Der Briefeschreiber

Der Briefeschreiber

Es ist das Jahr 2008. In wenigen Wochen soll beim Kreissporttag des Kreissportbundes Leer (KSB) der Vorstand in seinem Amt bestätigt werden. Dann flattert mit – wie fast immer – anonym ein Schriftverkehr ins Haus. Da soll doch der Vorsitzende des KSB, Bernd Lüning (Hesel) in den vergangenen Jahren Vorstandskollegen und Politiker, die ihm nicht wohlgesonnen waren, bei den jeweiligen Arbeitgebern – bitte den Ausdruck entschuldigen – „angeschissen“ haben. Und Herr Lüning soll – so zeigen die weiteren Recherchen – ein Wiederholungstäter sein…

Holger HartwigDer Briefeschreiber
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Was interessiert es den Mond…

Was interessiert es den Mond…

Mobbing ist ein Thema, das die meisten in ihrem Leben – in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Freizeit – schon mal erlebt haben. Die „fiesen“  Sprüche, die ungerechten Behandlungen, das Ausgrenzen oder alle anderen Formen hinterlassen meist tiefe Spuren. Lange Zeit kann der betroffene Mensch das wegstecken, doch irgendwann…

Holger HartwigWas interessiert es den Mond…
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Antwort Stadtwerke Leer, Vorstand Claus-Peter Horst, zum Hafen Leer

Antwort Stadtwerke Leer, Vorstand Claus-Peter Horst, zum Hafen Leer

Hafen aktuell:

Wie hat sich der Hafenumschlag in den vergangenen fünf Jahren entwickelt?

Gesamt Schifffahrt (Binnen und Seegüter)Bahnumschlag
2016 298.000 Tonnen129.000 Tonnen
2017372.000 Tonnen119.000 Tonnen
2018359.000 Tonnen90.000 Tonnen
2019332.000 Tonnen68.000 Tonnen
2020298.000 Tonnen91.000 Tonnen

Was wird im Hafen vor allem umgeschlagen durch welche Firmen?

Am häufigsten geht es um Dünge- und Futtermittel, Schüttgüter, Getreide, Eisen und Schrott.

Hier ein Auszug der Firmen, die über den Leeraner Hafen Umschlag betreiben (es gibt zahlreiche weitere Unternehmen im Hafen, die nicht den Wasserweg für ihre Logistik nutzen (z.B. Frisia Möbelteile oder Hammerlit):

  • Nehlsen E. Heeren GmbH,
  • Karl Huneke Straßen- und Tiefbau GmbH,
  • Rhenus Logistics,
  • WECO GmbH & Co. KG,
  • Ferus Smit,
  • SEC GmbH & Co. Shipservices KG,
  • Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG und
  • Ems Offshore Service GmbH & Co. KG

Zahlreiche Betriebe haben ihren Standort am Leeraner Hafen. Ihre gemeinsame Stimme ist die Hafenwirtschaftsvereinigung Leer (hafenwirtschaftsvereinigung-leer.de). Informationen über die Hafenwirtschaft oder den Hafen selbst findet man auch auf den Sozialen Kanälen der Stadtwerke Leer.

Wie viele Schleusungen hat es in 2020 gegeben für a. Seeschiffe, b. Binnenschiffe und c. „Freizeitschiffe“? Wie ist die Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren?

In 2020 wurden insgesamt 1.366 Schleusungen durchgeführt.  Im Vergleich zum Jahr 2019 sind es 201 Schleusungen weniger. Dieses ist im Vergleich zu den letzten fünf Jahren kein Trend, sondern durch die Coronakrise zu erklären.  Sportboote wurden im Jahr 2020 insgesamt 1.241 geschleust , gegenüber dem Jahr 2019 sind dieses -30 % weniger. Auch hier sind die Auswirkungen von Corona auf den touristisch geprägten Bootsverkehr nach Leer zu spüren.

Funktioniert das Fluidsystem zur Entschlickung des Hafens reibungslos?

Durch jede Schleusung gelangt Schlick von der Ems, bzw. der Leda in den Leeraner Hafen. Damit sich dieser nicht am Hafenboden absetzt und damit zur Reduzierung der schiffbaren Wassertiefe führt, wird der Schlick über unser Arbeitsschiff mit Hilfe eines Jetbalkens mit Wasserdruck angespritzt. So bleibt er mobil und wandert über ein natürliches Gefälle an den tiefsten Punkt im Hafen (direkt vor der Schleuse). Von dort wird der Schlick zurück in die Leda gepumpt. Dieses System funktioniert sehr gut. Wir schaffen es so, den täglich mit den Schleusungen in den Hafen hineintreibenden Schlick wieder zurück in die Ems zu führen. Im Jahr 2019 waren dieses 38.790 Tonnen (Feststoffe).

Durch die derzeit am Sperrwerk geplante Tidesteuerung erhoffen wir uns zukünftig eine geringere Schlickfracht in der Ems. Dieses wird zu einer Reduzierung der Unterhaltungs- und Baggerarbeiten im Hafen Leer führen.

Wie hoch sind die jährlichen Kosten für die Entschlickung des Hafens und wie haben sich diese entwickelt?

 Hier muss man zwischen der täglichen Arbeit (Arbeitsschiff Krabbe und dem Betrieb der Fluid Anlage) und den tatsächlichen Baggerarbeiten unterscheiden. Die durchschnittlichen jährlichen Kosten (seit 2005) für das Arbeitsschiff Krabbe betragen ca. 108.000,- Euro und für das Bypass- und Fluidsystem ca. 120.000 Euro/ Jahr. Diese Kosten werden von den Stadtwerken Leer getragen. Grundsätzlich wäre die Stadt gemäß §§ 98, 107 Abs. 1 Satz 2 Niedersächsisches Wassergesetz (NWG) zur Unterhaltung des Hafengewässers verpflichtet. Die Stadt hat aber diese Aufgabe an die Stadtwerke übertragen. Ergänzende Baggerungen durch externe Unternehmen wurden in den Jahren 2011, 2012, 2016 und 2018 durchgeführt. Wenn man die Kosten der Maßnahmen auf die Jahre umlegt, erhält man einen Wert von 66.281,- Euro/ Jahr. Die Durchführung von Nassbaggerarbeiten zur Erhaltung der Wassertiefe von 6 m ist nicht auf die Stadtwerke übertragen und obliegt weiterhin der Stadt. Auch die o.g. Kosten werden von ihr getragen.

