Der Briefeschreiber

Der Briefeschreiber

Es ist das Jahr 2008. In wenigen Wochen soll beim Kreissporttag des Kreissportbundes Leer (KSB) der Vorstand in seinem Amt bestätigt werden. Dann flattert mit – wie fast immer – anonym ein Schriftverkehr ins Haus. Da soll doch der Vorsitzende des KSB, Bernd Lüning (Hesel) in den vergangenen Jahren Vorstandskollegen und Politiker, die ihm nicht wohlgesonnen waren, bei den jeweiligen Arbeitgebern – bitte den Ausdruck entschuldigen – „angeschissen“ haben. Und Herr Lüning soll – so zeigen die weiteren Recherchen – ein Wiederholungstäter sein…

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Der Kreistagsbeschluss

Der Kreistagsbeschluss

Aufgabe eines Redakteurs ist es, das Leben mit allen seinen Facetten (kritisch) zu begleiten. Er ist in der Zuschauerrolle und darf mit wertenden Kommentaren Anregungen geben, aber sollte selbst nie aktiver Akteur sein. Manchmal kommt es anders…

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Dieter Eilts und das weinrote Jackett

Dieter Eilts und das weinrote Jackett

Es ist einer der Tage, die du als Reporter nicht vergisst. 1991. Berlin. Das DFB-Pokalfinale steht an. Schon die Fahrt mit dem Auto von Wolgast in Vorpommern nach Berlin ist ein Abenteuer. Navigationssysteme gibt es noch nicht. In Berlin ist die Beschilderung noch durch die nicht einmal zwei Jahre zuvor niedergerissene innerdeutsche Grenze geprägt. Es gibt keine Hinweise, wie man aus dem Osten durch die Stadt zum Stadion kommt.

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Der Fake-Rücktritt

Der Fake-Rücktritt

Es ist Frühjahr 1991 in wilden Osten. Telefon gibt es (fast) nicht und so manche journalistische Geschichte kommt dahergelaufen. So auch an diesem Morgen. In unserem kleinen Büro in Wolgast stehen zwei, die sich als Ratsmitglieder bzw. Fraktionsvorsitzende der kleinen Gemeinde Trassenheide vorstellen. Sie wollen mir von der Ratssitzung vom Vorabend berichten. Wir nähern uns dem Thema an. Beide erzählen fröhlich drauflos und berichten, dass am Abend zuvor der Bürgermeister Helmut Kaliebe von seinem Amt zurückgetreten ist. Das Duo liefert tolle Zitate, erzählt übereinstimmend schlüssig, es könnte ein spannender Bericht werden. Natürlich versuche ich auch den besagten (Ex)-Bürgermeister irgendwie zu erreichen. Ich fahre in den Ort auf der Insel, treffe ihn aber nicht an. Nun gut, denke ich, über seine Reaktion und seine Begründung für den Rücktritt kann ich auch noch am nächsten Tag schreiben. Also erscheint die Geschichte auf der Titelseite des Wolgaster Anzeiger…

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Das kleine Polizeirevier

Das kleine Polizeirevier

Es ist April 1990. Ich habe die ersten Wochen als Volontär beim SonntagsReport hinter mir. Die Zeiten sind spannend, die Themenlage überschaubar. Die Termine, die in dieser Woche auf dem Tisch liegen, versprechen auch nichts Besonderes. Einer davon lautet: Besuch des SPD-Sicherheitsexperten im Niedersächsischen Landtag, Horst Milde, bei der Polizei in Rhauderfehn. Nun gut, fahre ich halt mal hin. Ich bin der erste Journalist, der vor Ort ist – und auch kein weiterer kommt an diesem Tag.

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Platte Nasen bei der Lebenshilfe

Platte Nasen bei der Lebenshilfe

Es ist Herbst 1990. Bevor es für mich in den „wilden Osten“ nach Wolgast gehen soll, arbeite ich für zwei Monate als Volontär für die Rheiderland-Zeitung – vor allem im Sport. Dann steht für das Lokal ein Termin bei der Lebenshilfe in Leer an. Dort wird an der Groninger Straße ein neues Wohnheim gebaut. Ich kenne die Lebenshilfe, habe dort in der Werkstatt meinen Zivildienst abgeleistet. Also bekomme ich den Auftrag, über diesen Termin zu schreiben. Treffpunkt ist die Baustelle. Die vielen Ehrengäste führt an der Spitze der damalige Sozialminister Walter Hiller (SPD). Die Reden zur Eröffnung sind so, wie ich es erwartet habe. Das neue Wohnheim mitten in der Stadt sei ein gelungenes Beispiel für die Integration der behinderten Menschen (von Menschen mit Handicap sprach damals noch keiner). Nach Teil 1 beim künftigen Albertus-Böse-Hauses (es wird im September 1991 eröffnet) wird in die Zentrale am Großen Stein eingeladen. Dort soll es auch – es ist Mittagszeit – eine Kleinigkeit geben.

