„4-Tage-Woche? Die Arbeitszeit muss gleich bleiben, damit es funktioniert“

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„Auf einen Tee mit…“: Heute mit Thomas Gelder, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leer Papenburg

BUNDE Er ist ein „Metaller“ durch und durch: Thomas Gelder. 27 Jahre hat der gelernte Stahlschlosser auf der Meyer Werft gearbeitet und davon bis 2015 als Chef des Betriebsrates die Rechte der Mitarbeitenden vertreten, bevor er nun seit vielen Jahren bei der IG Metall Leer Papenburg arbeitet. Der Erste Bevollmächtigte der Gewerkschaft spricht in der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ unter anderem über die Vier-Tage-Woche, Leiharbeit, Altersarmut und Aktienrente sowie über die Zukunft der Meyer Werft, Vorbilder und eine anstehende Hochzeit.

Für die IG Metall zu arbeiten, ist für mich …

… jeden Tag die Herausforderung, mich gut für die Interessen der arbeitenden Menschen einzusetzen, und der schönste Job auf der Welt, den ich mir für mich vorstellen kann. Ich mag es, täglich mit den unterschiedlichsten Meschen Kontakt zu haben und manchmal hart in der Sache zu diskutieren, um dann Lösungen zu finden.

Wenn ich an die hohe Inflation denke, dann…

… macht mir das Sorgen, weil ich nicht erwarte, dass sich das schnell ändern wird. Das bleibt eine Herausforderung. Als Gewerkschafter sehe ich, dass wir durch gerechte Tarif- und Lohnabschlüsse dafür sorgen müssen, dass sich die Arbeits- und Lebensbedingungen verbessern.

Die Vier-Tage-Woche… 

… ist ein sehr spannendes Modell. Bei den Diskussionen muss man nicht außer Acht lassen, dass der Sonntag und Samstag dann nicht dadurch zur Regelarbeitszeit. Die Arbeitszeit insgesamt muss an vier Tagen so wie an fünf Tagen bleiben, damit es funktioniert.

Die Zukunft der Meyer Werft als einer der größten Arbeitgeber der „Metaller“ ist aus meiner Sicht…

Ich hoffe, dass die anstehenden Herausforderungen gemeistert werden und die Werft dauerhaft ein sicherer großer Arbeitgeber in der Region bleibt.

Leiharbeit ist für mich…

… ein Instrument, dass nicht mehr zeitgemäß ist. Die Klagen der Arbeitgeber, keine Fachkräfte zu bekommen, und der gleichzeitige Anstieg der Leiharbeitsverhältnisse passen nicht zusammen. Es dient zu oft dem Ziel, die Arbeit preiswerter zu machen und das Betriebsrisiko zu minimieren. Wenn Leiharbeit zudem noch besser bezahlt wird als eine Festanstellung, beispielsweise in der Pflege, dann kann das nicht der richtige Weg sein.

Bürgergeld und niedrige Gehaltsklassen – dazu fällt mir ein…

Das Bürgergeld so zu schaffen, ist politisch der erste richtige Schritt. DiePolitik hat es versäumt, den Niedriglohnsektor einzudämmen. Das hat Auswirkungen: Es werden aus Steuergeldern Aufstockungsbeträge an Unternehmen gezahlt, die damit ihre Arbeitskräfte subventioniert bekommen. Für einen Industriestaat wird in diesem Bereich viel zu wenig politisch getan.

Die Arbeitsagentur könnte besser werden, wenn sie…

… sich viel mehr dem Thema Qualifizierung und Bildung widmen würde.

 Wenn ich an Armut im Alter denke und dann das Stichwort Aktienrente höre, dann…

… hoffe ich, dass der politische Wille die Aktienrente fallen lässt und wir uns die Systeme in den Niederlanden und Österreich zum Vorbild nehmen.

Mein (politisches) Vorbild sind…

… Willy Brandt und aus der Region Hako Haken, der in Weener Bürgermeister und auf der Werft in Papenburg Betriebsrat war.

Ich wäre nie Mitglied einer anderen Partei als der SPD geworden, weil …

… ich aus einem sozialdemokratischen Haushalt aus Tradition komme und die am ehesten zu mir passt.

Wenn ich mir einen Traumjob in der Politik aussuchen könnte, dann würde ich…

… mich als Arbeits- oder Sozialminister dafür einsetzen, dass die Sozialpartnerschaft und die Mitbestimmung wieder so umgesetzt werden, wie sie im Grundgesetz und Betriebsverfassungsgesetz verankert sind.

Die Sozialwahl 2023 ist…

… ein Akt der Demokratie. Viele Menschen unterschätzen die Bedeutung. Ich kann nur bitte: Teilnehmen und die Stimme abgeben.

Mein größter bisheriger Erfolg ist…

Das sollen andere beurteilen.

Meine größte Fehlleistung bisher ist….

… meine Ungeduld.

 Plattdeutsch ist für mich…

… ein Stück Heimat und Bodenständigkeit.

Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…

… mit auf meinem Fahrrad – sehr gerne von Bunde aus in die benachbarte Niederlande.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

… Ungerechtigkeit.

Ich kann mich so richtig freuen über…

…  meine Familie und die bevorstehende Hochzeit meiner Tochter.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir…

… Gesundheit für mich und meine Familie, dass die Energiewende gelingt und der Klimawandel rechtzeitig gestoppt werden kann und besonders wieder Frieden herrscht.

Gewerkschafter durch und durch: Thomas Gelder, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leer Papenburg.

Foto: privat

Holger Hartwig„4-Tage-Woche? Die Arbeitszeit muss gleich bleiben, damit es funktioniert“

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