Wie hat sich die Hafenbahn entwickelt (Einnahmen/Ausgaben)?

In den letzten Jahren habe die Stadtwerke Leer das sechs Kilometer lange Gleisnetz grundlegend saniert. Dieses war dringend notwendig, da der Bestand sehr marode war und eine Stilllegung durch die Landeseisenbahnaufsicht drohte. Für die Sanierung konnten Fördermittel eingeworben werden, die 90% der Kosten deckten. Die Erlöse der Hafenbahn betragen im Durchschnitt pro Jahr (seit 2008) 160.000,- Euro. Dem stehen Gesamtkosten von durchschnittlich 260.000,- Euro (incl. Abschreibungskosten) entgegen.

Wie hoch sind die jährlichen Gesamtkosten für den Betrieb des Hafens, der Schleuse und aller anderen Einrichtungen? Welche Einnahmen stehen diesen Kosten gegenüber?

Die Erlöse der Stadtwerke belaufen sich auf ca. 450.000  Euro/ Jahr (Mittel seit 2008). Diesen stehen Aufwendungen in Höhe von 1.100.000 Euro entgegen (Mittel seit 2008).

Wer trägt das Defizit der Bewirtschaftungskosten?

Der Hafen Leer hatte in den letzten zwei Jahren ein jährliches Defizit von insgesamt ca. 500.000,- Euro. Dieses Defizit wurde/ bzw. wird von der Stadt Leer über einen festen jährlichen Zuschuss über 500.000 Euro gedeckt. Dieses Vorgehen wurde vertraglich mit der Stadt Leer bei Gründung der Stadtwerke Leer AöR im Jahr 2008 fest vereinbart. Erhöhte Defizite der Vorjahre ergeben sich aus erhöhten Abschreibungen.

Hafen-/Schleusensanierung bzw. Instandhaltung:

Wieviel Geld ist seit 2020 für Sanierungen, Neubauten und Instandhaltungen für den Hafen investiert worden? Woher kam dieses Geld?

In den Neubau wurde in 2020 kein Geld investiert. Die Instandhaltungskosten des Hafens belaufen sich jährlich auf ca. 348.000 Euro (Jahresdurchschnitt seit 2008)

Welche Maßnahmen sind in 2021 und in den Folgejahren bereits geplant und kalkuliert? Wie sollen diese finanziert werden (z.B. auch durch Zuschüsse)? Welche Maßnahmen werden bis 2030 erwartet und welche Kosten werden erwartet?

Im Jahr 2021 ist eine Grundreinigung des Hafens sowie die Sanierung der Seeschleuse geplant. Die Stadt Leer wird als Eigentümer der Seeschleuse diese Maßnahme durchführen (die Stadtwerke Leer sind lediglich Betreiber der Schleuse). Auch die geplante größere Grundräumung des Hafens wird von ihr getragen (siehe auch Antwort zu Frage e). Die Stadt erhält dafür eine Förderung aus dem Programm Infrastrukturmaßnahmen und Ausbaggerungen in Seehäfen in Höhe von 60 Prozent.

Die Frage nach notwendigen Investitionen im Hafen in den nächsten Jahren ist nur sehr schwer umfangreich zu beantworten. Selbstverständlich gibt es in einigen Bereichen (gerade bei Spundwänden) einen Investitionsstau in der Unterhaltung. Die Entscheidung, ob eine Reparatur oder ein Neubau erfolgen soll/ muss bleibt abhängig von der zukünftigen Nutzung der Uferflächen (z.B. wird darüber auch die Bauklasse der Spundwand bestimmt).

Beschlüsse liegen verständlicherweise dafür noch nicht vor.

Wirtschaftliche Bedeutung des Hafens

Wie viele Arbeitsplätze gibt es – geschätzt – aktuell im Leeraner Hafen? Wie hat sich die Arbeitnehmerzahl nach Kenntnis der Stadtwerke entwickelt?

Wie hoch ist nach Schätzung der Stadtwerke die Wertschöpfung bzw. vergleichbares. durch den Leeraner Hafen?

Diese Fragen sind schwierig zu beantworten, da es keine Erfassungen (Statistiken) zu den Arbeitsplätzen im oder am Hafen gibt. Nicht belegte Schätzungen gehen davon aus, dass es mehrere tausend Arbeitsplätze sind. Dabei sind dann die direkten und indirekten Arbeitsplätze (auch von Zulieferbetrieben usw.) enthalten.

Der Hafen ist das größte Gewerbegebiet der Stadt Leer und ein wichtiger Bestandteil in der Gewerbestruktur der Stadt. Als Wertschöpfung wird allgemein die in den einzelnen Betrieben erbrachte wirtschaftliche Leistung verstanden, bzw. was diese als Beitrag zum Volkseinkommen darstellt. Die Wertschöpfung der Betriebe im Hafen ist nicht konkret zu definieren, da z.B. Steuerzahlungen dafür aus Datenschutzgründen nicht ausgewertet werden dürfen. Als Beispiel sei hier aber die Werft genannt, die derzeit zwei Schiffe pro Jahr fertigt. Es kann hier z.B. von einer sehr hohen Wertschöpfung ausgegangen werden.

Hafenentwicklung:

2008 ist ein Hafenentwicklungsplan vor allem für den alten Handelshafen aufgestellt worden.

Wie sehen Überlegungen zur weiteren Entwicklung des Leeraner Hafens aus?

Sie führen hier den Rahmenplan zum Sanierungsgebiet Nesse Ost Dock an. Dieser Plan, der vom Rat der Stadt Leer als Richtlinie der Entwicklung der Halbinsel Nesse beschlossen wurde, verfolgte das grundsätzliche städtebauliche Ziel, neue Entwicklungen wie Wohnen, Betriebe aus dem Dienstleistungssektor auf der Nesse anzusiedeln und touristische Projekte auf der Hafenfläche zu ermöglichen. Eine Schwierigkeit, die bei der Planung der „neuen Entwicklung“ zu berücksichtigen und zu klären war, war der Umgang mit den Lärm-, Staub- oder Geruchsbelastungen der im Hafen z.T. schon seit Jahrzehnten existierenden gewerblichen Nutzungen.  Die Nesse wurde dafür von Nord nach Süd in zwei Bereiche aufgeteilt (siehe anliegenden Plan). Der östliche Teil (nicht farbig dargestellte Bereich) soll weiterhin für hafenabhängige Gewerbe- und Logistiknutzungen zur Verfügung stehen. Eine städtebauliche Neuordnung oder gar die Aufgabe der klassischen Hafennutzung war und ist in diesem Bereich nicht geplant/ gewollt. Dennoch gab es leider in den vergangenen Jahren immer wieder Bestrebungen, dieses Entwicklungsziel zu verändern. Allerdings ohne Erfolg. Die inzwischen zum Großteil vollzogenen Entwicklungen im westlichen Teil der Nesse kann jeder von uns vor Ort besichtigen.

