Es ist Januar 1990. Die Mauer ist vor wenigen Wochen gefallen, weil die Menschen dort auf die Straße gegangen sind. Deutschland ist in einer ganz besonderen Stimmung. Es liegt einiges in der Luft – und im Mai stehen in Niedersachsen Landtagswahlen an. Also erlebe ich, wie die Politiker versuchen, aus den Entwicklungen in der DDR Kapital zu schlagen. In dieser Phase besuche ich zwei Parteiveranstaltungen – eine der SPD und eine der FDP. Was beide gemeinsam haben? Die Redner stellen sich hin und betonen die Bedeutung der Ostpolitik ihrer Parteien, die – so bringen sie zum Ausdruck – „einen wichtigen Anteil am Zusammenbruch der DDR gehabt haben“. Ich kriege mich kaum mehr ein – anscheinend versucht im Moment wirklich jeder davon profitieren zu wollen, dass die Menschen in der DDR ihre Regierung gestürzt haben.