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DER EMSKANAL

DER EMSKANAL

So richtig glauben konnte ich es nicht, was mir da aus einer Quelle Anfang Dezember 2008 „zugeflüstert“ wurde. Seit drei Monaten gebe es in der Staatskanzlei in Hannover eine Runde, bei der geplant wird, von Papenburg einen Kanal in Richtung Nordsee zu bauen. Einen Kanal quer durch Westoverledingen! Mit nur einer Aufgabe: die Überführung der Kreuzfahrtriesen der Meyer-Werft dauerhaft zu ermöglichen. Es sei absolutes Stillschweigen über diesen spektakulären, milliardenschweren Plan vereinbart worden, bis erste Fragen – beispielsweise die Kosten und die technische Machbarkeit – durch die Wasser- und Schifffahrtdirektion Nordwest in Aurich voruntersucht seien. Mein Informant ergänzte noch: Der „Kreis der Eingeweihten“ sei sehr klein. Wie immer, konnte sich der Informant darauf verlassen, dass niemals jemand erfahren würde, woher ich diese Info hatte. Aber ganz ehrlich: Ein sauteurer Kanal mitten durch den Kreis Leer? Und wenn der für die Meyer-Schiffe gebaut würde, dann müsste der ja auch ziemlich breit sein. Ich hatte Zweifel, ob an dieser Geschichte auch nur ein Wort stimmen könnte.

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DER RÜCKTRITT

DER RÜCKTRITT

Jahreswechsel 1994/1995. Nach vier wilden Jahren mache ich wieder Zeitung in der Leeraner Heimat. Bereits seit vielen Monaten ist der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt in den Medien. Ein Notvorstand ist eingesetzt, weil die Finanzen – ich drücke es mal vorsichtig aus – nicht in Ordnung sind. Von Schulden wird geschrieben, von finanziellen Schwierigkeiten. Irgendwie lässt mir das Thema keine Ruhe, schließlich betreut die AWO viele Menschen und ist Arbeitgeber vieler Menschen. Ich entscheide mich, genauer hinzusehen und in die Recherche einzusteigen. Eine gute Entscheidung. Schon bald stellt sich heraus, dass die drohende Zahlungsunfähigkeit nicht durch einen einzigen Fehler entstanden ist, sondern über Jahre hinweg Misswirtschaft betrieben wurde. 2,8 Millionen Euro Schulden sind aufgebaut worden. Ein vielfaches des Defizites, was bisher öffentlich beannt war. Und: Anders – als es bisher versucht wurde, darzustellen – ist diese Summe nicht durch Gegenwerte wie Immobilien abgesichert.

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DAS GROSSFEUER

DAS GROSSFEUER

Dezember 1990. Bisher ein Tag, an dem wenig los ist. Keine Termine, viele Themenideen und immer die Frage: Wie macht man eigentlich Zeitung ohne Telefon? Plötzlich gehen am frühen Abend in Wolgast die Sirenen. Flugs die Kameratasche geschnappt und los geht’s. Ich laufe Richtung Hafen – und das Unheil ist bereits aus der Ferne zu sehen. Einer der alten Speicher am Hafen steht lichterloh in Flammen. Mein erster Einsatz vor Ort. Ich bin gespannt, wie das wird. Während ich zur Brandstelle laufe, kommen immer mehr Feuerwehrfahrzeuge – darunter auch mehrere typische BARKAS – und die Polizei mit ihren Warthburgs und „Tatütata“ an die Brandstelle.

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DIE DRUCKLATERNE

DIE DRUCKLATERNE

Es ist ein „lausiger“ Sonntag, dieser 2. Dezember 1990. Es ist der Tag der ersten Bundestageswahl im vereinten Deutschland. Und der Tag, an dem ich mich mit einem vollbepackten VW Golf auf den Weg nach Wolgast mache. Nun geht es also richtig los, das Abenteuer in der ehemaligen DDR. Was wird mich erwarten im „wilden Osten“? Wie wird es sein, morgens im grauen Wolgast fern der Heimat aufzuwachen? Wie werden die Menschen auf den jungen Journalisten aus dem Westen reagieren? Das sind nur einige der Fragen, die mich bis zur Ankunft vor den Toren Usedoms sechs lange Autostunden – etwa 600 Kilometer teils über „Buckelpisten“ bei Regen und Schnee – beschäftigen werden.

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