Gibt es einen Hafenentwicklungsplan für den Industriehafen (industriell genutzten Hafen)?

Wann ist dieser beschlossen worden? Welche Maßnahmen umfasst dieser Entwicklungsplan? Welche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt?

Wann hat es von Seiten der Stadtwerke einen letztmaligen Vorstoß in Richtung Stadtverwaltung gegeben, über ein Entwicklungskonzept zu beraten bzw. auch in den städtischen Gremien zu sprechen?

2012 wurde eine Potenzialanalyse für den Leeraner Hafen erstellt. Diese wurde dann 2016 fortgeschrieben. Es erfolgt natürlich eine regelmäße Beratung von Hafenthemen im Verwaltungsrat der Stadtwerke Leer. Auch die Einbindung der Hafenwirtschaft war bei der Erarbeitung der Gutachten gegeben. Die Ergebnisse sind vielschichtig. Als wichtigstes Ergebnis kann herausgestellt werden, dass die relevanten Hafenunternehmen langfristig am Standort Leer bleiben werden. Die Anforderung ist allerdings eine ausreichende Wassertiefe und man erwartet ein klares Bekenntnis der Stadt, „in welchem Umfang die Erreichbarkeit des Hafens mittel- bis langfristig sichergestellt werden wird“.

Hafengrundstücke:

Über welche Grundstücke im Hafen können Stadt bzw. Stadtwerke aktuell verfügen? Wo könnten Unternehmen angesiedelt werden? Gibt es derzeit Interessenten für Grundstücke am Hafen? Hat es Interessenten gegeben, denen abgesagt werden musste?

Welche ungenutzten Grundstücke sind in privater Hand? Gibt es Gespräche über Nutzungen?

Das sogenannte Landlord-Prinzip ist das häufigste Hafenmodell in Nordwesteuropa. Er ist geprägt davon, dass der öffentlich-rechtliche Betreiber des Hafens auch Eigentümer der gesamten Hafenflächen, also auch der Landflächen ist und diese an private Unternehmen verpachtet. So ist der wirtschaftliche Betrieb eines Hafens zum größten Teil gesichert. In Leer ist dieses leider nicht so. Die an die Wasserfläche angrenzenden und von Betrieben genutzten Flächen sind zum größten Teil im Eigentum von den Betrieben selbst. Diese historisch geprägte Entwicklung in Leer ist eine Erklärung, warum der Hafenbetrieb in Leer mit anderen Häfen nicht vollständig verglichen werden kann.

Auch bei der Ansiedlung von neuen Betrieben im Hafen ist der Hafenbetreiber auf die Verkaufs- oder Verpachtungsbereitschaft der Landeigentümer angewiesen.

Es gibt nach aktuellem Kenntnisstand Absichten der rhenus, die eigenen Flächen an die Stadtwerke zu verkaufen und diese dann im Gegenzug zu pachten? Könne Sie diese Überlegungen bestätigen und was steckt hinter diesen Überlegungen (beispielsweise ein Geschäftsmodell wie im Hamburger Hafen)? Laufen von Seiten der Stadtwerke weitere Gespräche über Grundstückkäufe?

Über laufende Grundstückgeschäfte werden wir keine Auskünfte geben.

Wie bewerten die Stadtwerke die Entwicklungschancen für den Hafen insgesamt?

Derzeit bewerten wir diese sehr positiv.  Wie bekannt ist, hat sich die Fa Huneke im letzten Jahr als neuer Betrieb am Hafen einen Standort eingerichtet. Auch die Firma Nehlsen hat sich ganz bewusst für den Hafenstandort Leer entschieden. Mir sind weitere derzeitige Investitionsabsichten der Betriebe im Hafen Leer bekannt. Zudem führe ich derzeit Gespräche mit Betrieben, die sich neu im Hafen Leer ansiedeln wollen. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich hier keine weiteren Details über diese Absichten und die Gesprächsinhalte nennen kann. Natürlich gibt es somit Wachstumsmöglichkeiten und -absichten die dann auch weitere Investitionen, entweder der Stadt Leer oder durch den Hafenbetreiber, wie zum Beispiel in neue Spundwände, nach sich ziehen.

Die anstehende Sanierung der Schleuse ist wichtig, damit es hier zu keinen Ausfällen kommt und die Schifffahrt jederzeit frei in den Hafen Leer ein- und ausfahren kann. Auch die erneute Grundräumung des Hafens ist ein gutes Signal an die im Hafen wirtschaftenden Betriebe. Dadurch wird die eingeforderte Wassertiefe der Fahrrinne von 6 Meter erreicht und die Betriebe können mit größeren Schiffseinheiten wirtschaftlicher den Hafen Leer anfahren. Es zeichnen sich aus zahlreichen Gesprächen mit der Wirtschaft auch eine hohe Bereitschaft zu Investition in den Hafen Leer ab (Modernisierung und Ausbau der Anlagen, neue Geschäftszweige) und selbst die weitere Ansiedlung von neuen Betrieben im Hafen Leer ist wahrscheinlich. Damit werden die zahlreichen Arbeitsplätze am Hafen Leer weiterhin erhalten ggf. sogar noch ausgebaut.

Der Hafen spielt auch bei der Entwicklung neuer Technologien eine Rolle. In Kürze wird ein sogenannter Flettner- Rotor auf ein Seeschiff gebaut und dient dort als zusätzlicher umweltfreundlicher Schiffsantrieb. Leer wird zudem immer mehr von Flusskreuzfahrtschiffen angelaufen. Das bedeutet, dass auch in dem Segment des Personenverkehrs oder des Tourismus der Hafen Leer an Bedeutung gewinnen wird.

