mehr darum gehen, Regenwasser nicht mehr in die Kanäle abzugeben, sondern ortsnah auf dem Gelände der Gebäude zu speichern oder versickern zu lassen. Entsprechende Planungen gibt es zum Teil für unsere Schulen. Hierbei handelt es sich um proaktive Vorhaben mit Blick auf Extremwetterereignisse.

Abschließend zur Straßenbeleuchtung in Leer: Auch da gibt es seit Langem einen laufenden Prozess, in dem alte Beleuchtungen durch eine energiesparende LED-Beleuchtung ersetzt werden. Wenn neue Straßen entstehen, wird ausschließlich auf LED-Technik gesetzt. Zudem werden kaputte Lampen im Bestand natürlich nach und nach durch LED ersetzt.

Lesen Sie dazu auch die aktuelle Kolumne „Zu späte kommunale Werbeplanung lässt Hauseigentümer im Regen stehen“.

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„Digital Hub Ostfriesland läuft wie geschnittenes Brot“

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„Auf einen Tee mit …“ – Andrea Sope, Leiterin des Digital Hub Ostriesland und Wirtschaftsförderin beim Kreis Leer

LEER Ihre Aufgabenpalette als Leiterin des Amts für Digitalisierung und Wirtschaft beim Kreis Leer ist umfangreich: Andrea Sope und ihr Team beraten Unternehmen, Kommunen oder Vereine, kümmern sich um die Digitalisierung und den Breitbandausbau, beschäftigen sich mit der Gewinnung von Fachkräften und dem Klimaschutz, Tourismus und grenzüberschreitender Zusammenarbeit sowie vielen weiteren Aufgabenstellungen von ländlichen Räumen. Viele dieser Themen passieren hinter den Kulissen – ein anderes ist seit September öffentlichkeitswirksamer: der Digital Hub Ostfriesland (DHO). In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht die 51-Jährige unter anderem über die die ersten Monate des DHO, die zentrale Zukunftsfrage für die Region, den Breitbandausbau und die Fähre Ditzum-Petkum.

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