Wird aus Sicht der Stadtwerke der Hafen auch langfristig ein städtisches Zuschussgeschäft bleiben? Was spricht dann dafür, den jetzigen Hafencharakter zu erhalten?

Ein Seehafen bleibt immer ein Zuschussgeschäft. In Niedersachsen gibt es nur drei kommunal geführte Seehäfen. Dieses sind Oldenburg, Papenburg und Leer. Die übrigen Seehäfen sind im Eigentum des Landes Niedersachsen (NPorts). Die Finanzierung eines kommunalen Hafens verlangt von einer Stadt immer eine erhebliche sowohl finanzielle als auch personelle Kraftaufwendung. Sinnvoll ist es daher, alle Akteure zu bündeln und gemeinschaftlich die notwendigen Aufgaben zu stemmen.  Auf Schiffsverkehr in Leer gänzlich zu verzichten, würde auch erhebliche negative ökologische Folgen mit sich bringen, da man alternativ die Güter mit zigtausenden von LKW-Fahrten zu den Betrieben bringen müsste.  Für die Betriebe am Hafen muss es eine Verlässlichkeit bei der Bereitstellung von Verkehrsinfrastruktur, wie z.B. beim Tiefgang oder der Ertüchtigung der Südringbrücke geben. Die Betriebe benötigen ein klares, dauerhaftes Bekenntnis der politischen Entscheidungsträger für den Hafen Leer. Städtebauliche Entwicklungsabsichten, wie z.B. ein Wohngebiet östlich vom Hafen, das zwangsläufig ein weiteres Zurückdrängen der Hafenwirtschaft mit sich bringen würde, darf es nicht mehr geben.

Gibt es eine Kooperation mit dem Emsport des Gewerbe- und Industriegebietes Leer-Nord? Kann dieser Emsport auf lange Sicht aus Sicht der Stadtwerke eine Alternative zur industriellen Nutzung des Leeraner Hafens werden?

Der Außenhafen am Industriegebiet Leer Nord ist eine sinnvolle Ergänzung zum Hafen Leer. Eine Verlagerung von ganzen Betrieben aus einem tideunabhängigen Hafen an einen Anleger direkt an der Ems macht keinen Sinn.

Was spricht dafür, den Hafen als Industriehafen zu erhalten? Könnten nicht auch die übrigen Häfen an der Ems die Funktion übernehmen und die Nesse / der Hafen weiter als Lebensraums der Stadt entwickelt werden? Hat es dazu bereits Überlegungen gegeben, die mit den Stadtwerken diskutiert wurden?

Ein wirtschaftlicher Betrieb einer Schleuse für einen rein touristischen Hafen ohne die Betriebe im Hafen Leer ist nicht machbar. Mit dem Schleusen von Sportbooten kann man keine Schleuse betreiben. Den Hafen zu einem Binnengewässer zu verändern, ist ebenfalls nicht zielführend. So bleibt ein verträgliches Miteinander von einer touristischen Nutzung/Freizeitnutzung sowie einem gewerblich geprägten Hafen Leer. Wir sollten darüber froh und stolz sein, was sich im maritimen Bereich in Leer insgesamt über die Jahrzehnte entwickelt hat.

Leer, im März 2021

gez. Claus-Peter Horst
Vorstand
Stadtwerke Leer


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    Hören Sie sich rein – viel Spaß.

    Informationen über die Sparkasse:
    www.sparkasse-leerwittmund.de

    Foto: Sparkasse LeerWittmund

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    Die drei Optionen

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    Von Holger Hartwig*

    Kennen Sie Menschen, die immer nur Probleme sehen, die ihr Leben „verwalten“ und sich immer dreimal absichern, bevor sie etwas machen oder entscheiden? Das sind die problemorientierten, absichernden Lebensverwalter.

    Oder kennen Sie vor allem Menschen, die in Lösungen denken, das Leben gestalten und Entscheidungen treffen? Das sind die lösungsorientierten, entscheidungsfreudigen Lebensgestalter.

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    Antworten Stadt Leer zu Gewerbeflächen

    Antworten Stadt Leer zu Gewerbeflächen

    Stellungnahme der Stadt Leer zur Anfrage zu Gewerbeflächen (Freitag, 5. März 2021)

    aktuelle Flächenangebote:

    1. Welche freien Grundstücksflächen hat die Stadt Leer wo zu welchen Konditionen für interessierte Firmen, die sich ansiedeln oder erweitern wollen, im Angebot?

    Die Stadt Leer hat derzeit nur eine 3.985 Quadratmeter große Gewerbefläche am Mühlenweg im Ortsteil Loga (Kaufpreis 25,- €/qm) zum sofortigen Verkauf. Diese Fläche wurde schon mehrfach am Markt angeboten, es stehen jedoch hohe naturschutzrechtliche Auflagen an dem Grundstück, so dass ein Verkauf bisher noch nicht möglich war.

    Darüber hinaus verfügt die Stadt Leer über ca. 10 ha Gewerbeflächen im B-Plan 205 – Benzstraße. Für dieses gesamte Gebiet hat die Politik mit Mehrheit am 29.11.2016 und 14.12.2016 abgelehnt, das Gebiet mit Fördergelder zu entwickeln, obwohl die Stadt Leer abzüglich der Förderung und der Einzahlungen aus den Grundstücksverkäufen nur 1,2 Mio. Eigenanteil gehabt hätte. Da die Bodenbeschaffenheit jedoch ein hohes Kostenrisiko bedeutete, wurde der Vorschlag der Verwaltung mehrheitlich abgelehnt. Die Weiterentwicklung solle ruhen und eine Vermarktung für die Stadt Leer kostenneutral und damit kostendeckend erfolgen. Hier wird regelmäßig geprüft, ob eine Erschließung unter Inanspruchnahme von Fördermitteln möglich ist. Das ist nach wie vor der Fall.

    Bisher konnte jedoch kein kostenneutrales Modell entwickelt werden. Das bedeutet in der Konsequenz, dass die gesamten Erschließungskosten auf die Grundstückspreise umgelegt werden müssten und dann Grundstückspreise in Höhe von ca. 200 €/qm entstehen. Da diese Preise am Markt nicht erzielt werden können, müssen wir derzeit alle Kaufanfragen ablehnen. Da mittlerweile aber immer mehr Anfragen eingehen, möchte die Verwaltung der Politik die Weiterentwicklung im Mai dieses Jahres nochmals vorlegen und hofft, das Gebiet mit GRW-Fördermitteln erschließen und die Grundstücke öffentlich zu vertretbaren Preisen am Markt anbieten zu können.

    Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir nicht in der Lage, das Grundstück zu vertretbaren Konditionen zu veräußern. Hinzukommt, dass das gesamte Gebiet problematische Bodenverhältnisse aufweist, die die Erschließung so teuer machen, dieses bei der Vermarktung aber nicht kostenreduzierend berücksichtigt werden kann, da alle vergabe- und europarechtlichen Vorschriften zu beachten sind, die z.B. eine Direktvergabe an Unternehmen oder Reduzierungen des Kaufpreises für den Bodenaustausch nicht möglich machen.

    Die Stadt Leer versucht seither das Gebiet anzubieten, jedoch ohne Erfolg. Das einzige Unternehmen, welches diesen kostendeckenden Preis zahlen würde, ist planungsrechtlich nicht zulässig. Dieses bestätigte der Landkreis Leer in einem entsprechenden Schreiben.

    Folglich kann die Stadt Leer derzeit die Interessenten nur an die Flächen im Gewerbegebiet Leer-Nord oder EGR Rheiderland verweisen, an denen die Stadt Leer im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit beteiligt ist. Die Erfahrungen zeigen aber, dass der Großteil der Interessenten den Wirtschaftsstandort Leer begehren.

    2. Welche neuen Flächen, auf denen sich Unternehmen ansiedeln können, sind derzeit in der Realisierung bzw. Planung? Wie groß sind diese Flächen?

    Mangels geeigneter Flächen befinden sich derzeit keine neuen Gebiete konkret in Planung. Auch Gespräche mit Nachbarkommunen und dem Landkreis Leer verliefen bisher ergebnislos. Der Verwaltung ist es durchaus bewusst, wie wichtig für die Stadt Leer ein neues Gewerbegebiet für die Um- und Ansiedlung von Unternehmen und Handwerksbetrieben ist. In enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis sowie den kreisangehörigen Gemeinden wird seit einiger Zeit die Möglichkeit eines interkommunalen Gewerbegebietes diskutiert. Der Landkreis Leer hat diesbezüglich ein kreisweites Gewebeflächenentwicklungskonzept als Grundlage für weitere Planungen erstellt, welches in Kürze beschlossen werden soll und dann als Fördergrundlage dienen kann. Auch dieses wird Thema in der Vorlage im Mai 2021 sein.

    1. Welche Flächenplanungen sind in den vergangenen zehn Jahren gescheitert? Und wenn, was waren die Gründe (planerische Aspekte, politische Beschlüsse etc.)?

    Die Stadt Leer hat aber auch ein eigenes Gewerbeflächenentwicklungskonzept aus dem Jahr 2015, in dem innerhalb des Stadtgebietes folgende Bereiche in den vergangenen Jahren näher untersucht wurden:

    • Erweiterung des Gewerbegebietes Bpl. Nr. 157 (Windelkampsweg/Konrad-Zuse-Straße)
    • Ostermeedlande/Multi Süd
    • Östlicher Bereich OT Loga – Ritterstraße
    • Erweiterung des Gewerbegebietes Bpl. Nr 205 (Nüttermoor-Benzstraße)
    • potenzielle Entwicklungsflächen Am Bingumer Deich/BAB 31

    Eine mögliche Erweiterung des Gewerbegebietes Konrad-Zuse-Straße erwies sich aufgrund von Einschränkungen durch den Natur- und Landschaftsschutz sowie der Planungsvorgaben des regionalen Raumordnungsprogrammes als schwierig. Das bestehende Gebiet wurde seinerzeit durch die GPL, ein Tochterunternehmen der Sparkasse erschlossen und veräußert. Durch die GPL auf den Erweiterungsflächen vorgenommene Bodenuntersuchungen ergaben darüber hinaus, dass eine wirtschaftliche Vermarktung der Grundstücke nicht darstellbar sei.

    Die Flächen im Osterhammrich westlich des Multi-Marktes waren zur Zeit der Untersuchungen durch ein Bauleitplanverfahren für ein Wohngebiet blockiert, welches sich jedoch inzwischen zerschlagen hat. Eine Vermarktung als Gewerbefläche ist hier aber wegen der unmittelbar angrenzenden Wohngebiete und der problematischen Bodenverhältnisse sehr unwahrscheinlich und zudem wegen der hohen Erschließungskosten unwirtschaftlich.

    Bei den Flächen in Loga an der Ritterstraße ergaben die Prüfungen, dass es sich laut RROP vorwiegend um landschaftsschutzwürdige Bereiche handelt (Vorranggebiet für Grünlandbewirtschaftung- und Pflege und -entwicklung, Vogelbrutgebiet) und geschützte Biotope vorhanden sind. Die Realisierung einer dortigen Planentwicklung wurde vom Landkreis Leer als gering eingeschätzt.

    Bezüglich des Gebietes in Nüttermoor an der Benzstraße, welches sich lt. Entwicklungskonzept der Lage nach am besten für eine Entwicklung eignet, hat die Verwaltung intensive Planungen und Untersuchungen angestellt, um eine Erschließung in westlicher Richtung realisieren zu können. Bereits aus den vorangegangenen Verkäufen im Einfahrtsbereich des Gebietes (z.B. Fa. MIOS und POCO) waren die schwierigen Bodenverhältnisse und der damit verbundene aufwendige Bodenaustausch bekannt. Siehe dazu Punkt 1.

    Es werden aber nicht nur diese möglichen Gebiete für neue Entwicklungen in Augenschein genommen, sondern auch stets die bestehenden Gebiete. So prüft die Stadt Leer u.a. auch die Erweiterungs- und Entwicklungsmöglichkeiten in ihrem ersten Gewerbegebiet, dem Hafen Leer. Hier sind die Erweiterungs- und Entwicklungsmöglichkeiten jedoch aufgrund der stark fragmentierten Eigentumsstrukturen schwierig. Hinzukommt die Problematik der kostenintensiven Herstellung der erforderlichen Infrastruktur (Spundwände, etc.) und der für den Umschlag erforderlichen Solltiefe. Dennoch ist die Stadt Leer bemüht, auch hier die Entwicklung zu fördern und wird z.B. in diesem Jahr mit Fördergeldern aus der Richtlinie des Landes Niedersachsen „Förderung von Infrastrukturmaßnahmen und Ausbaggerung in Seehäfen“ die Seeschleuse modernisieren und Baggerungen zur Verbesserung der Solltiefe und Leistungsfähigkeit durchführen lassen.

    1. Gibt es aktuell Anfragen von Unternehmen? Aus welchen Branchen und welche Bedarfe (Grundstücksgröße, Verkehrsanbindung)?

    Es gehen sehr verschiedene Anfragen vorwiegend von Einzelunternehmen sowie klein- und mittelständischen Unternehmen aus verschiedensten Branchen (z.B. Kfz-Werkstätten, Fahrschule, Bauunternehmen, Malerbetriebe, Hallenbetreiber). Hierbei geht es um Flächenwünschen zwischen 500 qm und ca. 5.000 qm. Anfragen von großen Unternehmen sind eher selten – zuletzt die Anfrage einer großen Möbelkette mit einem Flächenwunsch von ca. 2,5 -3 ha oder die eines großen Gartencenters mit einem Flächenwunsch von ebenfalls ca. 2,5 ha. Beide Ansiedlungsvorhaben scheiterten jedoch nach intensiver Prüfung, da die Vorhaben nicht den Zielen der Raumordnung, sowohl auf regionaler Ebene (RROP) als auch auf Landesebene (LROP), entsprach und keine Genehmigung der übergeordneten Behörden in Aussicht gestellt werden konnte (siehe auch 1.) Aktuell liegen der Verwaltung mehrere Anfragen vor. Es handelt sich um Firmen, die ihren Betriebsstandort in Leer vergrößern und verlagern wollen, aber auch um interessante Neuansiedlungen und Betriebsrückkehrer. Aus diesem Grunde möchte die Stadt Leer der Politik im Mai Entwicklungsvorschläge aufzeigen und hofft auf eine baldige Erschließung, damit endlich wieder Gewerbeflächen zur Verfügung stehen.

    1. Ist das aktuelle Angebot aus Sicht der Bürgermeisterin und der Stadtverwaltung ausreichend? Wenn ja, warum? Wenn nein, was wir unternommen bzw. wurde unternommen, um ein ausreichendes Angebot zu schaffen?

    Aus Sicht der Stadt Leer ist das Angebot natürlich überhaupt nicht ausreichend und nicht befriedigend, jedoch sind der Stadt Leer für das Gewerbegebiet Benzstraße aufgrund des politischen Beschlusses die Hände gebunden und für eine Neuerschließung sind die Hürden sehr hoch und in den meisten Fällen nicht zu bezwingen. Das sind die o.g. planerischen Gründe, schwierige Bodenverhältnisse in bestimmten Regionen der Stadt und die dadurch entstehenden hohen Kosten, aber auch schwierige Grundstücksverhandlungen mit den Grundstückseigentümern und deren hohe Kaufpreisvorstellungen. Letztendlich soll ja ein Grundstück für den Gewerbetreibenden, vor allem für die kleineren Unternehmen, ja auch noch bezahlbar bleiben.

    Die Stadt Leer wird dieses Ziel jedoch nicht aus den Augen verlieren und weiterhin, auch zusammen mit dem Landkreis Leer und den Nachbargemeinden, nach neuen Möglichkeiten suchen, weitere Gebiete zu erschließen. Auch die Erweiterung des Gebietes an der Benzstraße in Nüttermoor haben wir nicht aus den Augen verloren, siehe auch Antwort auf Frage 1.  Die Stadtverwaltung Leer hofft daher im Mai auf einen positiven Beschluss der Politik, der die Bereitstellung entsprechender Haushaltsmittel für die Weiterentwicklung beinhaltet.

    1. Musste Unternehmen, die an Leer Interesse hatten, aufgrund fehlender Flächen Absagen erteilt werden seit 2010? Wenn ja, warum und um welche Branchen bzw. welche Investitions- und Arbeitsplatzpotenziale ging es?

    Siehe dazu die Antwort auf Frage 5.

    Gut situierte Unternehmen, die in Leer bereits Gewerbesteuer zahlen und Unternehmen mit interessanten Projekten müssen derzeit abgewiesen werden. Damit können auch die Gewerbesteuereinnahmen nicht erhöht werden. Die klassische Aufgabe der Wirtschaftsförderung, Gewerbegebiete zu entwickeln und zu vermarkten, ist somit kaum erfüllbar. Ablehnen mussten wir bisher aus den unter 4. genannten Bereichen alle Anfragen. Investitionsvolumen und Arbeitsplatzpotentiale sind nicht genau bezifferbar, bei zu vermarktenden Flächen von ca. 10 ha ergibt sich dieses Potenzial jedoch von selbst.

    angesiedelte Unternehmen:

    1. Wie viele Flächen (Anzahl und Größe) konnten seit 2010 an Unternehmen durch die Stadt veräußert werden?
    2. Welche Branchen konnten angesiedelt werden? Wieviel Arbeitsplätze wurden dadurch geschaffen?

    Seit 2010 konnten 18 Gewerbegrundstücke mit einer Gesamtfläche von ca. 7,0 ha in den Bereichen Benzstraße, Windelkampsweg, Am Emsdeich, An der Seeschleuse, Am Nüttermoorer Sieltief, Nessestraße und Sägemühlenstraße veräußert werden.

    Darunter befinden sich auch Verkäufe von Erweiterungsflächen an bestehenden Firmen zwecks Sicherung des Standortes. Die Branchen ziehen sich über die Bereiche Möbel, Kfz-Verkauf, Autoglas, Tischlerei, Dachdeckerei, Fahrradverkauf u. Reparatur, Elektrotechnik, Bauunternehmen, Großhandel für Maler- u. Bodenlegerbedarf bis hin zum elektronischen Anlagenbau.

    Beispielsweise handelt es sich bei den Ansiedlungen um das Möbelhaus POCO an der Benzstraße. Das Großhandelsunternehmen MIOS hatte sich bereits vorher dort angesiedelt. Im Gebiet Am Nüttermoorer Sieltief siedelte sich auf einer größeren Fläche u.a. die BIKE-Arena Oltmanns an. Auch aus diesem Gebiet suchen derzeit mehrere Firmen dringend Erweiterungsflächen.

    Auch sind die Verkäufe an der Nessestraße an die Fa. Wilts und die PETER MEYER Project Management • Adviser GmbH (PMA), die mit Ihrer Ansiedlung für eine hohe Aufwertung in dem Bereich gesorgt haben, hervorzuheben.

    Im Jahre 2009 veräußerte die Stadt Leer umfangreiche Grundstücksflächen am Windelkampsweg an die damalige Grundstücks- und Vermietungs-gesellschaft Leer mbH (GVL, Tochterunternehmen der Sparkasse LeerWittmund) zwecks Erschließung zu einem Gewerbegebiet. Hier entstand im Jahre 2010 das Gewerbegebiet Konrad-Zuse-Straße, in dem sich in den darauffolgenden Jahren mindestens neun Firmen angesiedelt haben bzw. dorthin umgesiedelt sind. Eine große Fläche nimmt hier z.B. die Fa. Hiltes zusammen mit dem angeschlossenen Miniaturwunderland ein, welches in den vergangenen Jahren einen überregionalen Bekanntheitsgrad entwickelt hat und für Leer eine touristische Attraktion darstellt. Weiterhin füllen dort u.a. die Fa. Groen & Janssen oder die Fa. Stahl- u. Anlagenbau Schmidt die Flächen.Verlässliche Zahlen über die geschaffenen Arbeitsplätze liegen uns leider nicht vor, sodass wir an dieser Stelle auf eine Angabe verzichten möchten.

    Industriegebiet Leer-Nord:

    1. Die Stadt Leer ist gemeinsam mit dem Kreis Leer Eigentümer der Flächen im Industriegebiet Leer-Nord. Bekannt ist, dass die Entwicklung dort vor allem an den Bodenverhältnissen gescheitert ist. Gibt es für die Aktivierung dieses Gebietet, dass immerhin über einen Emsanleger und Industriegleisanbindung verfügt (und damit trimodal ist) neue Vermarktungsansätze?
    2. Inwieweit spielt dieses Gebiet überhaupt noch eine Rolle für die Stadt Leer?

    Das Industriegebiet Leer-Nord spielt für die Stadt Leer nach wie vor eine große Rolle. Zum einen, weil die Stadt Leer zu 50 % beteiligt ist und zum anderen, weil es das einzige Gebiet ist, in dem planungsrechtlich die Ansiedlung von Industrieunternehmen möglich ist. Die Vermarktung erfolgt über die Geschäftsführung, die der Landkreis Leer innehat. Es erfolgt jedoch ein regelmäßiger Austausch.

    Die Nachfrage nach Grundstücken ist nach wie vor da und es konnten auch in den vergangenen Jahren einige Grundstücke veräußert werden. Zudem versuchen wir gemeinsam, die Attraktivität durch verschiedene Maßnahmen zu steigern. Dabei spielt natürlich auch die vorhandene Infrastruktur (Gleisanschluss und Emsanleger) eine bedeutende Rolle.

    Entwicklung der Gewerbesteuer:

    Wie haben sich die Steuereinnahmen der Stadt seit 2010 entwickelt? (bitte ggf. mit dem Hinweis, wann Erhöhungen stattgefunden haben).

    In 2010 belief sich das Steueraufkommen auf 22,2 Mio.€ bei einem Hebesatz von 350 v.H. In den darauffolgenden Jahren erfolgten Anhebungen des Hebesatzes auf zunächst 360 und 370 bis 395 v.H. Während der Jahre verzeichnen sich Schwankungen bei den Einzahlungen (zwischen 15,3 Mio. im Jahre 2011 und 30,4 Mio. im Jahre 2019). Die Einzahlungen für das Jahr 2020 beliefen sich auf 26 Mio. €, wobei in 2020 bereits die ersten Auswirkungen der Pandemie zu verzeichnen waren.

    Entwicklung der gemeldeten Unternehmen/ Neugründungen:

    1. Wie hat sich seit 2000 die Zahl der Unternehmen bzw. der Neugründungen in der Stadt Leer entwickelt?

    Laut den vorhandenen Daten des Gewerbeamtes belief sich die Zahl der Gewerbebetriebe in der Stadt Leer am 31.12.2002 auf 2969. Am 31.12.2020 belief sich diese Zahl auf 3.408, so dass hier eine Steigerung um 439 Fälle zu verzeichnen ist. Wenn die Stadt Leer mehr zu vermarktende Gewerbeflächen zur Verfügung hätte, dann wären diese Zahlen besser.

    1. Gibt es auch Daten zur Entwicklung der sozialversicherungspflichten Arbeitsplätze in der Stadt?

    Die Entwicklung bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten verhält sich wie folgt:  Das Landesamt für Statistik gibt die Zahl der Beschäftigten für die Stadt Leer im Jahre 2010 (Stand 30.06.) mit 18.348 Personen an. Die aktuellste Erhebung mit Stand vom 30.06.2020 beläuft sich auf eine Zahl von 21.823 Beschäftigte. Somit ist eine Steigerung von ca. 19 % (3.475 Beschäftigte) zu verzeichnen.

    Fördermöglichkeiten:

    Welche EU, Bund, Land, Kreis und städtische Fördergelder können Unternehmen, die sich in Leer ansiedeln bzw. erweitern aktuell in Anspruch nehmen? Sind diese Möglichkeiten geringer oder größer geworden in den vergangenen Jahren?

    Die Stadt Leer verfügt über kein eigenes Förderprogramm – aber zusammen mit Landkreis Leer und allen kreisangehörigen Gemeinden: Gemeinsam bieten wir für Existenzgründungen sowie Betriebserweiterungen und -übernahmen kleiner Unternehmen eine Förderung an. Der Förderhöchstsatz beträgt 10.000 € und wird mit Mitteln des Landkreises und der jeweiligen Gemeinde, in dessen Bereich das Unternehmen liegt, finanziert.

    Grundvoraussetzung für eine Förderung ist die Sicherung vorhandener und die Schaffung zusätzlicher Dauerarbeitsplätze. Gefördert werden u.a. materielle und immaterielle Vermögenswerte des Sachanlagevermögens.

    Bezüglich der Fördermöglichkeiten von der EU, vom Bund und vom Land steht die Wirtschaftsförderung allen Unternehmen und auch Einzelpersonen für eine Beratung zur Verfügung. Hierbei wird versucht, für das Unternehmen individuell die bestmöglichen Mittel zu eruieren und auch bei der Antragstellung zu begleiten und zu unterstützen.

    Gerade in der Zeit der Pandemie gibt es interessante Förderprogramme für die Unternehmen. So hat die Wirtschaftsförderung beispielsweise im letzten Jahr ein Unternehmen bei der erfolgreichen Beantragung der Fördermittel für eine größere Investition begleitet.

    Gesamteinschätzung der Situation:

    Wie ist die Stadt Leer im Wettbewerb um Neuansiedlungen im Vergleich zu anderen Orten der Region aufgestellt?

    Die Stadt Leer (Ostfriesland) ist ein zentraler dynamischer Wirtschaftsstandort in der Region mit vielen positiven Standortfaktoren. Ein wichtiger positiver Standortfaktor, der zu einer erfreulichen Wirtschaftsentwicklung beiträgt, ist die hervorragende Verkehrsinfrastruktur. Neben den Autobahnen A 28 und A 31, die Leer an das überregionale Fernstraßennetz anschließen, hat die Stadt Leer durch den Regionalflugplatz Leer-Papenburg Anschluss an die nationalen und internationalen Flughäfen. Zudem ist der Bahnhof Leer als Verkehrsknotenpunkt in Ost- West- und Nord-Süd-Richtung an das Interregionetz der Deutschen Bahn AG angeschlossen. Auch der tideunabhängige See- und Binnenhafen mit Gleisanschluss übernimmt für die dort ansässigen Unternehmen eine wirtschaftliche Verkehrs- und Transportfunktion. Standortfaktoren sind ausschlaggebend für die Attraktivität eines Standortes. So achten alle Unternehmen darauf, bevor sie sich an einem Ort niederlassen, sehr stark auf diese, da sie die Wirtschaftlichkeit ihres Unternehmens stark beeinflussen können.

    Immer wichtiger bei der Standortwahl werden aber auch die weichen Standortfaktoren. Hier spielen einerseits die unternehmensbezogenen und andererseits die personenbezogenen Faktoren eine wichtige Rolle.

    Unternehmensbezogene Faktoren beziehen sich z.B. auf die Wettbewerbsfähigkeit. Hier spielt das Wirtschaftsklima eine große Rolle. Die Wirtschaftsförderung bearbeitet Anfragen und Anträge umgehend im persönlichen Kontakt und unterstützt die Unternehmen bei der Koordination ihrer Anliegen. Aber auch Hochschul- und Forschungseinrichtungen, ein innovatives Milieu und die Leistungsfähigkeit der Wirtschaftsverbände spielen hier rein. Die Stadt Leer kann diesbezüglich von ihrem großen Netzwerk, z.B. ist sie Mitglied der Emsachse und des IT-Softwarenetzwerkes, profitieren.

    Aber die Stadt Leer profitiert auch von den personenbezogenen Faktoren, die für die Lebensqualität der Beschäftigten von Bedeutung sind. Die Stadt Leer kann hier mit der Qualität des Wohnens, mit dem Wohnumfeld, mit der Qualität der Schulen und Ausbildungsstätten mit der sozialen Infrastruktur und dem Freizeitangebot punkten. Denn die Stadt Leer ist eine gastliche und weltoffene Stadt mit einer lebendigen Innen- und Altstadt, einem hochwertigen Bildungsangebot, vielseitigen Kultur- und Freizeitmöglichkeiten und engagierten Menschen, die sich mit der Region, der Stadt und den Unternehmen identifizieren. Weitere positive Standortfaktoren sind eine stabile Arbeitsmarktstruktur und eine aktive Wirtschaftsförderung.

    Welche neuen konzeptionellen Ansätze verfolgt die Stadt, um neue Potenziale zu erschließen?

    Neben den klassischen Aufgaben der Wirtschaftsförderung werden im Zeitalter der Digitalisierung und insbesondere in der derzeit anhaltenden Pandemie die Kommunikationsmittel immer wichtiger, so dass die Stadt Leer im landkreisweiten Projekt Breitband konzeptionell einen Schwerpunkt sieht. Nicht nur die Erstellung von Corona-Infowebsites, einer Telefonhotline oder Info Newsletter stehen hier im Fokus, sondern auch die Entwicklung günstiger Bedingungen für die Wirtschaft, der Erhalt bestehender Arbeitsplätze und die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für die lokale Wirtschaft. Dieses sind wichtige Ziele der Wirtschaftsförderung. Konzeptionell stützen wir uns diesbezüglich auf verschiedene Methoden der lokalen Wirtschaftsförderung wie z.B. Beratung, Marketing, Grundlagenarbeit und Projektarbeit. Die Wirtschaftsförderung versteht sich als eine Art Netzwerker, denn wir sind einerseits Ansprechpartner für die Unternehmen bzw. lokale Wirtschaft und andererseits auch Moderatoren und Kommunikatoren zwischen den Unternehmen und verschiedenen Institutionen. Wir unterstützen, schaffen ein Netzwerk, wir sind Bindeglied zwischen Unternehmen und Fördermittelgeber und sind in der Region die Ansprechpartner für alle lokalen wirtschaftlichen Gegebenheiten.

    Welche Schulnote geben Sie als der Stadt, wenn es um Wirtschaftsförderung und Wirtschaftsfreundlichkeit geht?

    Die Wirtschaftsförderung und -freundlichkeit hängt eng mit den Aufgaben und dem Engagement, der Motivation und der Kompetenz der Wirtschaftsförderung zusammen.

    „Mein Team in der Wirtschaftsförderung ist hoch motiviert und engagiert und verfügt über die erforderlichen Kompetenzen“, so Bürgermeisterin Beatrix Kuhl. Berücksichtigt man zudem z. B. die Beobachtung und Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung, die Kontaktpflege mit Unternehmen, Interessenverbänden, Förderstellen und sonstigen der Wirtschaftsförderung dienenden Einrichtungen und Institutionen (z.B. NBank, IHK, Kreishandwerkerschaft, Landkreis) und die Mitarbeit in integrativen Projekten und Netzwerken, Arbeitsgemeinschaften und Gesellschaften, machen wir gute Arbeit. Wir würden uns aber gerne noch weiter steigern, indem wir auch die Aufgaben der Flächenvorsorge und Standortplanung mit Anwerbung und Förderung von Ansiedlungen, Umsiedlungen und Erweiterung von Unternehmen sowie deren Erhaltung erfüllen können. Dafür benötigen wir aber dringend die Weiterentwicklung des Gewerbegebietes an der Benzstraße.


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